Gladbeck. Bei den Stadtteilgesprächen mit Bürgermeisterin Bettina Weist haben Gladbecker sich über Müll, den KOD und die City beschwert. Die Reaktionen.
Wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten und ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen würden, ja, dann wäre das Stadtteilgespräch zur Situation in Gladbeck-Mitte, zu der Bürgermeisterin Bettina Weist ins Fritz-Lange-Haus eingeladen hatte, nach kurzer Zeit wieder beendet gewesen. Aber da dem bekanntlich nicht so ist, gab’s zweieinhalb Stunden lang viel zu diskutieren und zu kritisieren, es gab Gelegenheit zu poltern und sich zu echauffieren. Dass dabei die Regeln einer gepflegten Debattenkultur nicht immer eingehalten wurden, erklärte die Bürgermeister wohlwollend mit den Emotionen, die mit vielen Themen verbunden seien. Ein Blick auf einzelne Themenschwerpunkte an diesem Abend:
Willy-Brandt-Platz. Die Bürgermeisterin kündigte in ihrem Vortrag eine Neugestaltung des Platzes vorm Rathaus an. Ein Ziel: die Barrierefreiheit. Ein weiteres Ziel: die Verbannung der Autos. Für die ist der Platz zwar schon jetzt tabu, nur die Linienbusse dürfen über den Willy-Brandt-Platz fahren, aber immer wieder nutzen Autofahrer den Willy-Brandt-Platz als Abkürzung zur Friedrich-Ebert-Straße. „Am liebsten wäre es mir“, sagte Weist, „wenn auch die Busse nicht über den Platz fahren würden.“ Die Vestische habe ihr aber signalisiert, dass sie dann große Probleme bekommen würde. „So ganz zufrieden bin ich damit nicht“, so Weist. Von einer Besucherin des Stadtteilgesprächs kam die Anregung, den Platz für den Autoverkehr wieder freizugeben. „Warum macht man eine so wichtige Verkehrsader zu?“, fragte sie. Man müsse doch auch irgendwie mit dem Auto in die Innenstadt kommen. Aber von anderen gab’s Widerspruch. Sie würden die Autos am liebsten ganz aus der Innenstadt verbannen. Ein Vater: „Ich möchte meine Kinder nicht an der Hand halten müssen.“ Sie sollten sich in der Fußgängerzone frei bewegen können.
Kommunaler Ordnungsdienst. „Er ist nicht da, wo er sein sollte“, kritisierte ein Besucher der Veranstaltung. „Der KOD kann nicht alles richten“, antwortete die Bürgermeisterin. Vor zehn Jahren habe der KOD aus zwei Beschäftigten bestanden. Mittlerweile seien es zwölf. Und es reiche immer noch nicht, obgleich man fast jeden Tag von morgens sieben bis abends um 22.30 Uhr in der Stadt unterwegs sei. Bettina Weist bedauerte es, dass die Polizei das Personal im Laufe der Jahre in Gladbeck zurückgefahren habe. Ein Besucher sprang ihr bei. „Wir brauchen am Jovyplatz eine vernünftige Wache.“ Eine Besucherin bedauerte es, dass der Kommunale Ordnungsdienst so wenige Frauen im Team habe. Und die Ordnungshüter könnten doch auch freundlichere Farben tragen. „Nein“, entgegnete man ihr, „sie sollen Respekt ausstrahlen.“
Müll. „Gladbeck wird immer dreckiger, überall sammelt sich Müll an“, hieß es aus den Reihen der Besucher. Rund um die Lambertischule sei es total vermüllt. Am Markplatz würden neben den Sitzbänken Mülleimer fehlen. Die Bürgermeisterin verwies auf die Anstrengungen des Zentralen Betriebshofes Gladbeck (ZBG). Die Innenstadt werde jeden Tag gereinigt, samstags sogar zweimal. „Wir leisten uns da was.“ Aber Weist räumte ein: „Es wird immer mehr Müll produziert. Und es gibt eine große Rücksichtslosigkeit.“ Eine Besucherin sah in den „ausländischen Mitbürgern“ die Schuldigen. „Sie haben kein Müllverhalten.“ Ja, man müsse die Probleme benennen, entgegnete die Bürgermeisterin, aber man dürfe Bevölkerungsgruppen nicht pauschal verurteilen. „Wir müssen genau benennen, wen wir meinen“, so Weist.
