Serie: Hamburg am Wasser - das Abendblatt stellt Flüsse und ihre Geschichte vor
Der Auftrag ist klar: "Haut tot, schlaget tot, alles umbringen", brüllen die Hauptleute, als das wilde Heer im Februar 1620 in den Vierlanden einfällt und plündert. "Die Einwohner wurden misshandelt", schreibt Hamburg-Chronist Jacob Gallois, "dann durchstach das Kriegsvolk den Gammer Deich."
Fast vier Jahrhunderte später hallen friedlichere Anfeuerungsrufe über die Regattastrecke am Eichbaumsee: Wenn von Schlägen die Rede ist, sind Ruderschläge gemeint. Zwischen Deichen und Eichen fließt einer der schönsten Freizeitflüsse der Hansestadt: Die Dove Elbe verbindet auf 18 Kilometern Natur pur und Gärten satt, Kirchen und Kunst. Im Hochmittelalter strömt hier der Hauptarm der Elbe, den Wurten der Bauern droht jedes Frühjahr die Überflutung. 1420 übernehmen Hamburg und Lübeck die Vierlande, drainieren sie und bauen 1427 einen Damm, der das Wasser nach Süden leitet. Dort geht prompt das Land der Lüneburger baden.
Die Herzöge protestieren und prozessieren 200 Jahre lang, bis sie ihr Recht per Totschlag suchen. Doch die Hamburger reparieren den Deich, und der Streit ums Elbwasser geht bis in Bismarcks Zeiten weiter. In der Zwischenzeit wachsen an der Dove Elbe und ihrer Schwester Gose Elbe Obstbäume, entstehen Bauernhäuser, Kirchen, Windmühlen auf der fetten Marsch.
1951 dämmt ein Deich in Tatenberg auch die Mündung der Dove Elbe ein. Seither tränkt der degradierte Strom nur noch Gemüsegärten und Weizenfelder. Fahrradklubs rollen über Deichkronen, ein Kanuverleih macht Wasserwanderer mobil. Am Reitdeich warnt ein Schild: Frösche! Im Frühjahr hüpft eine Amphibien-Armada zum Laichgewässer über die Deichkrone. Sie sind die Stars im Naturschutzgebiet: "Froschkönig und Krötenpaul", beim Werben um ein Weibchen, "das, hat es sich dem Liebesquaken erbarmt, den Galan aufgebuckelt zum Laichplatz schleppen darf", lautet ein Text der Umweltbehörde. Unfälle auf der Hochzeitsreise sind inzwischen ausgeschlossen: Schranken halten Autos fern.
Montag: die Este