Gladbeck. Lothar Komorek von der TG Gladbeck referierte über den Zustand der Teiche. Fazit: „Ein klares Gewässer ist nicht unbedingt ein ökologisches.“
Glasklar sehen die Teiche in Gladbeck aus. Alles im grünen Bereich, möchten Spaziergänger meinen. Von wegen. Lothar Komorek trübte in der Sitzung des Umweltausschusses die allgemeine Freude über diesen vermeintlichen 1a-Zustand. Der Vorsitzende der hiesigen Teichgemeinschaft und Kopf der Angelfreunde Gladbeck in einer Person brachte es auf die Formel: „Ein klares Gewässer ist nicht unbedingt ein ökologisches Gewässer!“ Komorek ist der Ansicht, „dass sich unsere Teiche zurzeit in einem sehr schwierigen und gerade noch ausreichenden Zustand befinden“.
Diese Aussage dürfte so manch’ Mitglied des Gremiums verblüfft haben. So sagte denn auch der Ausschuss-Vorsitzende Klaus Omlor: „Wir haben lange Jahre gebraucht, bis wir unsere Gewässer in den jetzigen Zustand gebracht haben. Haben wir die Schraube überdreht? Müssen wir nachjustieren?“ Die SPD wollte es genau wissen und hatte für die Sitzung am Dienstagabend einen Bericht beantragt, wie es derzeit um Gladbecks Teiche bestellt ist. Schließlich hatten sich dort in den vergangenen Jahren immer wieder Blaualgen ausgebreitet, waren Fischbestände gefährdet gewesen.
Gladbeck: Verkrautung und Versandung der Teiche sind problematisch
Wie beurteilen Fachleute die aktuelle ökologische Situation – insbesondere beim Stenz- und Quälingsteich? Die Sozialdemokraten wollten sich zudem über die Folgen für den Fischbestand informieren. Und wer kann zu diesem Thema in Gladbeck besser Rede und Antwort stehen als ein passionierter Angler wie Komorek? Ausdrücklich hatten sich die Antragsteller neben Experten-Aussagen auch Einschätzungen aus dem Munde eines Vereinsvertreters gewünscht.
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Dieser betonte, „dass es für uns ein Privileg ist, an solch schönen Gewässern in einer naturnahen Umgebung in unserer Heimatstadt angeln zu dürfen“. Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Naturbelassener seien Gladbecks Gewässer früher gewesen, so Komorek. Allerdings entwickelten sich aufgrund unerwünschter Nährstoffe, beispielsweise durch Überdüngung, Blaualgen. Diese können sich negativ auf die Gesundheit von Mensch und Tier auswirken.
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Die Stadtverwaltung habe frühzeitig die Reißleine gezogen: „Man hat für den Nordparkteich, den Schlossteich und den damit verbundenen Brillenteichen Eisen-III-Chlorid-Anlagen installiert, die die anfallenden Phosphate binden sollen.“ Diese fallen gebunden zu Boden und können nicht mehr aktiv werden. Die Rechnung ging auf, allerdings aus Sicht der Angler zu gut. Denn der verbleibende Phosphatwert sei „viel zu gering“. Aber vielleicht gelinge es Verwaltung und Anglern, sich auf eine Dosierung zu einigen, mit der beide Seiten leben können...
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Komorek legte die Kette an Folgen des niedrigen Phosphatgehalts dar: Phytoplankton kann nicht gedeihen, die Grundnahrung von Wasserbewohnern bricht weg, die älteren Fisch-Jahrgänge fehlen. Der TG-Vorsitzende führte als weitere Negativ-Punkte die starke Verkrautung und Versandung der Teiche an. „Unsere Gewässer haben kaum noch einen Meter Tiefe“, sagte er. Erwärmen sie sich im Sommer stark, sinke auch der Sauerstoffgehalt – wie im Stenz- und Quälingsteich.
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Letztgenannter habe im Jahr 2016 – bei einer extrem geringen Sauerstoffsättigung – belüftet werden müssen: „Bei einer Wassertiefe von vielleicht höchstens 50 Zentimetern in den heißen Sommern sind wir wahrscheinlich nur knapp einem Fischsterben aus dem Weg gegangen.“ Anno 2009, als Wasserlinsen sich ausbreiteten, seien 150 Kilogramm Fisch verendet.
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Gegen die abnehmende Wassertiefe wüsste Komorek eine Abhilfe: Ausbaggern. Er räumte aber im selben Atemzug ein: „Wir wissen, dass die Stadt kein Geld für solche Projekte hat.“
Vier Vereine in der Teichgemeinschaft
Bei der Teichgemeinschaft (TG) Gladbeck handelt es sich um einen Zweckverbund. Vier Vereine haben sich unter diesem Dach zusammengetan – mit insgesamt rund 500 Mitgliedern.
Die TG bewirtschaftet sieben Angelteiche im Stadtgebiet. Zu den Aufgaben der Petrijünger gehören die Hege und Pflege der Gewässer, die Durchführung von Wasseranalysen und der Fisch-Besatz. Der Vorsitzende Lothar Komorek berichtet: „Jedes Jahr werden durch die TG Fische im Wert von 5000 bis 6000 Euro gesetzt.“
Die Gemeinschaft arbeite „recht gut“ mit der Stadtverwaltung zusammen. Komorek: „Man stellt uns zum Beispiel Material zur Verfügung, um unsere Stege zu reparieren.“
Kein Kraut scheint gegen den Zuzug nicht einheimischer Tiere gewachsen zu sein, die das vorhandene Ökosystem gefährden. Kormorane können die Fische eines ganzen Teichs verschlingen. Nutria machen sich breit. „Sie haben im Brillenteich bereits unsere Teichmuschelbestände weggefressen und sind zum Schlossteich weitergewandert“, berichtete der Angler. Teichmuscheln seien wichtig, weil sie auf natürliche Weise das Wasser filtern. Also habe die TG sie gekauft und besetzt.
Die Ausschuss-Mitglieder waren sich einig, dass die Stadtverwaltung das Thema noch einmal unter fachlicher Beratung aufarbeiten soll. Die Beigeordnete Linda Wagner versprach, in der nächsten Sitzung werde ein Experte zu Wort kommen. So hatte der Fachmann Ansgar Schülting im April 2019 Bericht erstattet.