Gladbeck. Mehr als 400 Bäume und Sträucher pflanzt der ZBG neu an in Gladbeck. Bei der Auswahl waren mehrere Kriterien ausschlaggebend.

Der Aufschrei war groß in der Gladbecker Bevölkerung: 80 Bäume sollten der Axt zum Opfer fallen – was nun auch trotz aller Widerstände in die Tat umgesetzt wurde. Doch der Zentrale BetriebshofGladbeck löst in diesen Tagen ein Versprechen ein: Es wird aufgeforstet, und zwar üppig.

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Mehr als 400 Bäume und Sträucher in verschiedenen Wachstumsstadien sollen hier Wurzeln schlagen. Die ZBG-Fachleute haben die Auswahl der Arten mit viel Bedacht getroffen. Mehrere Kriterien gaben den Ausschlag.

Kritische Stimmen gegen die Fällung von 80 Bäumen wurden laut

Der Aufforstung ging ein Sturm der Entrüstung voraus. 80 Bäume, die gefällt werden: Das muss nicht sein, so die aufgebrachte Kritik. „Doch“, hieß die Experten-Antwort aus Gladbeck.

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Ohne Komplikationen, so Ralf Sonnenberg vom ZBG, sei die Fällung über die Bühne gegangen. Der Auftrag wurde an eine Fremdfirma vergeben. „8000 Euro haben die Fällarbeiten gekostet, darin ist der Holzgewinn eingerechnet“, sagt der Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung, „sonst wäre es teurer geworden.“

Mit schwerem Gerät, unter anderem mit einem Kranwagen und einem großen Hubsteiger, rückte die Fachfirma an. Sonnenberg berichtet: „Manche Bäume, beispielsweise solche in Schrägstellung, mussten Stück für Stück abgetragen werden, andere konnten in großen Teilen oder als Ganzes gefällt werden.“

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Und bei diesen Arbeiten sei zutage getreten: Die ZBG-Leute hatten Recht mit ihrer Einschätzung des Gesundheitszustands derjenigen Bäume, die jetzt von der Bildfläche verschwunden sind. „Wir haben unsere Befürchtungen bestätigt gesehen. Die Weißfäule, ein Pilz, hat die nun gefällten Bäume in der Holzstruktur geschädigt“, erläutert Sonnenberg. Letztendlich sieht er das Problem, das hauptsächlich Buchen treffe, als Folge des Klimawandels. Lange Phasen der Trockenheit, dann wiederum starke Nässe, das mache Bäume anfällig und instabil, so dass Standfestigkeit und Sicherheit nicht mehr gewährleistet seien.

Ralf Nolte, Baumkontrolleur beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG), nahm die Jungpflanzen in Augenschein.
Ralf Nolte, Baumkontrolleur beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG), nahm die Jungpflanzen in Augenschein. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die entnommenen Eichen krankten daran, dass sie ihre Kronen nicht ausbilden konnten. Sonnenberg macht deutlich: „Sie waren im Buerschen Wald dem Wind schutzlos ausgeliefert, so dass Bruchgefahr bestand.“

Die Sträucher sind besonders insektenfreundlich.
Ralf Sonnenberg - Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung beim ZBG

Wald, betont der Fachmann, werde in Dekaden gedacht. Daher blickten die Experten bei der Auswahl für die Neuanpflanzungen auf eine „ausgewogene Mischung“. Und selbst da könne nicht in die Erde gesetzt werden, was einem gerade gefalle. Sonnenberg sagt: „Es gibt Forstvorschriften und sogar einen Pflegepass, alles ist zertifiziert. Was wir hier pflanzen, ist in der norddeutschen Tiefebene beheimatet und nicht etwa aus Belgien importiert.“

Die neuen Bäume stammen aus der ZBG-eigenen Baumschule

Es läst sich sogar ganz genau sagen, woher die Pflanzen für das Waldstück an der Buerschen Straße stammen: aus der ZBG-Baumschule in Ellinghorst. Das schlägt sich auch auf die überschaubaren Kosten von 3000 Euro nieder. Hätte der ZBG woanders bestellen und einkaufen müssen, stünde eine höhere Summe auf dem Blatt.

Für „Zukunftsbäume“ habe man sich entschieden, berichtet Sonnenberg, und stellt die Hainbuche, „ein ganz anderer Baum als die Buche“, vor: „Ein kleinerer Baum, verträgt Schatten, braucht nicht so viel Licht.“ Sie könne also unter dem Dach kapitaler Exemplare prächtig gedeihen.

Was grünt und blüht denn da?

50 bis 80 Zentimeter Größe haben die Forstpflanzen, die Fachleute des Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) für den Buerschen Wald ausgewählt haben. Dies sind: Weißdorn, Schlehe, Roter Hartriegel, Pfaffenhütchen und Feldahorn (jeweils 50 Exemplare).

Eine Nummer größer sind die Stieleichen und Weißbuchen – 125 bis 150 Zentimeter. Von beiden werden jeweils 75 Stück gepflanzt.

Und schon ziemlich groß sind die neun Einzelbäume, die nämlich vier bis sechs Meter gen Himmel ragen. Dabei handelt es sich um drei Weißbuchen, jeweils einen Feldahorn und eine Hainbuche sowie je zwei Stieleichen und Ebereschen.

Die „große Schwester“ ist, wie wir inzwischen gelernt haben, empfindlich. Sonnenberg: „Die hier gefällten Buchen hatten eine Höhe von 25 bis 35 Metern.“ Und 60 bis 100 Jahre auf dem Holz. Zu Anfang ihrer Lebenszeit sprach wahrscheinlich kein Mensch von Klimawandel, „heutzutage wissen wir auch viel mehr über Baumkrankheiten“.

Ein Teil der Neuanpflanzungen geschehe „in der Hoffnung, dass junge Buchen ins Klima hineinwachsen. Einen alten Baum verpflanzt man halt nicht.“ Der ZBG will eben heimischen Arten den Vorzug geben.

Größere Bäume bieten kleineren Schutz

Weißbuche, Feldahorn, Stieleiche und Co. als Einzelbäume für den Buerschen Wald sind zwölf bis 15 Jahre jung oder alt. „Sie bieten Schatten für andere Bäume.“

Die kleineren Jungpflanzen „sind weiter gestreut“: „Sie können sich an die neue Umgebung anpassen.“ Die Sträucher und Forstpflanzen, die der ZBG setzt, sollen grünen und blühen, damit nicht nur dem Auge etwas geboten wird. „Die Sträucher sind besonders insektenfreundlich. Zudem profitieren Singvögel davon, weil sie hier Brutstätten finden“, nennt Sonnenberg weitere Kriterien.

Die Rosskastanie ist in Gladbeck ein aussterbender Baum

Und wie schaut‘s mit Riesenbäumen vom Kaliber Kastanie und Nadelhölzern aus? Unverblümt entgegnet der ZBG-Fachmann: „Die Rosskastanie ist bei uns ein aussterbender Baum. Sie wird überhaupt nicht mehr gepflanzt.“ Grund: die Minimiermotte. Sie befällt und schädigt die Rosskastanie. „Es kann sein, dass wir es mal mit der Esskastanie versuchen.“

Das wäre ein Experiment wie auch das Setzen von Nadelhölzern. „Rein theoretisch wäre das möglich. Aber Nadelbäume bevorzugen sandige, magere Böden. Wir haben hier schwere, lehmige.“

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Deswegen: Erst einmal Daumen drücken, dass die Neuanpflanzungen im Buerschen Wald gedeihen. Andere Baumarten ausprobieren, das können die ZBG-Spezialisten immer noch...