Gladbeck. Gefräßige Gänse haben in Wittringen am Wasserschloss den Schilfgürtel löchrig gefressen. Ein Projekt soll den Lebensraum für Fische schützen.
Kanadagänse sind ja in Gladbeck nicht wohlgelitten, ihre gehäuften Hinterlassenschaften auf Wegen in Parkanlagen bringen Menschen immer wieder auf die sprichwörtliche Palme. Doch auch Fachleute, die sich bestens mit Flora und Fauna auskennen, identifizieren die Vögel als Verursacher für ein großes Problem. Mögen sie doch allzu gerne die Triebe von Wasserpflanzen. Dem wird nun in Wittringen zu Leibe gerückt. Denn der Schilfgürtel ist wertvoll und überlebenswichtig für andere Tiere.
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In Wathosen staksen Mitglieder der Teichgemeinschaft (TG) Gladbeck am Ufer des Wittringer Schlossteichs durchs Wasser. Mit von der Partie sind auch Ralf Sonnenberg, seines Zeichens Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltungbeim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG), und Fischwirtschaftsmeister Till Seume vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe sowie TG-Geschäftsführer Frank Backhaus. Meter um Meter Gitterzaun rollen sie ab, Stahlpfosten für die Befestigung dieses Materials sind bereits im Wasser installiert. Sechs bis acht Leute packen hier an.
An vier Stellen im Wittringer Schlossteich wird ein Schutzzaun installiert
„An vier Stellen im Schlossteich wird ein Schutz angebracht: zweimal zwölf Meter, einmal 20 Meter und einmal 30 Meter Länge“, erläutert Sonnenberg. Schutz wovor denn? Antwort: vor dem Riesen-Appetit der Kanadagänse, die es auf frische Triebe von Röhricht und Schilf in Ufernähe abgesehen haben. Manche Stellen sind kahlgefressen. Zum Leidwesen der Angelvereine, die Kleinbiotope am Schlossteich ins Schwimmen kommen sehen. Denn, so Sonnenberg: „Diese Pflanzen bilden Rückzugszonen für junge Fische, Amphibien und auch Insekten, sind die Kinderstube für den Fischnachwuchs.“
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Hecht und Barsch seien im Schlossteich stark vertreten, erzählt Sonnenberg. In diesem Gewässer leben auch Rotauge, Rotfeder und Moderlieschen. Das widerstandsfähige Miniwesen mit dem unappetitlich-putzigen Namen „ist biologisch wichtig für Fische, weil es von verwesenden Stoffen lebt“.
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Backhaus erklärt: „Die Artenvielfalt an einem Gewässer ist maßgeblich von seinem Wasserpflanzenbestand abhängig.“ Dieser bietet nicht nur nach dem Schlupf Schutz, sondern auch Laichmöglichkeiten. Zwischen Röhricht und Co. pflanzen sich Flossenträger fort, es wimmelt für sie von Nährtieren. Hier entwickelt sich Zooplankton, Fressen für die Fischbrut. Ob all’ dieser Aspekte sind Wasserpflanzen „essenziell für einen gesunden Fischbestand“. Nur: Tun sich besagte Gänse an den Trieben gütlich, strömt Wasser in die Stängel. Die Pflanze geht ein.
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Um den Sinkflug des ökologischen Uferlebensraums zu stoppen, legt das tatkräftige Grüppchen eben jenen Schutzzaun für den Schilfgürtel am Schlossteich an. Zunächst als Versuch, doch sollte sich das Projekt bewähren, kann sich Backhaus solch’ eine Konstruktion auch für weitere Gladbecker Gewässer vorstellen.
Angeln und Naturschutz
Bei der Teichgemeinschaft (TG) Gladbeck handelt es sich um einen Zusammenschluss von vier lokalen Angelvereinen. Dies sind: FV Gladbeck 1928, Angelfreunde Gladbeck, ASV Gladbeck Zweckel und FV Gladbeck Butendorf 1968. Insgesamt haben diese Vereine aktuell 541 Mitglieder.
Sie haben die Möglichkeit, an sieben stadteigenen Teichen ihre Angeln auszuwerfen. Zudem nehmen die Vereinsmitglieder die Pflege der Gewässer und die Hege des Fischbestands in ihre Hände.
Zunächst sind mit bloßem Auge vom Trockenen aus nur Pfosten und Gitter zu sehen. Unter Wasser ist die Maschenweite so groß, dass Fische und Amphibien durchschlüpfen können. „Im ersten Moment sieht man nichts. Es schaut nach Matsche aus“, sagt Sonnenberg. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn Neuanpflanzungen sollen die hineingefressenen Lücken füllen. Der ZBG-Experte zählt auf, was hier demnächst sichtbar werden soll: Rohrkolben, Teichbinse und gelbe Schwertlilie, Letztere „als schmückendes Beiwerk, die Iris passt gut in die Situation“. Der Betriebshof gebe gerade einmal 200 Euro für die Pflanzen aus, die „zunächst unter Wasser gepflegt werden“.
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Null Komma null kostet die Abschirmung an der Landseite: Totholzhaufen und Gebüsch. „Dafür nutzen wir auch alte Wildschutzzäune“, berichtet Ralf Sonnenberg. Er meint: „Der Schutzzaun wird dauerhaft stehen. Es dürften einige Jahre notwendig sein, bis der Schilfgürtel so stark naturiert ist, dass er Bestand hat.“
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Diese Maßnahmen mögen dem Lebensraum für Fischlein mit allem Drum und Dran Aufwind geben, doch bringen sie verfressene Kanadagänse ins Trudeln? Könnten sie sich nicht über Land ihrer Delikatesse nähern? Sonnenberg verneint: „Gänse brauchen eine bestimmte Landelänge und -breite. Die haben die Vögel hier nicht. Außerdem brauchen sie kurz geschnittenes Grün, das gut übersehbar ist. Im langen Gras kann sich der Fuchs verstecken.“ Der Fressfeind der Gänse.