Das Naturschutzgebiet "Rodenbeker Quellental" am Alsterwanderweg zählt zu Hamburgs schönsten Winkeln. Der Bach, der dem Märchenwald den Namen gibt, ist klein. Er kommt in einem verwunschenen Waldtümpel neben dem Wohldorfer Damm zur Welt, schlängelt sich durch Unterholz, füllt den Rodenbekteich mit seinen vier kleinen Inseln, holt unter uralten Stiel- und Traubeneichen noch mal tief Luft und stürzt sich dann am Wanderweg der Alster in die Arme.

Wie andere Flüsse und Bäche des Nordens floss auch die Rodenbek vor 18 000 Jahren unter dem Gletscher hervor, der sich über Ahrensburg türmte. Vor 12 000 dann waren die Gletscher verschwunden, die Täler versandeten, Sümpfe und Moore breiteten sich aus. Die Rodenbek wandelte sich vom Fluss zum Bach, führte aber immer noch viel mehr Wasser als heute. Erst im Mittelalter machte der Mensch das Ufer urbar, die erste Mühle taucht 1345 in Urkunden auf.

Die Neuzeit zwingt den Bach wie so viele andere in ein begradigtes Bett, aus dem Mäander wird ein Abflusskanal. Doch später korrigieren Naturschützer das technokratische Todesurteil, renaturieren den Wasserlauf, schenken der Rodenbek wieder schöne Schleifen und reanimieren Fauna und Flora: Jetzt schwimmen 14 Fischarten durchs Wasser. Die Quellen im Quellental sind Rinnsale von Hang- und Sickerwasser, die aus wasserführenden Erdschichten ins Tal fließen. Sie gehören zu den wenigen natürlichen Wasseraustritten auf Hamburger Landesgebiet. Botaniker finden hier unter anderem elf Waldformen. Manche Forstflächen sind 300 Jahre alt. Ornithologen zählen 38 Vogelarten. Um die Zukunft der Rodenbek braucht sich heute niemand mehr Sorgen zu machen.