Bottrop. Goalgetter im Interview: Ein Elektriker-Azubi sorgt im Strafraum der Gegner für Spannung und Funkenflug. Zehn Tore in den ersten sechs Spielen.
An der Spitze der VfB Bottrop und Fortuna Bottrop, direkt dahinter Rhenania Bottrop. Die Bezirksliga 8 befindet sich aktuell ganz fest in der Hand Bottrops. Wurden der VfB und die Fortuna auch dank ihrer Erfahrung bereits vor der Saison ganz hoch gehandelt, ist der bärenstarke Saisonstart von Rhenania schon eine Überraschung, auch wenn die Blau-Weißen immer mal wieder auf dem Wettzettel als Geheimfavorit ausgemacht wurden.
Einen ganz großen Anteil an dem bisher äußerst überzeugendem Abschneiden hat Ralf Thiel. 24 Treffer erzielte Rhenania bisher nach sechs Partien, zehn Tore davon - also 41,67 Prozent - gehen auf das Konto von Ralf Thiel. Keine Frage: Der 23-Jährige ist die gefährlichste Waffe des Aufsteigers in der Bezirksliga.
Im Interview verrät Thiel, wie es ist, wieder das Trikot seines Jugendvereins zu tragen, ob die Bezirksliga ihn noch fordert und wie er auf die Bottroper Konkurrenz blickt.
Ralf Thiel, warum läuft es aktuell so gut bei Rhenania?
Die Stimmung ist einfach top. Ich glaube, dass das auch alle sehen, die bei unseren Spielen waren. Es freuen sich alle, ganz egal wer das Tor schießt. Da wird der Ball auch einfach rüber gespielt, wenn der Mitspieler besser steht. Und wir haben auch einfach gute Spieler. Cem Sakiz, mit dem ich gemeinsam zu Rhenania gewechselt bin, oder Emre Kilic. Er und ich sind ähnlich, er ist am Boden etwas besser, ich in der Luft. Und bei Patryk Niedzicki merkt man, dass er Oberliga gespielt hat. Er hat eine andere Körpersprache und zieht die anderen im Spiel und im Training mit.
Mit Rhenania sind sie zu ihrem Jugendverein zurückgekehrt, nachdem Sie viele verschiedene Trikots trugen.
Ja genau, ich habe zunächst mit fünf Jahren bei der SG Osterfeld angefangen. In der C-Jugend bin ich zu Blau-Weiß Oberhausen gewechselt, in der B-Jugend zu Blau-Weiß Fuhlenbrock. Dann hatte ich wegen privaten Problemen eineinhalb Jahre komplett mit dem Fußball aufgehört. Als ich privat mit ein paar Freunden spielen war, hat mich Marco Matuszzak gefragt, ob ich nicht wieder anfangen will. Das habe ich dann gemacht, er ist aber zum KFC Uerdingen gegangen. Nach der Jugend bin ich erst zum SV Adler Osterfeld gewechselt und habe dann das Angebot der DJK Arminia Klosterhardt in der Landesliga bekommen.
In Klosterhardt sammelten Sie im ersten Jahr noch einige Spielminuten, im zweiten Jahr liefen Sie aber nur noch selten auf. Warum?
Da gab es leider wieder private Probleme. Danach bin ich dann zu Fortuna Bottrop gewechselt. Dort kannte ich Marcel Siwek, mit dem ich bei der Arminia noch zusammengespielt hatte.
Ein Wechsel, der sich sowohl für Sie als auch für die Fortuna gelohnt hat.
Ja, genau. Der Weg war nicht schlecht. Ich habe gute Spiele gemacht, meine Tore geschossen und stand plötzlich im Mittelpunkt. Beim SV Adler Osterfeld war das zum Beispiel vorher immer Tobias Hauner.
War die neue Rolle für Sie eine große Umstellung?
Nein, das hat mich nicht nervös gemacht. Ich habe trotzdem einfach meine Spiele gemacht. Und die Tore habe ich ja nicht alleine geschossen, das war die gesamte Mannschaft.
Dennoch haben Sie sich ins Rampenlicht gespielt. Wie viele Kästen Bier sind nach ihrem Wechsel vom Blankenfeld nach Rheinbaben als Ablösesumme gewandert?
Nicht viele (lacht). Klar ist der eine oder andere sauer, wenn man von einem Bottroper Verein zum anderen wechselt. Aber insgesamt verstehe ich mich weiterhin mit den Leuten bei Fortuna.
Für Fortuna hatten Sie in 20 Spielen 17 Tore geschossen. Für Adler Osterfeld 14 Treffer in 26 Partien. Bei Rhenania stehen Sie nach sechs Spielen bei zehn Toren. Unterfordert die Liga Sie nicht ein wenig anhand dieser Zahlen?
Ich fühle mich in der Liga wohl. Aber klar, ich würde auch gerne höher spielen. Ich denke, ich wäre nun ein anderer Spieler in der Landesliga als damals, ich hätte schon ein bisschen Erfahrung. Aber aktuell ist meine Ausbildung zum Elektriker in Buschhausen wichtiger. Die dauert noch ein Jahr lang.
Also ein Jahr lang Zeit, um den Landesliga-Traum vielleicht sogar mit Rhenania zu erfüllen.
(lacht). Wir Spieler würden gerne zwischen Platz eins und vier landen. Natürlich gibt es auch manche, die sagen, dass sie aufsteigen wollen. Aber es ist nicht direkt das auserkorene Ziel. Der VfB und Fortuna sind ja auch sehr gut drauf.
Das stimmt. Zwischen den beiden Vereinen flogen zuletzt aber auch ordentlich die Fetzen. Wie nimmt man das als Spieler eines Konkurrenten auf?
Uns ist egal, was da los ist. Wir haben das natürlich gehört und es wurde auch mal etwas gelacht. Aber wir wollen uns auf uns konzentrieren und bei den Spielen zeigen, worauf es ankommt. Gegen den VfB haben wir leider knapp verloren. Aber die Derbys gegen Fortuna und auch den FC Bottrop kommen ja noch.
Jetzt haben Sie schon das rote und das blaue Trikot getragen. Würde ihnen auch Schwarz-Weiß stehen?
Ich hatte vor meinem Wechsel zu Rhenania sogar auch die Option, ein Gespräch mit Patrick Wojwod zu führen. Aber bei Rhenania habe ich gemerkt, dass wir nicht viele kleine Gruppen sind, sondern eine Große. Das habe ich bei anderen Vereinen auch schon anders erlebt. Jetzt noch einmal innerhalb Bottrops zu wechseln, ist keine Option für mich.
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