Bottrop. Nach Corona kamen Inflation und Preisauftrieb: Dennoch haben einige Geschäftsleute Neues in Bottrop gewagt – andere mussten aufgeben.

Zwischen Lichtblicken und – gefühlt – mehr Schatten, so lässt sich vor allem die Geschäftssituation in der Innenstadt im zu Ende gehenden Jahr beschreiben. Ein großer Publikumsmagnet fehlt weiter. Dafür mühen sich manche kleinere Akteure, Akzente zu setzen, die Attraktivität zu verbessern. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Ein Rückblick – mit einigen Aussichten.

Wer 2022 Neues wagte in Bottrop

Keine guten Zeiten für Geschäfte, finden die Vorsichtigen. Andere wagen trotzdem die Neueröffnung oder ziehen vergrößert und verschönert an eine neue Adresse in der Stadt. Zwar ist Corona noch Thema, aber als Pandemie beendet. Dafür muss für Kredite tiefer in die Tasche gegriffen werden. Und: Inflation und explodierende Energiekosten lassen auch Verbraucherinnen und Verbrauchern auf der Ausgabenseite vorsichtiger sein, als in den letzten Jahren.

Sascha Lange und Daniel Akkurt vor der Eröffnung ihrer Subway-Filiale im Südring-Center - übrigens der ersten  in Bottrop.
Sascha Lange und Daniel Akkurt vor der Eröffnung ihrer Subway-Filiale im Südring-Center - übrigens der ersten in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dennoch hat sich 2022 etwas getan im Geschäftsbereich. Als Große in ihrer jeweiligen Branche haben sich zum Beispiel die Modekette New Yorker an der Hansastraße und die Fastfood-Kette Subway im Südringcenter neu niedergelassen. Ein anderer Großer hält die Bottroper noch etwas in Atem: Nein, nicht das Hansa-Center – dort sieht es ja seit der Fakt-Pleite ziemlich dunkel aus, sondern Netto. Die neue Filiale im alten Karstadthaus kommt, so heißt es.

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Da scheint die Neueröffnung von „Pikilia to go“ und dem ebenfalls griechisch ausgerichteten Feinkost- und Weinladen direkt neben dem Pikilia-Stammhaus auf der Gladbecker Straße schon sicherer zu sein. Dafür stehen jedenfalls Despina und Janni Gortsas als erfahrene wie erfolgreiche Gastronomen und Inhaber des beliebten Restaurants sowie deren Tochter Polly Wolchow.

Öffnen, schließen, wieder öffnen: Die Gladbecker Straße, Bottrops Gastromeile, bleibt jedenfalls in Bewegung. Neu eröffnet hat ganz am Ende im Sommer das Restaurant „Sanzade“ von Hasan und Gülcimen Sanlitürk. Sohn und Mutter setzen seitdem auf Frisches und Hausgemachtes aus der Türkei – zum sehr fairen Preis und bei äußerst publikumsfreundlichen Öffnungszeiten.

Neuer Supermarkt in der Bottroper Innenstadt

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Einen neuen Lebensmittel-Akzent – nicht nur mit orientalischem Schwerpunkt – hat die Meile mit dem „City Markt“ von Ahmed Abou-Noukte und Mohamed Hadjali bekommen. Der ist zwar nur wenige Meter vom Trapez in die frühere Askania-Filiale gezogen, hat aber dafür die Verkaufsfläche mehr als verdoppelt – und optisch vorteilhafter gestaltet.

Im Gastronomiebereich hat Isabell Aberfeld mit „Bellas Gourmet-Bistro“ im ehemaligen Fischhaus Krichel nun Einzug gehalten. Denkt man an ihren Stand im Marktviertel, dürfte das Konzept mit nicht nur fischigen Kleinigkeiten nicht nur vielversprechend sein, sondern auch aufgehen.

