Bottrop. Mit ihrem ersten Restaurant „Sanzade“ bringen Hasan und Gülcimen Sanlitürk ein Stück Anatolien nach Bottrop. Sie setzen auf Hausgemachtes.

Zwischen Gülcimen und Hasan Sanlitürk passt kein Blatt. Nicht nur, weil sie Mutter und Sohn und türkische Familienbande traditionell eng sind. Vor allem, weil sie in puncto Essen, Geschmack und Qualität nicht nur einen gemeinsamen Nenner sondern auch die gleichen hohen Qualitätsansprüche haben. Die leben die beiden gebürtigen Vonderorter mit Wurzeln in Anatolien seit wenigen Wochen voll aus, auf Bottrops Gastromeile.

Auch interessant

Wer jetzt an Imbiss und Döner denkt: Fehlanzeige. In ihrem Restaurant „Sanzade“ mit dem hübschen Zusatz „bi mola“ („mach mal Pause“) dreht sich kein riesiger Fleischspieß hinter der Theke und die Frage „Döner mit alles, scharf?“ hört man an der Gladbecker Straße 39 natürlich auch nicht. Dafür gibt es echte Hausmannskost mit anatolischem Schwerpunkt. Und das gleich vom üppigen Frühstück bis zum Abendessen, bei dem dann ausgemachte türkische Ravioli („Manti“), Bulgurbällchen, mehrere Suppen aber auch die türkische Pizza nicht fehlen dürfen.

Die Heimatstadt von Sanlitürks Vorfahren zählt zu den kältesten Regionen der Türkei

Und die Salate – „nur mit Zitrone oder Granatapfeldressing, kein Essig“, wie Hasan Sanlitürk betont. Teig aus der Tiefkühltheke, fertige Mischungen, Convenience alla turca? Nein. „Wir machen alles selbst, vom ausgebackenen Frühstückskringel für unsere selbst gemachten Dips, Marmeladen oder Kompotts bis zum Pizzateig“, sagt Gülcimen Sanlitürk und gestattet fast selbstverständlich einen Blick auf die nagelneue Teigmaschine, die gerade in Aktion ist. Auf einer Schieferplatte zwischen den süßen und salzigen Kleinigkeiten entdecken wir auch Honig, dessen Wabenstruktur noch erkennbar ist.

„Den importieren wir direkt aus der Heimatstadt unserer Familie, Ardahan, weit im Nordosten an der Grenze zu Georgien, wo die Türkei am kältesten ist“, sagt Hasan. Zwischendurch fällt der Blick auf eine schon jetzt gut bestückte Bilderwand. „Türkische Sänger, Schauspieler, Musiker, manchmal mit einem typischen Zitat, eine kleine Erinnerung an die Unterhaltungskultur zwischen Mittelmeer und den Bergen Anatoliens“, lacht Gülcimen Sanlitürk.

Speisen vor Blütenmeer: Auch Kuchen und Süßspeisen, die Gülcimen Sanlitürk hier präsentiert, sind alle vor Ort handgemacht. Das gilt natürlich auch für die herzhaften Komponenten der anatolisch inspirierten Frische-Küche.
Speisen vor Blütenmeer: Auch Kuchen und Süßspeisen, die Gülcimen Sanlitürk hier präsentiert, sind alle vor Ort handgemacht. Das gilt natürlich auch für die herzhaften Komponenten der anatolisch inspirierten Frische-Küche. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wie ihre Kinder ist sie selbst bereits in Vonderort geboren und aufgewachsen. „Mein Vater kam 1967 nach Deutschland und arbeitete damals bei der Bundesbahn, wie so viele in Vonderort“, erzählt die Bottroperin, die seit vielen Jahren als Fachkraft in der benachbarten Glückauf-Apotheke arbeitet. Ganz aufgeben möchte sie die Arbeit dort nicht, denn es mache ja Spaß.

Genauso wie im „Sanzade“. Denn kochen ist ihre Leidenschaft und Gastronomieerfahrung hatte sie über Jahre zwei Lokalen von Verwandten in Duisburg gesammelt. Im „Sanzade“ ist neben vier Freundinnen von Gülcimen Sanlitürk, die in Küche und hinterm Tresen wirbeln, natürlich Hasan gefragt. Er entwickelte das Konzept mit der frischen Hausmannskost, den ausgesuchten Zutaten. „Für unsere Käsesorten fahre ich zum Beispiel nach nach Rotterdam, die kommen dort direkt aus der Türkei vom Hersteller an.“ Keine Kompromisse eben.

Zwischendurch mal eine Pause einlegen – am besten mit einem türkischen Mokka. Hasan Sanlitürk versucht’s, auch wenn die Zeit in der Anlaufphase des neuen Restaurants knapp bemessen ist.
Zwischendurch mal eine Pause einlegen – am besten mit einem türkischen Mokka. Hasan Sanlitürk versucht’s, auch wenn die Zeit in der Anlaufphase des neuen Restaurants knapp bemessen ist. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Was die Küche verlässt, wird vorher von mir oder meiner Mutter probiert. Stimmen Gewürze, Salzmenge, Konsistenz, Geschmack? Kein Gast soll etwas bekommen, von dem wir selbst nicht überzeugt sind“, so der frischgebackene Restaurantbetreiber, der im Erstberuf Vermessungstechniker ist. Dafür bleibt nun keine Zeit.

„Organisation, Einkauf, vorher Umbau und Renovierung – alles in gut 30 Tagen! – das ist eine Vollzeitbeschäftigung“, sagt Hasan und nippt am türkischen Mokka aus hübschen weißgoldenen Tässchen. Dunkel, kräftig-cremig, ein Hauch Zucker und ein Tropfen Milch, dazu süße Kleinigkeiten. So liebt es nicht nur der Orient.

Das Restaurant – Die Öffnungszeiten

Das „Sanzade – bi mola“ liegt an der Gladbecker Straße 39 und ergänzt die Meile dabei neben der griechischen, spanischen und italienischen Küche um einen weiteren Schwerpunkt.

Frühstück gibt es bereits ab 8 Uhr – demnächst neben selbsthergestellten Teigwaren auch Brötchen von Sporkmann. Mittagessen ab 12 Uhr. Montags bis donnerstags bis 23 Uhr. Freitags bis sonntags sogar durchgehend, auch mit Speisen zum Mitnehmen.