Gladbeck. Räuber mit 700 Zähnen und friedliche Fischschwärme tummeln sich in Gladbecker Gewässern. Für manche kommt Gefahr aus der Luft.
Wer in Wittringen die freie Natur genießt oder im Bötchen über den Schlossteich rudert, ahnt es kaum: In den Gewässern wimmelt es nur so von Fischen. Räuber ziehen da ihre Bahnen, Schwärme friedlicher Flossenträger fühlen sich in den sieben Teichen der Stadt ebenfalls ganz in ihrem Element. Frank Backhaus vom Fischereiverein (FV) Gladbeck 1928 blickt für die WAZ-Leserschaft einmal ganz genau ins Wasser und stellt die schuppigen Bewohner vor.
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Schon einmal vorweg: Etliche Fischarten leben in „all’ unseren Teichen“. Als Erstes kommt Frank Backhaus der Hecht in den Sinn. Der Geschäftsführer der Teichgemeinschaft (TG) Gladbecker Angelvereine und Kassierer des FV Gladbeck 1928 beschreibt diesen Raubfisch mit dem langgestreckten Körper und dem entenschnabelähnlichem Maul: „Er kann bis zum 1,30 Länge erreichen, allerdings nur das Weibchen. Das Männchen wird nur einen Meter groß.“
Für manche Fischarten in Gladbeck kommt höchste Gefahr vom Himmel
Der Fisch des Jahres 2016 ist bei Feinschmeckern beliebt, man denke nur an Hechtklößchen in Dillsoße. Allerdings ist der wertvolle Speisefisch nur schwer zu züchten. Grund: seine Aggressivität. „Man nennt den Hecht auch Fisch der 1000 Zähne“, so Frank Backhaus, „in sein Maul sollte man nicht fassen.“ 1000 Zähne sind’s zwar nicht, aber immerhin um die 700 sehr spitze Exemplare.
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Ein weiterer Räuber der sieben Gladbecker Gewässer ist der Barsch. Er ist deutlich kleiner als der Hecht – Männchen und Weibchen werden ungefähr 50 Zentimeter lang. Prachtexemplare bringen schon ‘mal ein Gewicht von vier, fünf Kilo auf die Waage. Auffällig bei diesem Stachelflosser: „Seine Dornenstrahlen.“ Sie befinden sich an den Kiemen und an der Rückenflosse. Kleinere Mitbewohner fürchten ihn, Gourmets schätzen den zubereiteten Barsch auf dem Teller.
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Frank Backhaus läuft das Wasser im Munde zusammen, wenn er an den Aal denkt. Er schlängelt sich zahlreich in den Teichen. Auch er ist ein Raubfisch. Angler Backhaus erklärt: „Aale können bis zu einem Meter lang werden, aber im Durchschnitt messen sie in etwa 60 Zentimeter Länge.“ Geräuchert kennen Genießer sie als Gaumenfreude. Backhaus schwärmt: „Die Haut abziehen, in der Pfanne in Butter braten – lecker!“
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Die schleimigen Schleien fühlen sich ebenfalls in hiesigen Gefilden wohl. 60 Zentimeter lang kann ein Vertreter dieser Karpfenart werden. Auf dem Speiseplan der Familie Schleie stehen zum Beispiel Kleinlebewesen wie Schnecken, Muscheln und Algen.
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Die (fast) Allesfresserin ist ein Friedfisch wie die Brasse. Auch diese hat es auf Schnecken und „ganz, ganz kleine Jungfische“ abgesehen. Die Brasse kann eine Größe von ungefähr 60 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als drei Kilogramm erreichen. Das Mitglied aus der Karpfenfamilie hat schleimige Schuppen, die grünlich, schwärzlich, bleigrau glänzen. Backhaus weiß: „Je nach Wasserfarbe erscheint die Farbe der Brasse unterschiedlich.“
Apropos Karpfenfamilie: Der Namensgeber für diese Fischart schwimmt ebenfalls in Gladbeck. „Wir haben etliche Exemplare, die richtig groß werden – um die 90 Zentimeter und 20 Kilo schwer“, sagt Backhaus. Und erzählt: „Ich habe hier selbst einmal einen Karpfen geangelt, 86 Zentimeter groß. Gewogen habe ich ihn allerdings nicht.“ Der Fang durfte zurück ins Wasser.
