25 Anrufe zeitgleich bei Bezirken und der Hotline 115. So reagieren die Beamten.
Hamburg. "Aus der Nebenwohnung hören wir schon den ganzen Tag ein Kind schreien. Was tun?"
"Ich ziehe im nächsten Monat nach Hamburg. Kann ich dort bereits bei der Europa-Wahl wählen gehen?"
Zwei einfache Fragen. Und die Antworten? Bei Anruf Behörde: In einer großen Aktion hat das Abendblatt jetzt die Hamburger Ämter getestet. Am vergangenen Freitag um 11 Uhr - einer Zeit, die als ungünstig gilt, um bei Behörden Anliegen vorzutragen - haben 25 Reporter zeitgleich mit unterschiedlichen Fragen bei der Hamburg-Hotline, der neuen Servicenummer 115, und bei den Ämtern direkt angerufen.
Die Ergebnisse gibt es heute - in der ersten Folge des elfteiligen Behördentests. Eine Erkenntnis vorab: Die Behörden sind in vielen Fällen besser als ihr Ruf. Denn um den ist es schlecht bestellt. Nach einer Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Abendblatts hält ein Großteil der Hamburger Beamte für sture Bürokraten, die Behördendeutsch sprechen und zu hohe Gebühren verlangen. 72 Prozent finden Beamte "bürokratisch".
Gleichzeitig loben aber 59 Prozent die gründliche Arbeit in den Amtsstuben, 58 Prozent schätzen die Arbeit der Behörden als korrekt und ordnungsgemäß ein. 59 Prozent fühlen sich bei ihren Behördengängen freundlich beraten, und 58 Prozent der Befragten halten die Mitarbeiter in den Behörden für sehr kompetent.
Außerordentlich gut schneidet Hamburgs Polizei ab: 90 Prozent nehmen die Beamten in Uniform als sehr hilfsbereit und überwiegend bürgernah wahr. Als Gesamtnote für alle Behörden vergaben die Hamburger im Schnitt eine 2,8.
Manche Service-Leistungen verdienen sogar eine Eins - wie dieses Beispiel aus dem Abendblatt-Test zeigt: "Wir möchten ein Auto von Hannover nach Hamburg überführen. Wo gibt es das Überführungskennzeichen?", lautete die Frage. Wenige Sekunden später ist der zuständige Beamte am Apparat. Freundlich in der Stimme, kompetent in der Auskunft und sehr schnell in der Hilfe.