Witten. Nach dem Magdeburger Anschlag haben die Verantwortlichen in Witten die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Weihnachtsmarkt verschärft. Es gab Lücken.

Wittens Glühweinmeile drehte gerade noch mal so richtig auf, als sich am Freitagabend (20.12.) in Magdeburg der schreckliche Anschlag auf den dortigen Weihnachtsmarkt ereignete. Auf der kleinen Budenmeile vor dem Wittener Rathaus hielten sich zu diesem Zeitpunkt Hunderte von Besuchern auf - bestens gelaunt, am Tresen im Bonner-Dorf bildeten sich kleine Schlangen, der Platz war rappelvoll, auf der Bühne gab‘s Live-Musik: „Ich lieb‘ den DJ.“ Am Samstagmorgen reagierten die Verantwortlichen in Witten mit deutlich erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf die Amokfahrt in Sachsen-Anhalt.

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Der Haupteingang zum Wittener Weihnachtsmarkt von der oberen Bahnhofstraße aus: Auf Sperren wie Wassercontainer oder Poller wurde hier verzichtet, ebenso an anderen Stellen, wo Fahrzeuge hineinfahren könnten.
Vor dem Anschlag von Magdeburg: Der Haupteingang zum Wittener Weihnachtsmarkt war durch nichts behindert, weder durch Wassertanks noch andere Sperren. © Jürgen Augstein | Jürgen Augstein

Nach einem Kontrollgang des „Sicherheitseinsatzdienstes“ der Feuerwehr mit Schaustellern, Stadtmarketing und Ordnungsamt wurden sofort am Samstagvormittag (21.12.) sämtliche Zugänge blockiert, wo bislang Fahrzeuge hätten eindringen können - etwa auf der Seite neben der Rathaushaltestelle an der Hauptstraße sowie am eigentlichen „Haupteingang“ des Weihnachtsmarktes an der oberen Bahnhofstraße.

Nach dem Anschlag: Seit Samstagvormittag sind sämtliche Zugänge zum Wittener Weihnachtsmarkt durch abgestellte Fahrzeuge blockiert. Fußgänger können natürlich an der Seite vorbeilaufen.
Nach dem Anschlag: Seit Samstagvormittag (21.12.) sind sämtliche Zugänge zum Wittener Weihnachtsmarkt durch abgestellte Fahrzeuge blockiert. Fußgänger können natürlich seitlich vorbeilaufen, wie hier von der oberen Bahnhofstraße aus. © Jürgen Augstein | Jürgen Augstein

„Wir sind gemeinsam die verschiedenen Standorte abgelaufen“, sagt die scheidende Stadtmarketing-Geschäftsführerin Sandra Gagliardi, von deren Abteilung die Initiative ausging. „Wir haben auf die Situation in Magdeburg reagiert und Maßnahmen ergriffen, so dass auch kein Auto irgendwo durchfahren kann.“ Die Fahrzeuge werden von den Schaustellern gestellt. „Zum Teil sind sie unbemannt, zum Teil bemannt. Das gilt vor allem im Bereich der Rettungswege, damit die Fahrzeuge für den Fall der Fälle schnell weggefahren werden können.“

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Gleichzeitig betont Gagliardi: „Es ist nicht so, dass es vorher unsicher war. Es handelt sich nun um zusätzliche Maßnahmen aufgrund der Ereignisse in Magdeburg.“ Den Weihnachtsmarkt ganz zu schließen, sei keine Option gewesen. „Wir hoffen nun auf letzte schöne und sichere Tage.“ Es wurde auch nicht bekannt, dass wegen der Amokfahrt im Osten andere Veranstaltungen am vierten Adventssonntag in Witten abgesagt wurden. Der verkaufsoffene Sonntag findet ebenfalls statt.

Der Wittener Weihnachtsmarkt ist gerade im Bonner-Dorf rund um die Glühwein-Pyramide abends bestens besucht.
Gerade abends gehört das Bonner-Dorf rund um die Glühwein-Pyramide zu den beliebtesten Terffpunkten auf dem Wittener Weihnachtsmarkt. Dort kommen Hunderte von Menschen zusammen. © Jürgen Augstein | Jürgen Augstein

Dass die Sicherheitsvorkehrungen jetzt erhöht wurden begrüßen Besucher auf dem Weihnachtsmarkt, die wir am Samstag befragt haben. „Ich finde das gut“, sagt eine Frau, die ihren Namen nicht nennen mag. Allerdings gibt es auch Verwunderung darüber, dass dies erst jetzt geschieht. Immerhin läuft der Wittener Budenzauber schon seit gut vier Wochen.

Carolina (31) findet es generell „schwach“, dass es acht Jahre nach dem Terroranschlag auf den Breitscheidplatz in Berlin „überhaupt noch möglich war, über einen Weihnachtsmarkt zu fahren“. Dass es auch in Witten offensichtlich noch Lücken gegeben hat, war Beobachtern schon länger aufgefallen. Allerdings hatte das Stadtmarketing damit argumentiert, dass das Sicherheitskonzept mit allen verantwortlichen Ämtern abgestimmt gewesen sei und Rettungswege freigehalten werden mussten.

