Rolf Steil , Chef der Hamburger Arbeitsagentur, über Service in Zeiten der Krise.
Hamburger Abendblatt:
Herr Steil, warum muss ich so viele Papiere ausfüllen, bevor ich vorgelassen werde?
Rolf Steil:
Das sogenannte "Arbeitspaket", das Sie ausfüllen, wurde durch die Hartz-IV-Reformen eingeführt. Der Gesetzgeber hat darin den Grundsatz ausgegeben: fördern und fordern. Deshalb sollen Sie sich mit Ihrer Situation auseinandersetzen und sich darüber klar werden, wo Sie mit Ihren Fähigkeiten stehen - das ist die berufliche Selbstreflexion. Außerdem dienen die Angaben der gezielten Vorbereitung auf Ihr Gespräch mit Ihrem Vermittler. Denn Arbeitsuchende, die motiviert und gut vorbereitet sind, haben auch beim Arbeitgeber bessere Chancen.
Abendblatt:
Was hat sich im Umgang mit den Kunden geändert?
Steil:
Wir bemühen uns wirklich, Dienstleister zu sein. Wir treten den Menschen gegenüber freundlich auf, wir nehmen sie als Partner im Prozess der Jobsuche an. Die frühere Muffigkeit ist weg. Und wir haben den Aufbau innerhalb unserer Agentur vor Ort verändert: den Empfangsbereich, die Wartezone, den Beratertermin. Und diese Struktur empfinden die Menschen als sehr angenehm.
Abendblatt:
Welche Pflichten haben die Arbeitsvermittler?
Steil:
Jeder muss sein Fachwissen ständig auf dem aktuellen Stand halten, was wir in unseren Dienstbesprechungen auch überprüfen. Wir sind zwar eine Behörde mit rund 1400 Mitarbeitern - aber unsere Ziele und Ergebnisse steuern wir wie ein Unternehmen. Wir lassen z. B. deutschlandweit regelmäßig Kundenbefragungen durchführen. Beim Thema "Zufriedenheit und Unterstützung bei der Stellensuche" belegen wir Platz 9 von 176 Agenturen und haben die Note 2,51 bekommen. Unsere Vermittler im Haus werden trainiert in Kommunikation und Stressbewältigung.