Bottrop. Es war ein schwieriger Weg mit vielen Rückschlägen: Nun kann Bellas Gourmet-Bistro auf Bottrops Gastromeile öffnen. Das ist das Angebot.
Viele Nerven, eine Menge Zeit und 20 Kilo Körpergewicht haben die vergangenen Monate Isabelle Aberfeld, die alle nur als Bella kennen, gekostet. Ihr neues Gourmet-Bistro wollte sie längst eröffnet haben, der 1. April war anvisiert. Nun, mit mehr als einem halben Jahr Verspätung, klappt es endlich: Bellas Gourmet-Bistro eröffnet am Samstag.
„Einmal bitte Fisch“, ruft ein Spaziergänger Bella vor ihrem neuen Geschäft zu. „Ab Samstag“, sagt sie und strahlt. „Ab Samstag schon“, erwidert der Mann und blickt auf die mit Folie verhängten Schaufenster. Bellas Antwort: „Sie kennen mich doch, ich schaff dat.“ Dass drinnen noch ganz schön viel zu tun ist, davon lässt sie sich nicht unterkriegen, wie schon die vergangenen Monate nicht von dem, was alles schiefgelaufen ist.
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Bellas Gourmet-Bistro in Bottrop: Ladenfläche voller Mängel
Denn „schon Samstag“ ist etwas euphemistisch ausgedrückt, sollte das Bistro doch schon im Frühjahr öffnen. Bellas neues Konzept war von der Jury als eines der Geschäfte ausgewählt worden, das vom Sofortprogramm Innenstadt profitieren sollte, mit dem die Stadt mit Hilfe von Landesgeldern Einzelhändler und Gastronomen im Rathaus- und im Hansaviertel fördert.
Doch die Fläche auf der Gladbecker Straße, auf der sich früher das Fischgeschäft Krichel und zwischenzeitlich Schmidt’s Fischhaus befand, war voller Mängel. Schon bei der Übernahme seien sie sichtbar gewesen, sagte Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann im April. Im Laufe der Renovierungsarbeiten haben sich noch mehr Schäden aufgetan.
„Es liegt am Grundwasser“, sagt Bella. Das Problem sei so weit im Griff, bei starkem Regen droht das Wasser aber immer noch nach oben zu steigen. Aus Sorge vor Nässe lagert Bella deshalb nun auch keine Lebensmittel im Untergeschoss. Zwischenzeitlich habe sie sich alleingelassen gefühlt mit den Problemen, seit einem halben Jahr werde sie aber intensiv von der Wirtschaftsförderung unterstützt.
Bellas Gourmet-Bistro: Imbiss, Käse-Theke, frischer Fisch
All die Strapazen – sie haben ihren Optimismus nicht geschmälert. Am Mittwoch zeigt sie ihr Geschäft und strahlt. Die Theken sind noch abgehängt, da stehen noch Farbeimer, die Regale sind nur vereinzelt bestückt. Mit ihrer Mutter hat Bella alles, was möglich war, selbst renoviert, hat die Wände verputzt, die Fliesen gelegt. Viel Arbeit, „aber es hat Spaß gemacht“. Es ist ihr erstes richtiges Geschäft, vorher war sie im bekannten Fisch-Foodtrailer unterwegs.
Der musste nun einige Wochen ruhen, in denen Bella in die heiße Phase der Vorbereitungen für die Gestaltung ihres Ladens ging. Die erste Theke wird der Gourmet-Bereich mit Essen zum Mitnehmen sowie der Imbiss – Bella verkauft auch durchs Fenster auf die Straße –, dahinter folgt die Käse-Theke und gegenüber eine kleine Theke für Salate und frischen Fisch, fünf, sechs Sorten, ein wenig Räucherware.
Neue Gastronomie auf der Gastromeile mit Kinderspielecke
In den Regalen wird Bella Waren aus Bottrop und der Region anbieten: Die Kunden können Bottroper Bier ebenso kaufen wie Kirchhellener Gin, es gibt Baklava von Sanzade, Kuchen vom Eiscafé Rino und „Pottcorn“ aus Oberhausen sowie frisches Obst und Gemüse von Bauer Maaßen in Kirchhellen.
Gut 20 Sitzgelegenheiten passen ins Geschäft, bei schönem Wetter kommen zusätzliche vor der Tür dazu. Regulär öffnet Bella bis 18 oder 19 Uhr unter der Woche, samstags bis 14 Uhr. Alle zwei Wochen kann samstags von 17 bis 22 Uhr gegessen und getrunken werden. Bier-Tastings, Wein-Tastings mit Käse – Bella hat viele Ideen für kleinere Veranstaltungen.
Und es gibt noch eine Besonderheit: Im hinteren Teil des Ladenlokals gestaltet Bella, selbst Mutter von einem Fünfjährigen und einem 19-Jährigen, einen Spielebereich für Kinder samt Bällebad und Tafel zum Malen an der Wand. Viele Lokale mit Spielecke gibt es in Bottrop nicht.
„Wenn ich Samstag die Türen öffne, heule ich wahrscheinlich den ganzen Tag“
Angesichts der vielen Arbeit und der hohen Investitionskosten hofft Isabelle Aberfeld nun natürlich auf viele Kunden – und auf eine mögliche Verlängerung der Förderzeit. Aktuell zahlt sie nur eine kleine Miete, der Rest wird dank des Sofortprogramms von der Stadt übernommen, der Vermieter verzichtet zudem auf 30 Prozent der Miete. Die Förderung läuft allerdings nur noch bis Ende 2023. Die Stadt prüfe gerade für sie, sagt Bella, ob sich der Zeitraum auf zwei Jahre verlängern lässt.
Nun blickt sie aber erstmal optimistisch auf die Eröffnung am Samstag, nervös sei sie noch nicht. „Aber wenn ich Samstag um 8 Uhr die Türen öffne, heule ich wahrscheinlich den ganzen Tag. Dann fällt die ganze Last ab.“