"Achtung bei der Abfahrt!", warnt der Tour-Führer vor einer steilen Stelle an der Brücke über die Autobahn nach Lübeck. "Ungeübte Skater und Skaterinnen sollten lieber seitlich absteigen." Zu einem "wunderschönen Pappelbestand" heißt es: "Hier haben die Wurzeln den Asphalt etwas aufgeworfen, also schön mit den Knien abfedern." Die Ratschläge gelten Roller-Fans auf Hamburgs schönster Piste: dem für Autos gesperrten Fahrstreifen am Nördlichen Bahngraben mitten durch die Marschlande.
Der Nördliche und der Südliche Bahngraben rahmen sieben Kilometer weit die Gleise ein und sind längst viel mehr als nur jene alten Entwässerungskanäle, die beim Bau der Eisenbahn nach Bergedorf und Berlin vor eineinhalb Jahrhunderten angelegt wurden: Durch ihre blaue Linie wandern Moorfrosch, Kreuzkröte oder Kammmolch in breiter Front vom Naturschutzgebiet Boberger Dünen zum Naturschutzgebiet Reit und zurück. Auch Fasan und Rebhuhn, Fuchs und Hase nutzen die Grünbrücke zwischen Geestrand und Elbe. Die schönste Wanderung verbindet die S-Bahnstationen Billwerder-Moorfleet, Mittlerer Landweg, Allermöhe und Nettelnburg. Der Nördliche Bahngraben ist gut vier Meter breit und zwei Meter tief. Nach Süden zwar begrenzt der Bahndamm die Aussicht und der Lärm den Naturgenuss, nach Norden aber geht der Blick weit über Felder, Wiesen und Weiden.