Gladbeck. Drastisch dezimieren Kormorane die Fischbestände in Gladbecks Gewässern. Angel-Freunde finden täglich Schäden und klagen über kiloweise Verluste.
Sehr interessant, hochintelligent und gesellig, das ist er: der Kormoran. Freizeit-Angler in Gladbeck mögen noch eine weitere Eigenschaft hinzufügen: gefräßig. Und diese Wesensart bedrohe den Fischbestand in den heimischen Gewässern, sagen Experten.
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Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck hält es keineswegs für übertrieben, wenn Angler klagen: „Kormorane fressen uns die Teiche leer!“ Der Vogel des Jahres 2010 galt lange Zeit als fast ausgerottet. Tersluisen: „Drastisch wurde er bejagt, im Binnenland war er überhaupt nicht zu sehen.“ Doch die Bestände haben sich erholt – und zwar mehr, als manch’ einem lieb ist. „Kormorane brüten in Kolonien“, so Tersluisen, „zum Beispiel am Altrhein.“ Auf der Bislicher Insel im Kreis Wesel befindet sich eine der wenigen Auenlandschaften in Deutschland. Darauf fliegen Kormorane und bilden eine riesige Kolonie.
Gladbeck: In den heimischen Gewässern finden Kormorane reichlich Futter
Der Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Gladbeck erläutert: „Sie kommen dorthin, wo es Fische gibt, und dann zurück zu ihren Jungen.“ Ein Revier, um Beute zu machen, sei eben auch Gladbeck. Tersluisen: „In Kormoran-Kreisen spricht sich herum, wo es Fische gibt. Diese Kommunikation funktioniert prima.“ Die Vögel jagen in Gruppen. „Sie treiben die Fische ans Ufer und schöpfen sie dann nur noch ab“, beschreibt der Fachmann das spezielle Verhalten. Das Ergebnis: „Da kann es schnell passieren, dass ein Teich fischleer wird.“
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Lothar Komorek, Vorsitzender der Teichgemeinschaft (TG), berichtet: „Der Kormoran greift sich nicht nur die kleineren Fische, sondern versucht sich auch an den Größeren. Dabei versucht er, mit seinem langen und scharfen Schnabel die Fische am Rücken zu fassen und aus dem Wasser zu heben, um mit ihnen wegzufliegen oder sie sofort zu verspeisen. Das ist bei größeren Fischen mit mehr als 30 Zentimetern Länge natürlich nicht möglich.“ Solche Exemplare seien für den Vogel zu schwer, um mit ihnen fortzufliegen. Zudem könne der Kormoranschnabel seine Beute nicht festhalten. „Der so angegriffene Fisch verliert an dieser Stelle seine Schuppen und seine schützende Schleimhaut. Das hat wiederum zur Folge, dass er an dieser Stelle verpilzt und bald darauf zugrunde geht.“
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Gerade kurz nach den Fischbesatzzeiten treffen die Angler „stets größere Ansammlungen von Kormoranen an unseren Teichen an“. Komorek: „Jedes Jahr haben wir auch hinter diesem Hintergrund hohe Verluste an Besatzfischen zu beklagen.“ Die Angler-Freunde hatten beispielsweise im vergangenen Jahr 50 Kilogramm Karauschen eingesetzt, von denen allein aufgrund von durch Kormorane verletzte Fische 60 Prozent verendeten. „Mitte Dezember haben wir etwa 400 Kilogramm Brassen eingesetzt“, so der TG-Vorsitzende.
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Die Teichgemeinschaft
Die Angler an Gladbecks Seen und Teichen sind in vier Vereinen mit ungefähr 500 Mitgliedern organisiert und unter dem Dach der Gladbecker Teichgemeinschaft zusammengefasst. Diese Zweckgemeinschaft unterstützt mit vielerlei Aktionen den Natur- und Umweltschutz.
Zu den Aktivitäten gehört das Müllsammeln an den Gewässern. Alle Seen und Teiche auf Gladbecker Stadtgebiet liegen in Grünanlagen und dienen der Erholung und Entspannung.
Bewusst hätten die Angler große laichfähige Fische ausgewählt: „Um erstens für entsprechenden Nachwuchs zu sorgen und zweitens die Überlebenschancen gegenüber dem Kormoran zu erhöhen.“ Doch die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Immer mehr der Vögel fanden sich ein. „Wir führen täglich Kontrollgänge durch, und dabei werden bei jedem Rundgang durchschnittlich sechs verendete Brassen aufgefunden“, so Komorek. Bisher seien 50 Brassen aufgrund von Kormoranangriffen verendet.
Kormorane sind geschützt und dürfen nur unter Auflagen geschossen werden
Könnte es das Problem lösen, diese Vögel abzuschießen? Das ist so ohne weiteres gar nicht erlaubt, stellt Gerd Tersluisen klar, „denn Kormorane sind geschützt“. Ein gesetzliches „Schlupfloch“ im Landesrecht: ein Bejagen zum Schutze der gewerblichen Fischerei. Also kein Ausweg für Gladbecks Hobby-Angler.