Duisburg. Hans-Gerd Bosch ist neuer Bezirksbürgermeister in Duisburg – wenn er Pech hat, nicht mal ein Jahr. Was er für die vier Stadtteile erreichen will.
Soll sich vor der eigenen Haustür oder im Stadtteil etwas verändern, ist er nun der erste Ansprechpartner für rund 42.000 Duisburgerinnen und Duisburger auf beiden Seiten des Rheins: Hans-Gerd Bosch. Der SPD-Mann aus Baerl ist seit dem 23. Januar Bürgermeister des Bezirks Homberg/Ruhrort/Baerl.
Seine Amtszeit ist schon jetzt einzigartig. Angefangen damit, wie er den Posten bekommen hat. Beinahe hätte Bosch eine Kampfabstimmung überstehen müssen, obwohl die anderen Parteien im Stadtteilparlament keinen Kandidaten ins Rennen geschickt hatten. Die Konkurrenz kam nämlich aus der eigenen Fraktion. Erst im letzten Moment zog SPD-Bezirksvertreterin Heike Gau ihre Kandidatur zurück, da standen schon beide Namen auf den Wahlzetteln.
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Neuer Bezirksbürgermeister muss bald wieder im Wahlkampf stellen
Außerdem ungewöhnlich: Schon in wenigen Monaten muss der 73-Jährige erneut um seinen Posten kämpfen. Zur Neuwahl im Homberger Rathaus ist es im Januar nur gekommen, weil sein Vorgänger Hans-Joachim Paschmann (SPD) wegen einer Krebserkrankung vorzeitig zurückgetreten ist.
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In der ersten Sitzung nach der Kommunalwahl im September bestimmen die Mitglieder der Bezirksvertretungen ihre neuen Bezirksbürgermeister und -bürgermeisterinnen – auch in Homberg/Ruhrort/Baerl. Läuft es schlecht für Bosch, muss er den Chefsessel im Homberger Rathaus nach nur einem Dreivierteljahr wieder freimachen.
Was lässt sich in dieser kurzen Zeit überhaupt politisch umsetzen? „Eine Menge“, glaubt Bosch. Den Fahrplan für das Jahr hätten SPD und Grüne in der vergangenen Sitzung gelegt. Prüfaufträge, Anfragen – damit ließe sich direkt loslegen. In allen vier Stadtteilen des Bezirks gebe es zu tun.
Das will Hans-Gerd Bosch in Baerl, Ruhrort und Homberg erreichen
In Baerl beschäftigen Bosch immer wieder Bebauungspläne, mit denen seine Partei die dörfliche Struktur des Stadtteils schützen will. Außerdem wolle er die neue Fahrradstraße an der Geeststraße und Kreuzstraße weiter überprüfen. Die Kinder der Grundschule müssten geschützt werden, findet er, indem entweder die Waldstraße als Schulstraße ausgewiesen oder die Fahrradstraße verlängert wird.
In Ruhrort sei der Verkehrsversuch am Neumarkt ein drängendes Projekt. Damit sich Fußgänger wohler fühlen, wurde die Platzfläche vergrößert und eine Fahrspur für die Durchfahrt gesperrt. Zum Ärger vieler Anwohner fielen dadurch Parkplätze weg. „Wir werden die Prüfphase vorantreiben und dann eine Entscheidung treffen, ob die Verkehrssituation so bleibt oder nicht“, meint Bosch.
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In Homberg will er noch vor der nächsten Wahl erleben, dass das Freizeitzentrum an der Augustastraße modernisiert und die Fußgängerzone umgestaltet wird – beide Projekte sind in Verzug. In Sachen Grundwasserbelastung durch Venator fordern Bosch und die anderen Bezirksvertreter, dass Stadt und Unternehmen bald Pläne vorlegen, wie das verschmutzte Gebiet saniert werden kann.
Zudem drängt er auf den geplanten Neubau der Erich-Kästner-Gesamtschule an der Baumstraße: „Wir werden weiter am Bebauungsplan arbeiten. Die Planung des Schulneubaus muss aber parallel laufen, denn irgendwann wird uns die Schule zusammenbrechen.“
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Hans-Gerd Bosch über das Problemviertel: „Umwälzungsprozess ist gewaltig“
In Hochheide ergeben sich die Themen für den neuen Bezirksbürgermeister praktisch von alleine. Mitte des Jahres will die Stadt endlich mit dem Bau des Stadtparks beginnen. Im Spätsommer soll der nächste Weiße Riese gesprengt werden. Und im Entwicklungskonzept für das Quartier stehen noch mehr Projekte, die teils bis 2030 und darüber hinaus dauern.
