AK Eilbek: Der 45 Jahre alte Prof. Jürgen Wollenhaupt ist einer der renommiertesten Rheumatologen Deutschlands.
Wenn Prof. Jürgen Wollenhaupt (45) spätabends mit seiner vierjährigen Rhodesian-Ridgeback-Hündin Dura an der Elbe spazieren geht, liegt oft ein 10- bis 12-Stunden-Arbeitstag hinter ihm. "Zeitmangel", denkt er dann, "ist mein größtes Problem." Das ist nicht unbedingt erstaunlich. Schließlich gilt Wollenhaupt als einer der der renommiertesten Rheumatologen Deutschlands. Er leitet seit vier Jahren Hamburgs einzige Krankenhausabteilung für Rheumapatienten, die Abteilung für Rheumatologie und Immunologie im AK Eilbek. Und jeder Tag ist prall gefüllt mit Besprechungen, Therapiemaßnahmen, Studien über neue Medikamente, Chefvisiten oder Fortbildungen. Und auch in seiner Freizeit beschäftigt den Rheumatologen das Wohl der Patienten: Er ist stellvertretender Landesvorsitzender der Rheuma-Liga, einem der größten Selbsthilfeverbände Deutschlands. Als Vorstandsbeirat der Fachgesellschaft für Rheumatologie engagiert er sich für die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses. Dass der Mediziner diese Fachrichtung einschlug, war aber eher Zufall. "Ich wollte mich auf Krankheiten spezialisieren, die den gesamten Körper betreffen. Deshalb kamen für mich Hormonforschung und Rheumatologie in Frage. Als ich meine erste Stelle antrat, sagte mein Chef zu mir: ,Die Hormonforschergruppe ist voll, fangen Sie erst mal mit Rheuma an.'" Dabei ist es dann geblieben. "Ich finde es sehr spannend, wie der Körper bei Entzündungsvorgängen von Zelle zu Zelle miteinander spricht", sagt Wollenhaupt. Zudem gefällt es ihm, dass er seine Patienten über längere Zeit begleiten kann, ihnen helfen kann, mit dieser chronischen Krankheit zu leben, die oft schon im Kindes- und Jugendalter beginnt. Die häufigste Rheumaform ist die chronische Polyarthritis (CP), auch rheumatoide Arthritis genannt - bei der das Immunsystem Antikörper gegen eigene Körperzellen bildet und so eine Entzündung hervorruft. "Klassische Symptome sind Gelenkschmerzen, die auch in Ruhe bestehen und eine Gelenkschwellung, die ohne Überbelastung auftritt", so der Rheumatologe. Dann kommen ein allgemeines Krankheitsgefühl, Leistungsschwäche und eine morgendliche Steifigkeit in den betroffenen Gelenken hinzu. Die CP beginnt in den kleinen Fingergelenken und greift langsam auf größere Gelenke über. Häufig läuft das parallel auch in den Zehengelenken ab. "Unser Ziel ist, Rheuma schon zu erkennen, wenn sich an den Gelenken noch keine Veränderungen gebildet haben, um die Knochenzerstörung gar nicht erst eintreten zu lassen. Durch Kernspintomographie und Ultraschalluntersuchung können wir auch die Weichteile, die Gelenkflüssigkeit und eine Knochenentzündung sehen, ohne dass sie schon zur Knochenzerstörung geführt hat." Eine frühzeitige Diagnose ist heute wichtiger denn je: "Wenn wir in den ersten sechs Monaten der Erkrankung spezielle entzündungshemmende Medikamente einsetzen, können wir oft das Rheuma noch zur Ausheilung bringen", sagt Wollenhaupt. Für die Zukunft ist er optimistisch: "Ich glaube, dass schwerste Bewegungseinschränkungen durch neue Medikamente und frühzeitige Behandlung künftig immer weniger werden." Neben entzündungshemmenden Medikamenten erhalten die Rheumapatienten spezielle Schmerzmittel, die besser verträglich sind als früher. "Es gibt neue Medikamente, die keine Magengeschwüre als Nebenwirkung hervorrufen." Bei aller Liebe zu seiner Arbeit wünscht sich Wollenhaupt manchmal mehr Zeit für die Familie, Ehefrau Katharina (43), ebenfalls Ärztin, die Kinder Hanna (15), Charlotte (13) und Carl (10). So ist er, wenn er frei hat, am liebsten zu Hause. "Hier in Hamburg gefällt es mir gut. Rheinländische und Hamburger Mentalität scheinen sich zu ergänzen", lächelt Wollenhaupt. "Ich bin gesund und habe eine Familie, mit der ich mich gut verstehe. Was soll ich mir da noch wünschen?"