Witten. Das Wittener Stadtmarketing muss sich schon wieder eine neue Geschäftsführung suchen. Sandra Gagliardi verlässt es nach nur anderthalb Jahren.
Dass ausgerechnet sie eine der kürzesten Amtsinhaberinnen aller Zeiten sein würde, hätte man nicht erwartet. Stadtmarketing-Geschäftsführerin Sandra Gagliardi hat zum 31. Dezember gekündigt. Dabei hatte die zum 1. Juni 2023 gestartete Bochumerin so viel vorgehabt und durchaus schon für frischen Wind gesorgt.
Sie scheide freiwillig aus, aus „sehr persönlichen Gründen“, sagt die noch wenige Tage 56-Jährige. Näheres ist ihr nicht zu entlocken. Gab‘s Streit? Dem widerspricht Gagliardi, der mehrere Vorgängerinnen und Vorgänger mit ebenfalls nicht allzu langen Amtszeiten vorausgingen, vehement. „Ich bin super angenommen worden, sei es im Team, bei den Kooperationspartnern, Beiratsmitgliedern oder Gesellschaftern.“ Überall herrsche Bedauern über ihr vorzeitiges Ausscheiden.
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„Man lässt mir hier echt freie Hand“, sagt die Wattenscheiderin, die mit ihrer Mannschaft gerade erst ein gelungenes Zwiebelkirmesjubiläum hingelegt hat. „Die Qualität von Veranstaltungen zu steigern“, hat sie als eines ihrer Ziele formuliert. „Dabei geht es mir auch um den Umgang mit Künstlern oder Lieferanten.“
Leider sei die Zeit zu kurz gewesen, um neue Veranstaltungsformate zu entwickeln, sagt Gagliardi bedauernd. „Erst mal braucht man ja schon ein Jahr, um alles kennenzulernen.“ Was Witten fehle, sei vielleicht ein „öffentliches Sportevent“ und etwas nur mit Musik. „Bochum hat zum Beispiel den Stadtwerke-Marathon.“ Und reine, womöglich mehrtägige Musikveranstaltungen gibt es eigentlich schon seit den Maitagen nicht mehr.
Das Wittener Muttental ist ihr ans Herz gewachsen
Zu einer weiteren Säule zählt sie den Tourismus. Die Internationale Gartenschau 2027 (IGA) sei ein „Glück“ für Witten. Dabei denkt sie an die geplanten Projekte gerade im Muttental, „das mir sehr ans Herz gewachsen ist“. Hier gelte es, die Vorteile des Naherholungsgebietes und gleichzeitig dessen „maximale Belastbarkeit“ mitzudenken.
Was die Weiterentwicklung und Vermarktung dieses „touristischen Hotspots“ angeht, hebt Gagliardi den regelmäßigen Austausch mit dem „Dezernat Rommelfanger, dem Stadtplanungsbüro und der AG Muttental“ hervor. Sie ist in bevorstehende Projekte wie den neuen Parkplatz am Ruhrdeich mit einer besseren Anbindung an die Nachtigallbrücke eingebunden. „Wir besprechen schon, was das bedeutet, etwa mehr Bänke, mehr Schilder, mehr Abfalleimer.“
Ein kleiner Wermutstropfen: Während ihrer Amtszeit blieb das Bethaus lange Zeit dicht, nachdem sich die Wege von Stadtmarketing und Schmied getrennt hatten. Jetzt ist das Bethaus in Regie der Wabe. Aber mit den früheren Betreibern gibt es noch einen Rechtsstreit. Gagliardi spricht von einer „nicht korrekt erfolgten Übergabe und den daraus entstandenen Kosten“. Doch insgesamt, zieht sie ein Fazit ihrer bislang 14-monatigen Amtszeit, „überwogen die guten Sachen“.
Es sei ihr gelungen, dass der „Stellenwert des Stadtmarketings besser wahrgenommen wird“, sagt Sandra Gagliardi, „ich glaube, wir sind sichtbarer geworden“. Bei neuen Ideen „denkt man uns jetzt mit“. Wohin es die frühere Geschäftsführerin der Osnabrücker Veranstaltungs- und Kongresshalle (fünf Jahre) und Prokuristin der Bochumer Wirtschaftsentwicklung (acht Jahre) nun zieht, lässt Gagliardi noch offen. „Aus familiären Gründen“ werde sie der Region treu bleiben.
Ein paar Monate hat sie ja auch noch in Witten, und ihre letzte Großveranstaltung nach der Zwiebelkirmes will nun vorbereitet werden. In nicht einmal drei Monaten beginnt der Wittener Weihnachtsmarkt.
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