Gladbeck/Bottrop. Bunt, ausgefallen und exklusiv sind die Wohnaccessoires, die Thomas Albrecht in Gladbeck produziert und verkauft. Warum das nun zu Ende geht.

Es hat fast schon etwas Melancholisches, wenn sich Thomas Albrecht in seiner Produktionshalle in Gladbeck-Ost umschaut. Denn er hat sich entschlossen, seine Manufaktur und seinen Lagerverkauf für Wohnaccessoires zu schließen. Am 30. März kommenden Jahres ist Schluss, schon jetzt läuft der Ausverkauf. „Es ist schon irgendwie traurig“, sagt er. Doch mit 69 Jahren sei es nun auch an der Zeit für den Ruhestand.

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Seit mehr als 35 Jahren entstehen hier schrille, bunte und ausgefallene Wohnaccessoires. Der Bottroper Kürschnermeister Thomas Albrecht stellt exklusive Kissenbezüge, Wandbehänge und andere Dinge für ein schönes Zuhause her. Dabei darf es durchaus auch mal ausgeflippt sein, wie der vollständig mit grünem Kunstfell überzogene Kühlschrank in einem Winkel der Halle zeigt.

Bottroper hat mit 16 Jahren angefangen, als Kürschner zu arbeiten

Als 16-Jähriger habe er in dem Beruf angefangen, und es mache ihm eigentlich immer noch Spaß, sagt Albrecht. Doch Kürschner, das sei letztlich ein aussterbender Beruf. Gern hätte er den Betrieb an einen Nachfolger übergeben, doch letztlich sei die Suche erfolglos gewesen. Dabei sei das, was er hier tue, wirklich nachhaltig, so Albrechts Überzeugung. Denn für seine Kreationen wird kein Tier nur wegen seines Fells getötet. Die Rinderhäute, die er nutzt, sind bei der Fleischproduktion im Schlachthaus angefallen. Gleiches gilt für die Schaf-, Ziegen- und Kaninchenfelle, die der Bottroper nutzt und die andernfalls im Zweifel entsorgt worden wären.

Die Felle, die Thomas Albrecht verarbeitet, kommen aus dem Schlachthaus, kein Tier werde nur wegen seines Fells getötet, sagt er.
Die Felle, die Thomas Albrecht verarbeitet, kommen aus dem Schlachthaus, kein Tier werde nur wegen seines Fells getötet, sagt er. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Seit Sommer vergangenen Jahres betreibt Albrecht an der Ahornstraße 10 in Gladbeck auch einen Lagerverkauf. Das Interesse sei groß, und der Kürschner erlebe auch, dass sich junge Menschen für seine Produkte interessierten, die Felle toll fänden und auch reflektierten, woher sie stammen.

Gladbecker Betrieb produziert vornehmlich für den Einzelhandel

Dabei ist der Einzelhandel nur ein ganz kleiner Teil des Unternehmens. Eigentlich präsentiert Albrecht seine Produkte auf Messen, verkauft sie an Möbelhäuser, Händler oder Inneneinrichter. Die wiederum verkaufen die Produkte dann an den Endkunden. Er liefere in 42 Länder der Welt, sagt Albrecht nicht ohne einen gewissen Stolz. Neben dem Lagerverkauf in Gladbeck betreibt er in seiner Heimatstadt in der Innenstadt noch den Concept-Store AK1, der bleibe auch erhalten, stellt der 69-Jährige klar.

Die großen Gobelinbilder sind so verarbeitet, dass sie den Schall schlucken.
Die großen Gobelinbilder sind so verarbeitet, dass sie den Schall schlucken. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Es ist nicht nur das Alter und die fehlende Nachfolge, die Albrecht an den Ruhestand denken lässt. Es sei auch immer schwieriger geworden, entsprechendes Personal für seine Produktion zu finden. Das sei mit ein Grund für die Entscheidung gewesen. Der Ausverkauf in Gladbeck hat bereits begonnen, und es laufe gut, zeigt sich Albrecht zufrieden.

Noch bis Ende März läuft der Ausverkauf in Gladbeck

In seinen vielen Berufsjahren habe er sich immer wieder neu erfunden, sagt Albrecht, ist irgendwann von der Mode zu den Deko- und Wohnaccessoires gekommen. Doch letztlich arbeite er immer noch mit Fellen. „Und es macht mir nach wie vor Spaß“, sagt er.

Aus dem Grund sei es natürlich auch traurig, wenn nun ein solcher Lebensabschnitt ende. Zumal das Geschäft laufe. Die Kissen passend gefertigt für Vitra Designerstühle seien gefragt. Gleiches gelte für die großen Gobelin-Bilder. Die in Stickerei übertragenen Fotos, die auf Schaumstoff aufgezogen werden, schlucken den Schall und sorgen für eine bessere Akustik in den Räumen. Thomas Albrecht rafft sich auf, strafft die Schultern: „Schade, aber am Ende ist es, wie es ist.“

Noch bis Ende März will er sich dem Ausverkauf in Gladbeck widmen. Die dortigen Produktionshallen will er dann verkaufen oder vermieten, da sei er nicht festgelegt, sagt der Geschäftsmann. Danach ist endlich mehr Zeit für Hobbys wie den Oldtimer, oder vielleicht könne er dann häufiger mal golfen, sagt Albrecht. Und auch Hund Paul komme dann endlich mal wieder auf seine Kosten und kann mit Herrchen ausführlich Gassi gehen. Seinen Kunden wünscht er in seiner Ankündigung bei Instagram, „dass Sie weiterhin von Handwerkskunst umgeben sind, die Sie inspiriert und erfreut“.

Und wer weiß, ein Hintertürchen lässt er sich ja noch offen, sein Concept-Store an der Adolf-Kolping-Straße in Bottrop jedenfalls bleibt erhalten. Dort will Albrecht weiterhin ausgefallene Deko und Accessoires anbieten. Schon jetzt sei nicht alles, was es dort zu kaufen gibt, aus eigener Produktion, sagt er. Dort will er sich weiter um den Einkauf kümmern. So hundertprozentig ist der Ruhestand dann doch noch nicht.

Lagerverkauf, Ahornstraße 10, Gladbeck, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 11 bis 16.30 Uhr, Freitag 11 bis 14 Uhr.

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