Gladbeck. Der Klimawandel verursacht große Baumschäden in Gladbeck. Ein ZBG-Experte sagt voraus: Der Baumbestand wird sich stark wandeln.

Die Corona-Krise stellt viele Themen, die vor Ausbruch der Pandemie Menschen in Gladbeck umgetrieben haben, in den Schatten. Bäume sind krank, der Wald leidet. Schuld daran ist der Klimawandel, da sind sich Fachleute einig. Ralf Sonnenberg, Grün-Experte beim Zentralen Betriebshof (ZBG), zieht eine Schadensbilanz.

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„Drei heiße Sommer in Folge, das spiegelt sich im aktuellen Waldschadensbericht wider“, sagt er. Zwar seien Nadelbäume, die enorm gelitten hätten, in Gladbeck kein Thema – weil es sie hier schlichtweg kaum gibt. Aber die Buchen sind Sorgenkind Nummer 1. Man schaue nur auf den Wald in Wittringen, wo hunderte Exemplare gefällt werden mussten.

Gladbeck: Buchen bleiben die Sorgenkinder Nummer 1

Ralf Sonnenberg erläutert: „Die Kronen lichten sich. Seit 1984 wird die Laubmasse gemessen. Und heutzutage ist im Verhältnis zu damals ein Rückgang um 30 Prozent feststellbar. Diese Zahlen gelten übrigens für das gesamte Bundesgebiet.“

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Hitze und Trockenheit führen dazu, so der Fachmann, dass Buchen instabil werden. Er erklärt: „Sie bräuchten viel tiefere Wurzeln. Doch beispielsweise in Wittringen haben wir ab etwa 60 Zentimetern eine Mergelschicht, also ein Sedimentgestein, dass die Wurzeln nicht durchdringen können, um an Wasser zu gelangen.“ Und das befindet sich nach Trockenheitsperioden eben erst in der Tiefe. Sonnenberg: „Vor allem bei Buchen mit fast 50 Metern Höhe und nur 40 Zentimetern Wurzeln ist die Balance gestört. Die Bäume können keine statischen Wurzeln bilden und stehen da wie in einem Blumentopf.“ Die Folge: Diese Buchen drohen umzustürzen.

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Ralf Sonnenberg, Grün-Experte beim ZBG, geht davon aus, dass sich der Baumbestand in Gladbeck aufgrund der klimatischen Veränderungen stark wandeln wird.
Ralf Sonnenberg, Grün-Experte beim ZBG, geht davon aus, dass sich der Baumbestand in Gladbeck aufgrund der klimatischen Veränderungen stark wandeln wird. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Hinzu kommt: Je weniger Laub ein Baum hat, desto angreifbarer ist er. Denn: „Sein eigener Sonnenschirm fehlt.“ Nicht so sonnenbrandgefährdet wie Buchen seien Eichen – „sie sind etwas resistenter.“ Aber im Waldschadensbericht sind auch sie auffälliger als in früheren Zeiten. Bisher habe Ahorn in Gladbeck „ganz gut funktioniert“ – bisher. Nun seien beim Spitzahorn ebenfalls erste Schäden erkennbar. Bergahorn-Exemplare an der Marathonbahn in Wittringen stuft Sonnenberg sogar als stark geschädigt ein.

Erstmals wurde in Gladbeck der Buchenborkenkäfer gesichtet

„Bei Bäumen ist es wie bei älteren Menschen. Je mehr Schäden es gibt, desto empfindlicher und anfälliger ist ein Baum“, so der Experte. Für Pilze und Schädlinge ist so ein holziger Geselle dann ein gefundenes Fressen. Hat es der Borkenkäfer vor allem auf Fichten – also eine Nadelbaumart – abgesehen, kann Sonnenberg für Gladbeck dennoch keine Entwarnung geben. Das allererste Mal sei im Jahr 2020 der Buchenborkenkäfer gesichtet worden.

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Düsseldorfer Liste

Welche Bäume sind zukunftsträchtig, welche nicht? Der Zentrale Betriebshof Gladbeck steht mit seinen Versuchen, bisher eher ungewohnte Arten in der Baumschule zu testen, nicht allein auf weiter Flur.

Experte Ralf Sonnenberg: „In die Düsseldorfer Liste sind Erfahrungen der vergangenen Jahre eingeflossen. Es stehen darauf Baumarten, die sich als resistent gegen die veränderten Bedingungen erwiesen haben.“ Zu den Zukunftsbäumen zählen unter anderem der Schnurbaum, der Zierapfel, Ginkgo, Baumhasel, Tulpenbaum und Baummagnolie.

Und ausgerechnet Buchen und Ahornbäume sind stark in Gladbeck vertreten. Sonnenbergs düstere Prophezeiung: „Es kann passieren, dass vielleicht in 30 Jahren die Buche vollkommen aus unserem Stadtbild verschwunden ist.“ Die Kastanie ist schon fast eine Rarität. Das Bakterium Pseudomonas syringae führt zum Sterben dieser Art.

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Sonnenberg geht davon aus, dass sich der Baumbestand – und damit das Erscheinungsbild – Gladbecks grundlegend wandeln wird. Konsequent experimentiere der ZBG mit widerstandsfähigeren Baumarten, die häufig im Mittelmeerraum beheimatet sind. Als „Zukunftsbaum“ bezeichnet der Fachmann die Hopfenbuche. Und auch der Amberbaum sei den veränderten klimatischen Bedingungen gewachsen: „Er stammt aus Asien.“ Für den Experten ist sonnenklar: „Unterm Strich läuft alles darauf hinaus, dass der Klimawandel unsere Bäume geschädigt hat.“

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