Gladbeck. In Gladbeck steigt die Zahl der Einbürgerungen seit Jahren. Vor allem bei einer Nation. Einen deutschen Pass zu bekommen, wird bald einfacher.
Die Stadt Gladbeck erwartet ab Juni einen großen Ansturm bei den Einbürgerungen. Dann tritt eine Gesetzesänderung in Kraft, die die Zahlen wohl deutlich in die Höhe schnellen lassen werden. Denn ab dann soll es möglich sein, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und trotzdem weiterhin die ursprüngliche behalten zu können.
Für viele Menschen war es zuletzt ein Hinderungsgrund, dass mit der Einbürgerung die ursprüngliche Staatsbürgerschaft abgegeben werden musste. „Vor allem für die türkische Community“, sagt Doris Foerster, Leiterin des Amtes für Migration und Zusammenleben bei der Stadt Gladbeck.
In Gladbeck leben 15.500 Menschen, die keinen deutschen Pass haben
Schon seit der Ankündigung der Reform gebe es bei der Stadtverwaltung sehr viele Anfragen. In Gladbeck leben aktuell 15.500 Menschen, die keinen deutschen Pass haben. „Wir rechnen damit, dass sich mehrere Tausend mit dem Wunsch auf Einbürgerung bei uns melden werden“, so Doris Foerster.
Die größte Gruppe werden türkische Frauen und Männer ausmachen. „Es gibt um die 4000 Türken ohne deutschen Pass in Gladbeck“, berichtet die Amtsleiterin. Rund die Hälfte davon, so ihre Vermutung, wird nur die türkische Staatsbürgerschaft behalten wollen. „Bei einigen ist aber auch eine große Sympathie für das Land, in dem sie leben, vorhanden“, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt.
2023 wurden 284 Menschen in Gladbeck eingebürgert – der Großteil aus Syrien
Schon zuletzt ließen sich immer mehr Menschen in Gladbeck einbürgern. Waren es im Jahr 2019 noch 133 Frauen und Männer, die einen deutschen Pass beantragten, waren es 2022 schon 174 Menschen, im vergangenen Jahr gar 284 Menschen. Syrer machen einen großen Teil der Menschen aus, die sich in Gladbeck einbürgern lassen.
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Stellten sie schon 2021 und 2022 die größte Gruppe dar, war die Zahl mit 162 im vergangenen Jahr besonders hoch, ein Jahr zuvor waren es beispielsweise noch 40 Menschen aus Syrien. Der Grund: Die, die 2015 nach Deutschland geflüchtet sind, die integriert sind, Arbeit haben und die deutsche Sprache sprechen, haben nun die Möglichkeit auf eine Einbürgerung. Denn: Eine Voraussetzung dafür ist ein rechtmäßiger Aufenthalt von mindestens acht Jahren. Diese Zeit ist nun um. Außerdem dürfen die Menschen nicht straffällig geworden sein und sich die acht Jahre über durchgängig in Deutschland aufgehalten haben. Zudem muss ihr Lebensunterhalt, eben durch Arbeit, gesichert sein, sie müssen mindestens das Sprachlevel B1 nachweisen können und einen Einbürgerungstest machen.
Die Generation der türkischen Gastarbeiter hat erleichterte Bedingungen
Eine Ausnahme gibt es aber bei der Generation der Gastarbeiter. Sie müssen nur einen mündlichen statt einen schriftlichen Test machen, und auch keinen Sprachnachweis des Levels B1 vorlegen. Hintergrund: So soll die Lebensleistung der Menschen anerkannt werden. „Speziell hier waren sie ja in der Montanindustrie extrem wichtig“, so Rainer Weichelt.
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Gründe für den Wunsch nach einer Einbürgerung seien grundsätzlich die Identifikation mit dem deutschen Staat. „Wenn man sich mit dem Staat identifiziert, ist die Einbürgerung der nächste Schritt“, so Doris Foerster. Es gebe schließlich dann auch die Chance, wählen gehen zu können. „Manchmal sind auch praktische Gründe ausschlaggebend, wie etwa die Reiseerleichterung.“
Bei der Stadtverwaltung werden jetzt zusätzliche Stellen in der Einbürgerungsbehörde geschaffen
Für syrische Menschen als Kriegsflüchtlinge sei es zudem mit einer Rückkehr schwierig, sie suchten nun eine neue Heimat. „Sie sind zum Teil richtig stolz, wenn sie den deutschen Pass haben, denn der zeigt, dass sie hier akzeptiert sind. Aber auch, dass sie wirtschaftlich und sozial integriert sind“, weiß Doris Foerster.
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Bei der Stadtverwaltung wird aufgrund des erwarteten Ansturms Personal aufgestockt. Zwei zusätzliche Stellen werden zu den jetzt 2,5 Stellen in der Einbürgerungsbehörde dazukommen. „Die Zahl der Einbürgerungen steigt seit Jahren. Wenn wir mehr Personal gehabt hätten, hätten wir noch mehr Menschen einbürgern können“, so Doris Foerster.
>>> Die Einbürgerung kostet 255 Euro
Nur wenige Einbürgerungen scheitern. „Wir legen großen Wert darauf, vorher telefonisch zu beraten“, so Doris Foerster, Leiterin des Amtes für Migration und Zusammenleben.
Die Einbürgerung kostet 255 Euro. Es komme auch schon mal vor, dass ein Antrag auf Einbürgerung gestellt wird, aber eine Strafanzeige verschwiegen wird. „In diesen Fällen nehmen wir den Antrag für eine Gebühr von 50 Euro zurück“, sagt Foerster. Denn ab einer Freiheitsstrafe von drei Monaten sei eine Einbürgerung nicht möglich. Antragsteller müssen ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, die Verwaltung fragt zudem ebenfalls nach, um auch laufende Verfahren zu berücksichtigen.
[Dieser Artikel erschien erstmals am 17.4.2024]
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