Serie: Hamburg am Wasser - das Abendblatt stellt Flüsse und ihre Geschichte vor
Die Berner Au hat es nicht leicht: Im Sommer muss schon mal die Feuerwehr ran, um sie zu füllen. Ihre Quelle "sprudelt" in den Waldtümpeln südlich des Saseler Wegs. Ihr Einzugsgebiet ist mal dänisch, mal preußisch und erst seit 1937 hamburgisch.
Als sie noch "Bernerbach" hieß, wanderte der wertvolle Ton ihrer Ufer Backstein für Backstein in die wachsende Stadt, und das zarte Grün der Au verschwand unter schweren Frachtwagen aus Ungarn und Schweden mit Kupfererz für die Metallmühle.
Für die Menschen war es dort nicht einfach: Im Mittelalter plünderten Raubritter die Kaufmannschaft aus, 1556 trieb der Gutsherr Heinrich von Huttlen seine Leute erst zur Verzweiflung und dann sogar zu einem Bauernaufstand, in den Hamburg eingreift - auf Seiten der Geplagten.
Heute wohnen in dem Stadt- teil Farmsen-Berne 34 000 Menschen, und der schmale Fluss Berner Au ist das schönste Freizeit- und Feierabendwasser weit und breit. Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Hundefreunde teilen sich friedlich die Wanderwege im Berner Wald.
Im Berner Gutshof fand früher der Gesandte des Kaisers aus Wien die angemessene Sommerfrische. Detlev von Liliencron machte Park und Herrenhaus zum Schauplatz einer bitteren Episode seines Romans "Leben und Lüge": Ein Hamburger Waisenmädchen steigt dort dank der Milde einer alten Gräfin zur Hofdame auf, reist nach Paris und wird in den Wirren der Französischen Revolution enthauptet.
Ein Grünzug umgibt den kleinen Gutsteich am Rahlstedter Weg. Vögel singen, Schmetterlinge gaukeln, nur leise dringen das Rattern und Rauschen von U-Bahn und Straße durch Wäldchen und Gärten ans Ohr. Im Sommer aalen sich Sonnenhungrige im nahe gelegenen Naturbad Farmsen auf 200 Meter Sandstrand.
Der Kupferteich ist das Kernstück des Biotops. Fremde "Flossenwanderer" aus der nahe gelegenen Wandse klettern seit zwei Jahren über eine Fischtreppe in die Berner Au, um sich neue Lebensräume zu erobern.
Das moderne Wehr hebt und senkt den Wasserspiegel automatisch nach den Notwendigkeiten der Natur: So soll verhindert werden, dass die Feuerwehr einmal zu spät kommt, die Berner Au trocken fällt und die Kette des Lebens reißt.
Morgen: Bornbach