Gladbeck. Rund 80 Bäume wollte die Stadt aus Sicherheitsbedenken fällen. Ein vom BUND beauftragter Gutachter kommt jetzt zu ganz anderen Schlüssen.
Die geplanten Baumfällungen im Buerscher Wald sind derzeit ausgesetzt. Anwohnerinnen und Anwohner sowie der BUND Gladbeck konnten die Stadt mit einer Unterschriften-Aktion dazu bewegen, zunächst ein externes Gutachten in Auftrag zu geben, bevor in dem kleinen Waldstück im Osten Gladbecks die ersten Bäume fallen.
Während die Öffentlichkeit nun auf das Ergebnis wartet, ist der BUND Gladbeck selbst aktiv geworden. Unsere Redaktion berichtete. Wie bekannt wurde, hat der vom BUND hinzugezogene Fachmann das Waldstück bereits am 22. Januar in Augenschein genommen.
Seine Stellungnahme, die dieser Redaktion vorliegt, kommt zu einer ähnlichen Einschätzung der Baumgesundheit wie der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG). Die hatte der ZBG im Bürgergespräch, verbunden mit einem Sicherheitsargument, als Grund für den massiven Eingriff (rund 80 Bäume sollten gefällt werden) ins Feld geführt. Diese Maßnahme hält der vom BUND Gladbeck beauftragte Sachverständige nun für „einen zu großen und definitiv vermeidbaren Eingriff“.
Buerscher Wald: Das sagt der vom BUND Gladbeck bestellte Gutachter
Zunächst schränkt der Diplom-Ingenieur für Landschaftsplanung, Matthias Hower, ein, er habe keine „Langzeitbeobachtungen des Bestandes“ vornehmen können. Auch könne seine Stellungnahme „Einzelbaumbegutachtung oder eingehende Untersuchungen“ – sprich: ein amtliches Gutachten – nicht ersetzten. Seine sechsseitige Stellungnahme böte vielmehr einen „Überblick, was bei der Vielzahl der Bäume auch zunächst ausreichend ist“.
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Hower berichtet, gleichlautend mit den Einschätzungen der ZBG-Sachverständigen, von flächendeckenden Schäden am Bestand aufgrund von Dürre, nicht aber von Sonnenbrand. Mit Blick auf das Sicherheitsargument schreibt Hower, dass „mit Ausnahme von etwas Totholzbesatz keine Gefahrenbäume lokalisiert werden, was auf die regelmäßigen Kontrollen und Maßnahmendurchführungen zurückzuführen ist“. Ausdrücklich seien dabei nur die angrenzenden Grundstücke zu berücksichtigen, nicht aber der Waldweg. Der sei nicht öffentlich gewidmet; für Schäden, etwa durch herabfallende Äste, müssten die Waldbesitzer deswegen nicht haften.
Die Mehrzahl der Bäume im Buerschen Wald können laut Gutachter stehen bleiben
Sein Fazit: „Aus meiner Sicht sollte der Bestand zunächst behutsam bewirtschaftet werden.“ Man sollte sich „auf baumpflegerische Maßnahmen und Einzelbaumentnahmen beschränken, um die negativen Effekte von Freistellungen zu minimieren“, so der Fachmann weiter. Für die Zukunft plädiert Hower für eine Beobachtung des Bestands im Rahmen der Regelkontrollen.
Der BUND Gladbeck zeigt sich vom Ergebnis nicht überrascht. Wie so oft, gäbe es auch bei diesem Problem nicht nur eine vertretbare Lösung, sagt die BUND-Aktivistin Vera Bücker. Man warte nun auf eine Reaktion der Stadt und hoffe nach Eintreffen des von der Stadt bestellten Gutachtens auf eine Kompromisslösung.