Fahrzeuge, Wassertanks und Streifen sichern Weihnachtsmarkt in Witten

Wie sich Lücken schließen lassen und Rettungsgassen im Falle eines Falles trotzdem sofort geöffnet werden können, haben die Verantwortlichen in Witten nun in ganz kurzer Zeit nach ihrem Kontrollgang unter Beweis gestellt. Bis zum Samstagmittag waren alle für eindringende Fahrzeuge denkbaren Zugänge plötzlich blockiert - mit schwereren Fahrzeugen, die sich im Zweifelsfalle schnell wegfahren ließen, einen potenziellen Attentäter aber auch aufhalten könnten.

Der große, bisher freie Zugang von der Hauptstraße aus wird für die letzten Tage des Weihnachtsmarktes nicht nur durch einen VW-Transporter versperrt. Hier stehen jetzt auch zwei schwere Wassertanks und auf einer Seite weht rot-weißes Flatterband. Wer von der oberen Bahnhofstraße kommt, läuft nun an ebenfalls an einem Transporter vorbei, der das Eindringen mit Fahrzeugen unmöglich macht. Am Samstagmittag sah man dort auch mehrere Polizeistreifen.

Der Zugang von der Breddestraße aus (Schiller-Gymnasium) ist nun ebenfalls dicht. Dort stand am Samstag ein großer blauer Pickup. Ebenfalls gesichert sind nun die Zugänge zum Nebenstandort auf dem Berliner Platz, wo vor allem das Wichteldorf für Familien aufgebaut ist. Neben dem Extrablatt wurde sogar ein großer heller Lkw platziert. Der Wittener Weihnachtsmarkt kann nun bestens geschützt auf die Zielgerade abbiegen. Montag ist letzter Tag.

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Unter der Überschrift „Sicherheit auf Weihnachtsmarkt: Gibt es in Witten Vorfälle?“ haben wir am 16. Dezember folgenden Text veröffentlicht, den wir aus aktuellem Anlass jetzt noch einmal publizieren.

„Ich bin echt glücklich, dass das in Witten so friedlich läuft“, sagt die scheidende Stadtmarketing-Geschäftsführerin Sandra Gagliardi. Anders als in Bochum, wo der Budenzauber für einen Tag abgesagt werden musste, weil rund 70 Wassertanks beschädigt wurden, hat es in Witten bislang keine Zwischenfälle gegeben.

Das bestätigt die Polizei. Nur am allerersten Tag gab es einen Fall von Sachbeschädigung. „Da hat irgendjemand was mit einem Stift bemalt“, sagt ein Sprecher. Es hätte schlimmer kommen können. Uniformierte Streifen zeigen Präsenz, wie zuletzt am Sonntagabend, als zwei Polizeibeamtinnen den Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz bis in den letzten Winkel abliefen.

Auch in Witten gilt ein Waffenverbot

Natürlich achten die Streifen darauf, ob das allgemein für öffentliche Veranstaltungen geltende Waffenverbot eingehalten wird. Punktuelle Taschen- oder Rucksackkontrollen sind aber nicht an der Tagesordnung. Nicht ganz so positiv fällt die bisherige Wetterbilanz aus. Es hat viel geregnet, wie zuletzt am Sonntag und Montag.

„Die Temperaturen sind fast egal, Hauptsache, kein Regen“, sagt Thomas Graß von der Glühwein-Pyramide vorm Rathaus. Es war teilweise aber auch schon schön kalt, was dem Glühwein-Umsatz zugute gekommen sein dürfte. Sie habe mit einigen Händlerinnen und Händlern gesprochen, „und die meinten, sie seien zufrieden“, sagt Sandra Gagliardi vom Stadtmarketing. „Kalt ist ja gut. Es müsste nur ein bisschen trockner sein.“

Weihnachtsmarkt Witten - Glühwein - wie schmeckt er, was kostet er
Der Glühwein fließt: Gerade an kälteren beziehungsweise trockeneren Tagen ist das Bonner-Dorf beim Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz in Witten gut besucht. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Fragt man sie, warum die Haupteingänge von der Hauptstraße (Höhe Rathaushaltestelle) und der oberen Bahnhof aus nicht besser geschützt sind, verweist sie auf die Abstimmung des Sicherheitskonzeptes mit Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei. Die Rettungswege müssten frei bleiben. Bei Kontrollgängen im Vorfeld sei alles überprüft worden - und „nach ‚Einschätzung der genehmigten Ämtern ist alles gut, so wie es ist.“

Buden in Witten stehen dicht an dicht

Das „Bonner-Dorf“ ist auch während der Öffnungszeiten teilweise durch einen Zaun geschützt. Ansonsten stehen die Buden dicht an dicht, so dass man mit Fahrzeugen nicht ohne Weiteres eindringen kann. Abends könnten zusätzliche Sperren die Eingänge zusätzlich schützen, was aber (siehe oben) für die Feuerwehr im Fall des Falles offenbar problematisch wäre.

Fazit: Die Besucher auf dem Weihnachtsmarkt in Witten fühlen sich bisher jedenfalls sicher - und das soll auch in den letzten sieben Tagen so bleiben. Montagabend (23.12.) wird die allerletzte Glühweinrunde eingeläutet.

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