Karpfen zählen gewiss wohl zu den bekanntesten Fischen hierzulande zählen. Es handelt sich bei ihm um einen Schwarmfisch, der in der Gruppe auf Futtersuche am Gewässergrund geht. Hinter die Kiemen kommen ihm unter anderem Schnecken, Würmer und Mückenlarven. Dem Menschen schmeckt der Karpfen hingegen besonders als traditionelles Gericht an Weihnachten und Silvester – gebacken oder im Sud gegart mit Petersilienkartoffeln. Da glänzen nicht nur die Augen der Genussmenschen, sondern auch die der Züchter, deren Kasse in der Festzeit klingelt.
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„Früher, vor bestimmt schon 20 Jahren, war der Ehrenmalteich ein Zuchtfischteich. Aber wegen des Kormorans ist das vorbei“, berichtet Frank Backhaus. Lediglich der Zander, „auch Glasauge“ genannt, habe dort noch ein Refugium. „Wegen seiner empfindlichen Augen braucht er trübes Wasser, er bleibt darin und unter dem überhängenden Baum verborgen. Es gab da auch einmal ein Seerosenfeld, aber das ist weg.“ Weil der Zander, der bis zu gut einem Meter Größe wachsen kann, unerkannt bleibt, entgeht er dem gierigen Schnabel des Kormorans.
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Der Vogel im Gänseformat – immerhin zwischen knapp 80 und 95 Zentimer groß und mit einem Gewicht von bis drei Kilogramm, macht den Rotaugen und Rotfedern in Gladbecker Teichen den Garaus. Betrübt klingt Backhaus, wenn er sagt: „Durch den Kormoran ist ihr Bestand stark dezimiert.“ Als Massenfisch, der in Schwärmen lebe, könne der große Vogel – Spannweite der Flügel: 1,20 bis fast 1,50 Meter – leicht und reichlich Beute machen. „Wir hatten einmal Tausende Rotaugen und Rotfedern. Jetzt sind es schätzungsweise nur noch 50 bis 100.“
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Wo der Komoran die Bestände regel,äßig dezimiert, setzen die Vereine der Teichgemeinschaft in Gladbeck nach Bedarf Jungfische ein. Backhaus: „Das machen wir an all’“ unseren Gladbecker Teichen, außer am Quälings- und am Hürkampteich. Sie sind zu klein und zu niedrig, da funktioniert die Reproduktion noch, weil der Kormoran da keine Chance hat.“
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Etwa im Fünf-Jahres-Rhythmus fischen Mitglieder der Gladbecker Angelvereine den Fischbestand ab, zählen und katalogisieren die Flossenbevölkerung. Solch eine Aktion sei beispielsweise 2022 und 2017 am Schlossteich, 2016 und 2021 am Nordparkteich vonstattengegangen.
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Immer im Blick: der Zustand der Gewässer. Der Fachmann zum aktuellen Status quo: „Im Moment ist die Qualität in allen Teichen gut, wir können sehr zufrieden sein. Es regnet viel, die Teiche sind gut gefüllt. Unseren Fischen geht’s gut.“
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Und wenn die munter sind, was nicht selbstverständlich ist, freuen sich auch die Hüter der beschuppten Schwimmer. Erst recht, wenn die Petrijünger ungewöhnliche Erfolge verbuchen können: „Im Nordparkteich haben wir im November 2021 kleine Spiegel- und Schuppenkarpfen entdeckt, die ungefähr im Mai geschlüpft sind. Es war seit Jahrzehnten das erste Mal, dass wir sie nachgewiesen haben.“