Gladbeck. Vor zehn Jahren kam Mohammad Kailash aus Syrien nach Deutschland. In Gladbeck betreibt er nun Barbershop und Friseursalon und stylt Promi-Köpfe.
Wenn er wollte, könnte der Gladbecker Mohammad Kailash die Wände von Mudi’s Barbershops und seines Friseursalons Hair by Mudi mit Fußballtrikots tapezieren. Im Hinterzimmer des Barbershop baumeln zahlreiche Trikots auf einer Wäscheleine. Es dominieren die Schalke- und RWE-Trikots, die meisten mit persönlicher Widmung. Denn der 27-jährige Gladbecker ist der Friseur, dem die Fußballprofis ihre Köpfe anvertrauen.
Er darf sie frisieren und stylen, damit auf dem Platz die Haare gut liegen. Der Schalker Janik Bachmann ist regelmäßig hier, gleiches gilt für die Mannschaftskameraden Tomáš Kalas, Paul Seguin oder den E-Schalker Leo Greiml. Auch der ehemalige RWE-Profi und jetzige Spieler der Sportfreunde Lotte, Andreas Wiegel schaut immer mal wieder rein, gleiches gilt für den RWE‘ler Felix Wienand und die ehemaligen Essener Kevin Holzweiler und Luca Wollschläger.
Mit einem RWE-Trainer als Kunde in Gladbeck fing alles an
Doch wie kommt’s, dass ein Barbershop an der Horster Straße in Gladbeck so eine Anziehungskraft auf die Fußballer der Region ausübt? Angefangen habe es mit dem damaligen Athletiktrainer der Rot-Weissen, Sven Linnemann. Den habe er frisiert, das habe sich dann unter den Spielern herumgesprochen und es seien immer mehr gewesen, die dann zu ihm gekommen sind.
Klar ist: Der Gladbecker macht aus seinen prominenten Kunden kein Geheimnis, regelmäßig entstehen Fotos der Besuche, die in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Die Zahl seiner Follower wächst, bei Instagram etwa verfolgen 32.700 Anhänger, was im Barbershop passiert. Mit der Zeit habe sich das verselbstständigt und es seien eben immer mehr Fußballer geworden, die zu ihm kommen, sagt Mohammad Kailash.
Schon als Zehnjähriger hat der Gladbecker im Friseursalon seines Onkels geholfen
Die Tatsache, dass die auch regelmäßig immer wieder kommen, spricht für die gute Arbeit, die der Gladbecker und sein Team leisten. Mohammad Kailash lebt hier in Gladbeck quasi seinen Traum. Denn es sei tatsächlich schon immer sein Traum gewesen, Friseur zu werden. Schon als Zehnjähriger habe er bei seinem Onkel im Salon in Syrien ausgeholfen. Frisieren, stylen, das sei sein Hobby.
Vor zehn Jahren kommt er dann nach Deutschland, auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien. Im Hinterkopf immer noch der Wunsch, Friseur zu werden. Hier kniet er sich dann rein, arbeitet hart für seinen Traum, absolviert die Meisterschule und macht sich schließlich 2018 mit dem Barbershop selbstständig. Vor einem Jahr eröffnet er an der Rentforter Straße mit Hair by Mudi einen Friseursalon. Längst beschäftigt er zehn Mitarbeiter.
Die Coronazeit war hart für den Gladbecker
Hätte er sich das vorstellen können? „Ich bin stolz, dass ich diesen Weg gegangen bin, es hat am Ende Sinn gemacht, dass ich gekämpft und gearbeitet habe“, sagt er. Als Vorbild bezeichnet er seinen Bruder, der schob vor ihm in Deutschland gelebt habe. Der haben seinen Meister als Kfz-Mechatroniker gemacht, arbeite nun für Mercedes. Das habe ihn angespornt. „Wir hatten nichts, als wir hierherkamen, wir wollten uns etwas aufbauen. Aber zwischendurch war es eine harte Zeit“. Insbesondere die Coronazeit habe ihm zugesetzt, da habe er zwischendurch auch einmal daran gedacht aufzugeben. Umso glücklicher sei er gewesen, als er dann endlich wieder in seinem Traumberuf arbeiten konnte. Nach dem Lockdown habe er richtig Gas gegeben.
Über seine prominenten Kunden freut er sich, wenn er auch zugibt, dass er sich zuvor gar nicht besonders für Fußball interessiert habe. Gleichzeitig sagt er: „Kunde ist Kunde, bei mir wird jeder gleich behandelt.“ Eine VIP-Ecke oder gar einen abgetrennten VIP-Raum sucht man im Barbershop dann auch vergebens. Die einzige Tür führt ins Hinterzimmer zum Pausenraum, in dem auch die Waschmaschine ihren Dienst verrichtet.
„Du musst an dich glauben, kämpfen, dich durchsetzen und hart arbeiten. Das ist der Schlüssel für eine gute Zukunft.“
Vorn im Salon kann es also sein, dass man als Kunde plötzlich neben einem Schalker sitzt. Doch die Fußballer seien in der Regel total unkompliziert und bodenständig, hat Mohammad Kailash gemerkt. Wenn sie angesprochen werden, gäben sie auch bereitwillig Autogramme oder posierten für Erinnerungsfotos mit Fans, berichtet der Friseur von Erlebnissen. Wenn Kunden also bei Mohammad Kailash auf dem Stuhl sitzen, ist es gut möglich, dass dann einer der Fußballer neben ihm Platz nimmt. Nebenbei räumt er auch mit einem Vorurteil gegenüber seiner Kundschaft auf. 90 Prozent derjenigen, die zu ihm kämen, seien Deutsche, sagt er.
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In Gladbeck fühlt sich der 27-Jährige wohl. Doch wie geht sein Traum weiter, plant er weitere Läden? Tatsächlich habe man ihm sogar angeboten, in Dubai zu arbeiten, sagt Mohammad Kailash. Doch darauf ist er nicht eingegangen. Denn: „Ich habe hier harte Zeiten durchgemacht, jetzt läuft es richtig gut, warum soll ich dann gehen?“ Für einen dritten Laden seien irgendwann vielleicht einmal Rüttenscheid oder Düsseldorf interessant, doch geplant sei noch gar nichts, sagt der Gladbecker.
Eins habe ihn sein Lebensweg und der Aufbau seines Geschäfts gelehrt, das könne er nur allen raten, die auch einen Traum haben: „Du musst an dich glauben, kämpfen, dich durchsetzen und hart arbeiten. Das ist der Schlüssel für eine gute Zukunft.“
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