- Bundestagswahl 2024. Acht Stimmen entscheiden über die CDU-Bundestagskandidatur
- Saisonstart. Weihnachtsbäume in Gladbeck: Wo sie 2024 verkauft werden
- Landesunterkunft. Flüchtlinge im Vöingshof in Gladbeck: Einzug verzögert sich
- Mobilitätswende. Rollen bald wieder Leih-E-Scooter über Gladbecks Straßen?
- Budenzauber. Weihnachtsmarkt Gladbeck: Das kosten Glühwein und Bratwurst
- Brückenmontage. Neue Brücke in Gladbeck – am Kran über den Mühlenbach
- AfD-Kreistagsfraktion. Nach Vorwürfen: Kreisverwaltung hat AfD-Finanzen geprüft
- Amtsgericht. Brandstiftung im Haus der Ex: Angeklagter bestreitet alles
- Innenstadt. Aus für Kosmetik-Studio: Askania-Filiale steht wieder leer
- Schuldneratlas. Schulden: Quote ist im „besten“ Bezirk in Gladbeck gestiegen
- Mitternachtsshopping. Zimtsternfest in Gladbeck: Was in diesem Jahr geboten wird
- AfD. Demo gegen AfD: Bündnis für Courage ruft zur Teilnahme auf
- Innenstadt. Verbot für neue Dönerbuden? So reagiert die Stadt Gladbeck
Fußgängerzone. Über Kinder, die in der Fußgängerzone Fußball spielen und dabei auch gegen die Schaufenster schießen, beklagte sich eine Besucherin im Fritz-Lange-Haus. Grundsätzlich sei Fußballspielen dort erlaubt, erläuterte die Bürgermeisterin. Aber natürlich dürfe man nicht Passanten belästigen und gegen Scheiben schießen. Sie gab zu bedenken, dass im Stadtbezirk Mitte besonders viele Kinder leben. Und auch die hätten einen Bewegungsdrang.
Auch interessant
Buersche Straße. Der Zustand sei unmöglich, lautete die Kritik. Auswärtige kämen mit dem Verkehrsversuch nicht klar, Fahrradfahrer würden über den Bürgersteig fahren, die Kehrmaschine komme in den Seitenstraßen nicht durch, Anwohnern würden keine Parkplätze finden. Stadtbaurat Volker Kreuzer konnte Abhilfe versprechen. Ende des Monats würde die Beschilderung geändert, sodass wieder mehr Parkplätze zur Verfügung stünden, und im kommenden Jahr sollen die Markierungen auf der Buerschen Straße erneuert werden. In Sachen Fahrradfahrer befürchte er aber, dass die vermehrt und verbotenerweise den Bürgersteig nutzen würden. Bemängelt wurde auch die hohe Lärmbelastung. Ein Ehepaar schlug vor, Aldi- und Lidl-Kunden das Linksabbiegen – mit einer Spur über die Mittelinsel – zu ermöglichen, sodass zumindest die Doppelbelastung durch Fahrzeuge, die Richtung Norden wollen und die an der Erlenstraße wenden, entfällt.
Auch interessant
Nordpark. Bettina Weist hatte zwar aufgelistet, was die Stadt alles schon unternommen habe und noch unternehmen werde, aber das überzeugte nicht. Der Nordpark sei insbesondere für Frauen noch ein Angstraum, so ein Vater. Eine Großmutter sagte, dass sie mit ihrem Enkelkind den dortigen Spielplatz nicht aufsuchen würde.
Die Bürgermeisterin hatte an diesem Abend einen schweren Stand. Sie gab aber zu bedenken, dass die meisten Probleme von Menschen verursacht würden, die in Gladbeck lebten. „Wir müssen allen zeigen, welche Regeln hier gelten. Und dabei lassen wir nicht nach“, versprach sie und bedankte sich für die offene Aussprache. „Besser Sie sagen es direkt, als wenn Sie über Facebook oder Instagram anklagen.“
[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]