Serie: Hamburgs Flüsse und ihre Geschichte
Wasser, die am Nordufer der Elbe quellen, suchen den Weg nach Süden zum Strom, wie Pepermölenbek oder Flottbek. Nur die Düpenau macht sich in die Gegenrichtung davon. Ihr Weg gleicht einer Flucht aus den steinernen Fesseln der Großstadt.
Was wäre auch anderes zu erwarten von einem Bach, der in einem Regenwassersiel zur Welt kommt? Der als Kind an der Osdorfer Landstraße 400 Meter lang ins Rohr muss? Der seine Jugend im Kanal-Knast der Bongossi-Verbaue verbringt, dessen Kumpel Namen wie "Luruper Moorgraben" tragen und noch mehr unter den Krankheiten der Zeit leiden als er selbst?
Eine Wanderung an dem Unterschichtengewässer zeigt: Immerhin hat ein neuzeitlicher Naturschutz der Düpenau verschafft, was im Strafvollzug Hafterleichterung hieße: Tief eingeschnittene, steile Böschungen wurden renaturiert, überflüssige Ufersicherungen entfernt, allzu schattige Ufergehölze ausgedünnt.
Das Ergebnis macht Hoffnung: Unter den Trabantentürmen am Osdorfer Born weitet sich an der Düpenau ein Landschaftsschutzgebiet mit Auen und Grünland.
Schon wachsen wieder Wasserpflanzen, und Krebstierchen bilden eine bescheidene Urbevölkerung. Auf dem Helmut-Schack-See aber schwimmen dann Stockente und Blesshuhn. Unter den Uferbäumen nutzen Radler, Jogger, Angler und Hundefreunde das Naherholungsgebiet.
2,2 Kilometer hinter seinem Geburtssiel gibt der Bach die Hamburger Staatsbürgerschaft ab, bringt noch einmal die gleiche Strecke in einem Grüngürtel durch Schenefeld hinter sich und fließt dann in die große Freiheit der Wiesen und Moore von Halstenbek.
Vorbei an Reitställen, Trimm-Dich-Pfaden und einem Rodelberg schlängelt sich die Düpenau im weiten Bogen durch Knicks und Koppeln nach Norden, bis sie an der A 23 in die Mühlenau fließt.
Wie anderswo sollen die Umweltsünden jetzt wiedergutgemacht werden: Seit 2002 fordert ein Landschaftspflegerischer Begleitplan die Rückverwandlung in einen Bach der guten alten Zeit.
Noch aber drückt sich die Düpenau, etwa hinter dem Schenefelder Industriegebiet, ziemlich einsam und unbeachtet durch die letzten Lücken der überall grassierenden Bodenversiegelung.