Duisburg. Drei Männer sind mit dem Fahrrad von Biarritz nach Santiago gereist. Was sie am Jakobsweg besonders begeisterte und womit sie zu kämpfen hatten.
Drei Männer aus Duisburg-Baerl – ein Ziel. Die dritte und letzte Etappe ihres Jakobswegs sollte die passionierten Radler vom französischen Biarritz nach Santiago de Compostela führen. Knapp 800 Kilometer in neun Tagen.
Erlebt haben sie dabei alles, was das Wetter dort im Frühjahr zu bieten hat: Von brezelnder Sonne bis zu Starkregen und Sturmböen, die Ulrich Schulte Herbrüggen unsanft vom Rad holten. Danach hatte er nicht nur mit einem blauen Wunder zu kämpfen. Alle Farben waren auf seiner Haut vertreten, die bei dem Sturz in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Schön bunt und sehr schmerzhaft.
Pilgerreise mit dem Fahrrad: Baerler schwärmen von Gastfreundlichkeit
Hans-Gerd Bosch, Ulrich Schulte Herbrüggen und Markus Klemm haben sich auf den Weg gemacht, den berühmten Jakobsweg per Fahrrad zu erkunden. Von Düsseldorf ging‘s mit dem Flieger nach Biarritz an der französischen Küste. Bei der Ankunft standen ihre E-Bikes am Flughafen parat.
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„Wir kamen in Sportkleidung schon in Frankreich an und konnten sofort in voller Montur vom Flieger auf den Sattel“, freut sich Bosch über ihre gute Planung und Organisation.
„Begeisternd ist, wie unglaublich freundlich die Spanier sind“, schwärmt die „Baerler Männerbande“. Außerdem seien die Preise in den Hotels angemessen und die Begegnungen mit so vielen fremden Menschen einfach faszinierend. „Man hat so viele unglaublich eindrucksvolle Erlebnisse, dass man überwältigt ist“, erzählt Hans-Gerd Bosch.
Radler aus Baerl: „Es kehrt eine unglaubliche Zufriedenheit ein“
So ist das Dreigestirn einer Gruppe von Menschen auf dem Jakobsweg begegnet, die einen Freund mit körperlicher Behinderung mit einem eigens konstruierten Gefährt quer durch Spanien transportierte.
Mit dicken Niederdruckreifen ging es zum Teil querfeldein über Stock und Stein. Einige zogen, andere schoben den Wagen und ermöglichten mit ihrem Engagemt ihrem Kameraden, eine Tour zu erleben, die er ohne ihr Engagement nie hätte machen können.
„Der Grundgedanke des Pilgerns ist die Begegnung mit Fremden, die Erfahrungen sind so wertvoll“, berichtet Ulrich Schulte Herbrüggen. Bosch ergänzt: „Und man muss sich allen Herausforderungen stellen, dem Wetter, den Leuten, der Strecke. Das ist das Reizvolle.“
Man richte beim Pilgern den Blick nach außen, sei aber auch glücklich, sich selbst zu finden. „Nach ein bis zwei Tagen hört man auf zu erzählen, es kehrt eine unglaubliche Zufriedenheit ein“, erzählt die Gruppe.
Große goldene Puppen sehen aus „wie Gelsenkirchener Barock“
Auch mit den extremen Wetterverhältnissen klar zu kommen, sei eine eigene Herausforderung. Sturm und Starkregen haben die Drei erlebt. „Das alles macht etwas mit einem, es ist eine innere Einkehr, die man sonst so nicht erlebt.“
Das einzig Befremdliche seien die zum Teil mehrere Meter großen goldenen Puppen in den romanischen Kirchen, die ein Relikt aus der Kolonialzeit sind. „Es sind unschätzbare Werte aus reinem Gold, die aber trotzdem aussehen wie Gelsenkirchener Barock“, schildert Hans-Gerd Bosch.
Jakobsweg: Letzte Etappe bleibt besonders in Erinnerung
Trotz der schmerzhaften Prellungen, von denen Ulrich Schulte Herbrüggen nach seinem Sturz lange Zeit etwas hatte, und dem Spott seiner Frau, die bunten Farben auf der Haut stünden ihm gut, bleibt die dritte und letzte Tour für alle in bester Erinnerung. Einmalig sei die Landschaft, durch die sie gefahren sind, überwältigend die Stimmungen, die durch das Licht erzeugt werden.
Die glänzenden Sonnenstrahlen am Morgen und die nebeligen Täler, wenn man oben über die Höhenzügen fährt – einfach eine Traumtour. Von unter null Grad bis zu heißen Tagen war alles dabei.
„Natürlich muss so eine Tour immer Spaß machen. Man will ja nachher nicht sagen, wir haben es zum Glück überlebt“, sagt Ulrich Schulte Herbrüggen. Drei große Touren auf dem Jakobsweg in drei Jahren – Erlebnisse, die den Baerlern niemand mehr nehmen kann.
Warum Baerler die Pilgerreise empfehlen
Interessante Kontakte, das Handy als Übersetzer und super gutes Essen bleiben in Erinnerung. „Nur ein einziges mal hat ein Koch ein Entrecôte mit einer Schuhsohle verwechselt“, scherzen die Duisburger. Aber ansonsten war das Essen in kleinen, aber guten Restaurants auf der gesamten Route ein Gedicht.
Gut ausgebaute Radwege und Landstraßen, sehr rücksichtsvolle Autofahrer – die Traumtour wollen die Drei jetzt erst einmal sacken lassen. Und sie können allen nur empfehlen, sich einmal im Leben auf den Jakobsweg zu begeben: „Es lohnt sich.“
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