Serie: Der Behördentest Wer schon einmal innerhalb Hamburgs umgezogen ist, und das auch noch mit Kindern, kennt den Stress. Ummelden ist da noch die leichteste Übung. Alles andere ist schon komplizierter. Hat Abendblatt-Redakteurin Sabine Sautter herausgefunden.
Tausche Vorstadt gegen City: von Poppenbüttel nach Winterhude. Umziehen. Das allein ist schon schrecklich genug - mit zwei Kindern wird die Sache nicht leichter. Eine andere, weiterführende Schule muss her und ebenso ein neuer Hortplatz. Auch den Kinderarzt wollen wir wechseln. Von einer neuen Musikschule, Turnverein, Chor und Schwimmunterricht ganz zu schweigen. Doch zuerst einmal heißt es ganz pragmatisch: ummelden.
Donnerstag morgens um 9 Uhr stehe ich auf der Matte des für mich zuständigen Kundenzentrums Alstertal am Wentzelplatz 7 in Poppenbüttel, Fachamt Einwohnerwesen. Die Adresse hatte ich problemlos beim Bezirksamt Wandsbek erfragt. Weil ich gleich im Anschluss weiter zur Arbeit fahre, bin ich mit dem Auto unterwegs. Und bereue das natürlich sofort: kein Parkplatz weit und breit. Die vor dem Amt vorhandenen Stellflächen sind sämtlich besetzt. Ich warte einige Minuten, und fahre dann ins benachbarte, gebührenpflichtige Parkhaus. Das erste Geld ist schon futsch.
Dann kann es endlich losgehen. Erster Eindruck: Der flache, containerartige Bau älteren Jahrgangs sieht ein bisschen schmuddelig aus. Gleich hinter dem Eingang gibt es eine Art Rezeption, die Dame drückt mir ein Ummeldeformular in die Hand. Rechts neben dem Tresen sind Sitzbänke für die Wartenden aufgestellt. Einen abgegrenzten Warteraum gibt es nicht, und da sich die automatisch betriebene Eingangtür öfter öffnet, zieht es in dem Wartebereich ganz schön.
Aber ich habe Glück: Da lediglich eine Person vor mir wartet, bin ich nach wenigen Augenblicken dran. Die Sachbearbeiterin im Großraumbüro lächelt mir freundlich zu. "Was kann ich für Sie tun?" Ich schildere mein Anliegen. Nach kurzem, verständnisvollen Nicken erklärt sie mir, was ich zu tun habe. "Wir brauchen Ausweise und Geburtsurkunden der Kinder. Dazu Name und Adresse des neuen Vermieters." Kostenpunkt: 6 Euro.
Ob der Vater auch mit umzieht? Super, die Frau denkt mit. Nein, das Paar lebt getrennt. Wieso das wichtig ist? "In diesem Fall brauche ich eine Einverständniserklärung des Kindsvaters zum Umzug und seinen Personalausweis. Am besten, er kommt gleich mit, damit es auch beim ersten Anlauf klappt." Guter Tipp. Es wird aber noch besser: "Haben Sie ein Auto? Falls ja, können Sie es gleich mit ummelden. Macht 11,40 Euro." Vielen Dank, das war informativ. Das wäre also schon mal geschafft.
Wie man nach einer neuen Schule und Hortplatz sucht, versuche ich über die neue Behördennummer 115 herauszufinden. Nach leicht sphärisch-beruhigender Musik nimmt nach zweimaligem Klingeln eine Mitarbeiterin ab. Die Dame nennt mir nach Schilderung meines Anliegens sofort die Telefonnummer des Schulinformationszentrums mit mehreren Durchwahlen und nennt sogar ungefragt die Sprechzeiten (10-18 Uhr) dazu. Für den Hortplatz sei wiederum das Jugendamt Kümmelstraße zuständig, folgen direkte Durchwahl samt Sprechzeiten. Ich bin echt beeindruckt. Beginne, in langen Jahren leidvoller Erfahrung aufgebaute Vorurteile gegenüber Ämtern und Verwaltungsmitarbeitern abzubauen.
Lediglich bei der Suche nach einem neuen Kinderarzt kann die Mitarbeiterin nicht weiterhelfen. "Da darf ich Ihnen keine Empfehlung geben. Am besten hören Sie sich an Ihrem neuen Zuhause um, was die Mütter dort erzählen. Danke für Ihr Verständnis." Da habe ich doch glatt Verständnis dafür.
Jetzt die neue Schule: Unter der Rufnummer des Schulinformationszentrums geht allerdings niemand ans Telefon. Ich bin hartnäckig, und lasse es klingeln. Nach 20-maligem Läuten wird die Leitung gekappt. 40 Minuten später und nach mehreren Anrufversuchen erwische ich den Sachbearbeiter doch noch. Er erkundigt sich höflich, in welche Klassen meine Kinder gehen und sagt mir, was zu tun ist. "Sie müssen erst mal das Gymnasium über ihren Wegzug informieren." Gut, aber wie danach ein Gymnasium mit musischer Ausrichtung für meine Geige spielende Tochter finden? Kurzangebundene Antwort: Dafür sei eine Kollegin von der Gymnasialverwaltung da. Nummer folgt. Da es mittlerweile 15.12 Uhr ist, frage ich, ob die Dame noch erreichbar sei? "Sicher, bis 15.30 Uhr." Pustekuchen - nach 20-maligem Durchklingeln wird die Verbindung unterbrochen. 15 Minuten später versuche ich es wieder - Fehlanzeige. Auch die Informationstour nach dem Hortplatz stellt sich als langwierig heraus. Die Dame beim Jugendamt an der Kümmelstraße will mich erst gar nicht. "Da müssen Sie sich nach Wandsbek wenden. Die sind für Sie zuständig." Aber das ist doch der alte Bezirk, werfe ich kritisch ein. "Ach ja. Sie habe recht. Dann rufen Sie bitte eine andere Kollegin an." Wieder eine neue Durchwahl. Langsam reicht es mir. Dort springt sofort ein Band an. Text der Ansage: "Aus organisatorischen Gründen sehen wir uns leider gezwungen, vorübergehend unsere telefonische Erreichbarkeit einzuschränken. Persönlich erreichen Sie mich mittwochs zwischen 10 und 12 Uhr. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an das Geschäftszimmer, täglich zwischen 8 und 12 Uhr. Vielen Dank für Ihr Verständnis." Willkommen in der Wirklichkeit.
Die Noten Anbindung: 1
Behindertengerecht: 3
Kundenführung: 1
Wartezeit: 1
Parkplätze: 5
Kinderfreundlichkeit: 4
Ambiente: 5