Bottrop. Schlechte Nachricht für Kunden: In Bottrop gibt es eine Filiale weniger. Gute Nachricht: Kiefer existiert weiter. Die Gründe für die Schließung.

Die Bäckerei Kiefer hat ihre Filiale am Firmensitz an der Gladbecker Straße 189 geschlossen. Schon seit dem Sommer, wie die Bäckerei auf Nachfrage mitteilt. „Eine Öffnung hat sich nicht mehr gerechnet“, erklärt Bäckermeister Siegfried Kiefer gegenüber der WAZ.

Die Filiale an der Gladbecker Straße ist zwar zu, aber am Standort werden in der Backstube weiterhin Backwaren produziert. Denn auch nach der Schließung betreibt Kiefer wie zuvor vier Filialen, zwei in Bottrop und zwei in Gladbeck. Im Brinkmannsfeld 4 im Fuhlenbrock, in Stadtmitte an der Osterfelder Straße 117 sowie in Gladbeck an der Kirchhellener Straße 51. Neu hinzugekommen ist der Standort an der Heinrichstraße 47.

Schließung der Kiefer-Filiale: „Ein schwerer Schritt.“

Die Entscheidung, die Filiale am Firmensitz zu schließen, habe man sich nicht leicht gemacht. „Ein schwerer Schritt“, sagt Kiefer. „Aber was soll man machen?“ Die Gründe sind vielschichtig. Da wäre zum einen die Konkurrenz. Nur wenige Meter entfernt betreibt die Bäckerei Sporkmann auch eine Filiale, im Frühjahr 2021 eröffnete außerdem eine Filiale der Bäckerei Schollin am Nordring. Das Geschäft aufrechtzuerhalten für immer weniger Kunden, kam für Kiefer nicht in Frage. „Wenn die Umsätze nicht stimmen, dann kann man besser schließen.“

Hinzu kommen Probleme, die im Handwerk generell bekannt und allgegenwärtig sind. Zum Beispiel: Fachkräftemangel. „Man findet kein vernünftiges Personal mehr“, sagt Siegfried Kiefer. Nachwuchs ist in der Branche kaum in Sicht. Das Personal, das bei Kiefer arbeitet, hat dagegen schon einige Berufs- und Lebensjahre auf dem Buckel. Kiefer gehört selbst dazu. „Ich bin fast im Rentenalter“, sagt er. Ans Aufhören denkt er nicht. „Ich bin Bäcker mit Leidenschaft.“ Doch ob die Bäckerei nach ihm in der Zukunft weiter existieren wird, steht aktuell in den Sternen. Denn einen Nachfolger gibt es nach Auskunft des Bäckermeisters bisher nicht.

1987 macht sich Kiefer mit der Bäckerei selbstständig

Und nicht nur fehlendes Personal bereitet ihm Sorgenfalten. „Die Kosten sind explodiert“, sagt Kiefer. Früher zahlte er für ein Kilo Hefe 85 Cent, heute 1,85 Euro. Auch die Preise für Rapsöl sind gestiegen, die Preise für Mehl haben sich „verdreifacht“. „Die Preise sind dermaßen gestiegen, das kann man nicht alles auf die Kunden umlegen. Normalerweise müsste ein Brötchen 60 Cent kosten“, sagt der Bäckermeister. „Nur wer zahlt denn 60 Cent für ein Brötchen?“ Zurzeit kostet ein Brötchen bei ihm, hergestellt aus Meisterhand und nicht aus der Maschine, 40 Cent.

1987 hat Siegfried Kiefer sich mit seiner Bäckerei in Bottrop selbstständig gemacht. Es waren andere Zeiten. „Wir hatten so viele Bottroper Bäcker“, erinnert er sich. Bergendahl und Bleil waren die letzten Opfer des heimischen Bäckereisterbens. Übriggeblieben sind Sporkmann, Müller und Kiefer sowie Kläsener in Kirchhellen. Familienunternehmen wie Schollin, Brinker, Malzers und Bäcker Peter mit Firmensitz in anderen Städten und mit mehr als 50 Filialen gehören für Kiefer zu den großen Bäckereiketten. „Aber wir sind noch immer da. Und ich mache weiter“, so der Bäckermeister.