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Auf festen Füßen stehen auch, so scheint’s, die Minimauken an der Hochstraße 25. Der Laden mit Barfußschuhen für Kinder von Vanessa und Moritz Erdmann ist von Essen nach Bottrop umgezogen – auch das gibt’s – und hat wenig später schon eine positive Bilanz gezogen. Jedenfalls eine schöne wie individuelle Ergänzung im Marktviertel rund um die Cyriakuskirche.

Wirtschaftlich betrachtet kein Umsatzbringer, dafür aber ein schöner Lichtblick an der Hansastraße 17, der auch vom Publikum so empfunden wird: die neue Pop-up-Galerie. Monatlich wechselnde Kunstschaffende oder Kollektive sind dort mit ihren Arbeiten zu sehen. Und für manche lohnt sich nach eigener Aussage sogar der Ort mit seinem für Bottrop neuen Konzept.

Wer 2022 nicht durchhalten konnte in Bottrop

Nicht durchhalten konnten dagegen der Imbiss „Fritas Natural“ (trotz subventionierter Miete) an der Hansastraße oder „Royal Donuts“ am Pferdemarkt, der nach eineinhalb Jahren aufgegeben hat oder der Imbiss „Currywood“, der nach zwei Monaten wieder geschlossen hat.

Aufhorchen ließ auch Bäcker Siegfried Kiefer, der seine Stammfiliale an der Gladbecker Straße 189 geschlossen hat. Das tat auch Bäcker Markus Kläsener, der ebenfalls seine Stammfiliale an Kirchhellens Hauptstraße geschlossen hat. Zu wenig Umsatz bei hohen Energie- und Rohstoffkosten, hieß es bei Kläsener, der sich nun auf die beiden verbleibenden Filialen im Dorf konzentriert.

War lange in Kirchhellen-Mtte verterten und ist nun dort Geschichte: Der „Baustoff-Mann
War lange in Kirchhellen-Mtte verterten und ist nun dort Geschichte: Der „Baustoff-Mann" hat sein Gechäft in den Kirchhellen-Arkaden geschlossen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ebenfalls in Kirchhellen-Mitte hat der Baustoff-Mann kurz nach Einzug in die Kirchhellen-Arkaden geschlossen. Auch der „Vitaminkorb“ machte 2022 dicht. Dort hat nun Nihal Cura ihr Deko-Geschäft „Details“ eröffnet, so dass zumindest dort kein Leerstand herrscht. Neu eröffnet haben dagegen der Kindermodeladen „Kiddies“ im alten „Shoemaker“ am Breuker-Platz oder der „Kio“ an der Hauptstraße.

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Zurück in Bottrops City: Ebenfalls auf der Gastromeile der Gladbecker haben innerhalb kurzer Zeit die „Three Potatoes“ und die „Three Bulls“ geschlossen. Letztere werden an gleicher Stelle zu „Pikilia to go“. Auch in der ehemaligen „kasBAR“ tut sich etwas nach dem jetzigen Übergangskonzept (siehe Infobox). Und das neue Konzept fürs alte und beliebte Café „Corretto“ stellen wir in Kürze in der WAZ vor.

Weiter auf der Meile: die „Bar Odyssee“

Das Zwischenspiel der „Bar Odyssee“ in der ehemaligen „kasBAR“ an der Gladbecker Straße dauert länger als gedacht. Gründungsbetreiber Justin Gormann habe sich bereit erklärt, über Weihnachten hinaus bis zum Neustart mit einem anderen Pächter, das temporäre Konzept so weiter zu führen, sagt Vermieter Oliver Helmke.

Auch auf der Erlösseite bleibt alles so wie bisher: Der Gewinn kommt weiter dem Verein „Wunschzauberer“ und damit benachteiligten Kindern zu Gute. Die Bar Odyssee öffnet weiter an vier Tagen, donnerstags bis sonntags, mit kleinem aber wechselnden Cocktailangebot, Drinks und Co.