Gladbeck. Eine ZBG-Gruppe hat in Wittringen eine „Wohfühl-Insel“ für Mensch und Tier geschaffen. Kindgerecht und interaktiv, ein Erlebnis für die Familie.
Stammgäste wundern sich: Die Vogelinsel in Wittringen sieht ja so anders aus! Stimmt, auf dem beliebten Ausflugspunkt in Gladbeck weht ein neuer, ein frischer Wind. Interaktiv und kindgerechter ist die Heimat der etwa 240 gefiederten Bewohner geworden. Und das dürfte längst nicht nur das junge Publikum freuen, sondern auch Erwachsenen Spaß machen.
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Der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) hat die Vogelinsel vor vielen Jahren unter seine Fittiche genommen, und er war es jetzt auch, der die Neuerungen mit viel Einsatz, Ideenreichtum und auch einem Augenzwinkern realisiert hat. Spechtbaum, Maskottchen Kunibert, interaktive Eierkiste, ein Wohnraum für Schmetterlinge und Insekten: Auf dem tierisch-interessanten Eiland gibt’s einiges zu entdecken.
Das Team des Zentralen Betriebshofs Gladbeck hat so gut wie alle Ideen in Eigenleistung umgesetzt
„Bis auf die technischen Arbeiten haben wir alles selbst in die Hand genommen“, berichtet Ralf Sonnenberg, Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung, „wer Lust hatte, konnte sich entsprechend seiner Fähigkeiten einbringen.“ Das habe etliche aus der ZBG-Belegschaft geradezu beflügelt. Ob eine Idee, Material oder Zupacken: „Die Kollegen hatten freie Hand.“ Der eine entdeckte im Wittringer Wald einen Ast, der sich prima einbauen lässt, ein anderer hatte einen wertvollen Tipp parat.
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Zunächst habe es zwar eine kleine Hemmschwelle gegeben, bei dem Projekt Vogelinsel mitzumachen. Schließlich kennen sich ja nicht alle mit gefiederten Tieren aus, doch dann seien die Arbeiten zum Selbstläufer geworden. Sonnenberg schwärmt: „Kolonnenübergreifend haben etwa 15 Leute aus vielen Bereichen mitgewirkt. Das hat zum Betriebsklima beigetragen. Man kann das Projekt fast schon Teambuilding nennen.“ Betriebsleiter René Hilgner lobt: „Die Maßnahmen auf der Insel selbst benötigten nur einen geringen finanziellen Aufwand, da viele Materialien aus Bordmitteln des ZBG genutzt werden konnten und viel Eigeninitiative und Engagement vorhanden war.“
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Derart beschwingt und „mit Herzblut“ hat sich die 15-köpfige Gruppe ans Werk gemacht und sich viel einfallen lassen, um der Vogelinsel neuen Pep zu verleihen. Doch Sonnenberg und sein fantasievolles Team wollen sich nicht mit fremden Federn schmücken. Silke Kuckert-Brinkmann, „Zoodirektorin“ des ZBG und auch verantwortlich für die städtischen Friedhöfe, erzählt: „Dr. Pia Krawinkel aus Gelsenkirchen hatte sich angeboten, uns zu unterstützen.“ Und mit ihr hatte das Gladbecker Team eine Spezialistin an seiner Seite. Sie war Fachtierärztin für Zoo- und Wildtiere in der Zoom-Erlebniswelt.
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Dagegen ist das Wittringer Eiland mit ungefähr 840 Quadratmetern Fläche geradezu ein Winzling, und doch finden sich hier ab sofort so viele originelle Details, dass sich sagen lässt: „Ab auf die Insel! Besuchen, gucken, ausprobieren!“ Über all’ den kauzigen und drolligen Ideen soll eines jedoch nicht in Vergessenheit geraten: Auf der Vogelinsel finden verlassene, abgegebene und kranke geflügelte Tiere ein Zuhause. Wie die Rohrspatzen hatte in der Vergangenheit Publikum über den Zustand der Papageien, Sittiche & Co. geschimpft beim Anblick von kahlen, zitternden und verhaltensauffälligen Vögeln. Dabei liegen die Ursachen dafür in der Lebensgeschichte, die auch nachzulesen waren – jedoch übersehen wurden. Der eine Vogel hatte beispielsweise einen Schlaganfall, ein anderer stammt aus schlechter Haltung.
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Dass solche Informationen untergehen, soll künftig nicht mehr passieren. Silke Kuckert-Brinkmann betont: „Wir lassen die Besucher nicht allein mit Problemfällen.“ Denn das biete Raum für eigene Interpretation und Missverständnisse, da sind sich die „Zoo-Direktorin“ und Sonnenberg einig. Diesen Spekulationen soll ein Riegel vorgeschoben werden. Der Grün-Fachmann hat erfahren: „Kinder fragen direkt: Warum ist der Vogel denn gerupft?“ Biologisch-wissenschaftlich aufbereitete Schilder geben Antworten, und zwar in kindlich verständlicher Sprache. Nicht nur das: An den elf Volieren erfahren Insel-Gäste ebenfalls viel über die Arten und ihre ursprüngliche Heimat.
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Maskottchen Kunibert, ein Papagei, nimmt sich des Publikums an. Als „Leitvogel“ leitet er die Gäste. „Wir haben eine lebensgroße Figur schnitzen lassen, die schon am Eingang die Besucher begrüßt, an jeder Station zu finden ist und durchs Gehege führt“, so Sonnenberg. Apropos Stationen: Die Volieren sind mit neuer Elektrik und modernen Wasserleitungen ausgestattet worden. Dann hat Graffiti-Künstler Maurizio Bet zu den Spraydosen gegriffen und den Vogelhäusern ein buntes Innenleben – entsprechend der Bewohner – verpasst: farbenprächtige Pflanzenmotive.
Sonnenberg verweist auf ein interaktives Element: „Wir haben aus Weidenstecklingen eine lebende Wand gebaut. Sie sieht natürlich aus, ist Lichtschutz, spendet Schatten und Kühle. Wir wollen Neugier wecken, durch die Zweige die Vögel zu entdecken.“
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Ein Adlerblick ist für den Spechtbaum nicht vonnöten. Ein alter Robinien-Stamm aus Wittringen wurde ausgehöhlt, die entstandene Leere füllen eingeklebte Bilder „von Vogel-Babies“. Außen hackt ein hölzerner Specht am Baum. Nur wer die Verdeckung der Höhle lüpft, erfährt den Grund.
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Nicht nur gucken, sondern anfassen! Das gilt unbedingt auch für die Eierkästen. In den Fächern steckt die (künstliche) Brut verschiedener Vogelarten. Insel-Gäste sollen Eltern und noch nicht geschlüpfte Kinder zusammenbringen.
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Das ZBG-Team hegt und pflegt auch Projekte für noch viel, viel kleinere Insel-Tierchen. Sie können in einer Totholz-Hecke heimisch werden oder ins Hotel für Insekten ziehen. „Dieses Habitat ist in erster Linie für Schmetterlinge gedacht“, erläutert Sonnenberg, „aber vielleicht lockt es auch andere Tiere wie Molche an. Das überlassen wir der Natur.“
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Geöffnet ist die Vogelinsel in Wittringen noch bis September täglich von 9 bis 17.45 Uhr. Sie ist erreichbar über die ebenfalls erneuerte Brücke, die vom Schlosshof (Burgstraße) ausgeht.