„Der Umwälzungsprozess ist gewaltig, weil Häuser abgerissen werden und ein komplett neues Quartier geschaffen wird“, weiß Bosch. Zwar sei in erster Linie die Stadt verantwortlich, das Entwicklungskonzept umzusetzen und Fördermittel zu beschaffen. „Wir im Bezirk müssen aber die Bürger mitnehmen und ihnen erklären, was genau passiert.“
„Vieles im Ratssaal ist nur Show. Die meisten wichtigen Gespräche finden hinter den Kulissen statt.“
Diese Projekte sind für den Bezirksbürgermeister nicht neu. Im Gegenteil, viele begleitet er seit Jahren. Seit 2009 sitzt Bosch für die SPD in der Bezirksvertretung. Ein Jahr später wurde er Vorsitzender des Baerler Ortsvereins und Fraktionschef im Bezirk. Den Vorsitz des Ortsvereins hat er vor wenigen Jahren in jüngere Hände gegeben, Fraktionsvorsitzender will er aber bleiben.
Vom Fraktionschef zum Bürgermeister: Wie der Wechsel klappen soll
In den ersten Wochen seiner Amtszeit ist Bosch gerade noch dabei, sich Vereinen und Bürgern vorzustellen, zum Beispiel in Bürgersprechstunden, bei persönlichen Treffen oder Telefonaten. „Mich kennen zwar viele, aber als Fraktionsvorsitzender, nicht als Bürgermeister. Mir ist wichtig, dass die Leute jetzt meine überparteiliche Funktion erkennen.“
Der Wechsel vom agierenden Fraktionschef zum eher repräsentierenden Bezirksbürgermeister falle ihm nicht schwer: „Ich bin nie mit einem SPD-Sticker an der Jacke herumgelaufen. Mich haben die Bürger immer als Person wahrgenommen.“
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Die Sitzungen der Bezirksvertretung will er „sachgerecht leiten“. Alle Argumente sollen ausgetauscht werden und alle Akteure zu Wort kommen. Dabei weist er aber darauf hin: „Vieles im Ratssaal ist nur Show. Die meisten wichtigen Gespräche finden hinter den Kulissen statt.“
Hier sieht Hans-Gerd Bosch bei sich eine Stärke. Die meisten Anträge arbeitet er mit den Grünen und Linken aus, doch auch zur CDU und FDP habe er einen guten Draht. Während sein Vorgänger über viele Jahre im Clinch lag mit dem inzwischen verstorbenen CDU-Chef Klaus Radny, habe Bosch keinen echten Widersacher im Stadtteilparlament. Heike Gau, die im Januar fast gegen Bosch angetreten wäre, ist mittlerweile als Bezirksvertreterin zurückgetreten.
Bezirksbürgermeister kommt aus Baerl und ist im „Dorf“ verankert
Und persönlich? Bosch hat zwei Kinder und drei Enkelkinder, ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau in Baerl. Seine ganze Familie ist seit Generationen im „Dorf“ verankert: „Schon im Jahr 1510 wurde unser Hof urkundlich erwähnt.“ Ein Vorfahre war bereits 1647 Schützenkönig in Baerl. Bosch selbst war es 2010, aber in Binsheim.
Aufgewachsen ist Bosch auf dem Bauernhof seiner Eltern, den er nach seiner Ausbildung als Land- und Forstwirt zunächst übernehmen wollte. Doch als sein jüngerer Bruder zusicherte, den Hof weiter zu betreiben, wechselte Hans-Gerd Bosch die Branche. Er wurde Finanzbeamter mit Diplom-Abschlüssen als Finanzwirt, Ökonom und Kaufmann.
Heute ist er Rentner und Gastdozent an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Duisburg. Der 73-Jährige ist in einigen Vereinen aktiv, zum Beispiel als Jugend-Fußballtrainer beim TuS Baerl, als Senatorensprecher der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Homberg und natürlich bei den Schützen in Baerl und Binsheim.
In seiner Freizeit fährt Bosch gerne Fahrrad mit Freunden, unter anderem über den Jakobsweg von Biarritz nach Santiago de Compostela. In erster Linie ist er aber Großvater – „drei Enkelkinder nehmen mich voll in Beschlag“.
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