Es ist ein bisschen wie ein Nachbarschaftstreff. Hier oben im 6. Stock des Eimsbütteler Bezirksamtes, Abteilung Kindertagesbetreuung,

Es ist ein bisschen wie ein Nachbarschaftstreff. Hier oben im 6. Stock des Eimsbütteler Bezirksamtes, Abteilung Kindertagesbetreuung, Donnerstagvormittag um 11.30 Uhr. Auf dem engen Flur sitzen Mütter mit ihren Kleinkindern, die man vom Sehen aus dem Viertel kennt. Kinderwagen blockieren sich gegenseitig. "Ach, ihr braucht auch einen Kitagutschein?" Man sagt es, als sei dieser jährliche Gang zur Behörde so mit das Übelste, was einem an diesem Tag passieren kann. Schlimmer noch als quengelige Kinder an der Supermarktkasse. Schlimmer als Kinder, die nicht ins Bett gehen wollen. Zum Glück sind wir viele. Das macht es weniger schlimm.

Und eigentlich kann nichts schiefgehen: Anfang des Monats hatte ich beim Jugendamt, Abteilung Kindertagesbetreuung, angerufen, weil ich nicht sicher war, welchen Antrag ich online ausfüllen muss. Die Durchwahl habe ich aus dem blauen Handbuch "Mit Hamburg verbunden". Der Anschluss ist sofort frei. Frage: "Reicht ein gemeinsamer Antrag für die Dreieinhalbjährige, deren Kitagutschein lediglich erneuert werden muss, und für das Baby, das ab Juli in die Krippe kommen soll und einen ganz neuen Kitagutschein benötigt?"

Eine etwas schwer zu verstehende, aber sehr freundliche und geduldige Mitarbeiterin antwortet: "Sie können einen Folgeantrag für beide Kinder ausfüllen. Wichtig ist noch die Bescheinigung des Arbeitgebers über Ihre zukünftigen Arbeitszeiten und die Ihres Ehemannes." Dann hat sie mich noch auf die Öffnungszeiten der Abteilung hingewiesen.

Das Ausfüllen des Onlineformulars war ganz einfach. Nur für die Adresse des Arbeitgebers bietet das Formular nicht ausreichend Platz, so dass ich die Adresse handschriftlich ergänzen musste.

Dennoch bleibe ich skeptisch. Im vergangenen Jahr war ich auch mit allen Unterlagen hierher gekommen, um sie persönlich mit meiner damaligen Sachbearbeiterin durchzugehen. Monatelang hatte ich dann nichts mehr von ihr gehört. Erst auf telefonische Nachfrage sagt sie mir schließlich, dass doch noch Auskünfte für einen erneuten Kitagutschein fehlen.

Heute bin ich gut vorbereitet. Trotzdem: Wer ist hier wofür zuständig? Es fällt schwer, anhand der Auskünfte an den meist verschlossenen Bürotüren nähere Informationen zu bekommen. Also klopfe ich vorne im Büro an und treffe ausgerechnet zufällig auf den Sachbearbeiter, der für mich zuständig ist. "Gehen Sie doch schon mal in mein Büro. Ich komme gleich." Dort schiebe ich den Kinderwagen rein, setze mich hin. Michael Sch. kommt herein und legt sofort los: "Dann mache ich Ihnen die Gutscheine jetzt fertig."

Ich bin völlig überrascht. Bislang hat es wochen-, sogar monatelang gedauert, bis ich den Gutschein schließlich per Post erhalten habe. Ich frage: "Wieso geht das denn bei Ihnen so schnell?" Er lacht und sagt: "Weil ich so jung bin. Nein, weil wir das aufgeteilt haben. Ich bin für Folgeanträge zuständig. Bei Erstanträgen dauert es länger." Er erklärt mir noch, welche Leistungsart (also die wöchentliche Betreuungszeit) mir zusteht, fragt mich nach meinen Wünschen und rechnet mir aus, was mich die beiden Kitagutscheine monatlich kosten werden. Nebenbei lächelt er immer wieder meine kleine Tochter an.Wir plaudern noch über die schöne Aussicht aus dem 6. Stock und darüber, ob er eigene Kinder hat. Er fühlt sich aber mit 24 noch zu jung dafür. "Ich mag Kinder und habe in meinem Job ja täglich Kinder um mich." Ich frage noch, ob die Kantine des Bezirksamtes im 12. Stock zu empfehlen ist. "Nur, wenn es Currywurst Pommes gibt", sagt der nette junge Mann. Nach etwa 20 Minuten sind wir fertig. Ich gehe mit beiden Kitagutscheinen in meiner Hand aus seinem Büro. Noch nie hat mich ein Gang zum Bezirksamt so glücklich gemacht.