Duisburg-Baerl. Das Großprojekt an der Wiesenstraße ist erstmal vom Tisch. Ein Bebauungsplan gibt vor, wie geplant werden muss: kleinteilig, locker und offen.

Freude ist selten in diesen Corona-Zeiten. Und dennoch: „Der Bürgerwille setzt sich durch!“, stellt SPD-Bezirksvertreter Hans Gerd Bosch erleichtert fest. „Der auf der Wiesenstraße in Baerl geplante Koloss ist erst einmal vom Tisch.“ Wie berichtet plante ein Bauträger, dort drei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit jeweils sieben Wohnungen zu errichten, in einer zweiten Reihe sollten es nochmal drei Zweifamilienhäuser und ein Einfamilienhaus sein. Ergibt 28 Wohneinheiten auf einem Grundstück, auf dem aktuell zwei Einfamilienhäuser stehen. Anwohner und örtliche Politiker protestierten (wir berichteten). Regeln soll es ein B- oder Bebauungsplan, den die Bezirksvertreter in ihrer Februar-Sitzung beantragt hatten. Nun gibt es den Aufstellungsbeschluss der Verwaltung, eine Veröffentlichung im Amtsblatt folgt. Bosch: „Wichtig ist die Mitsprache der betroffenen Nachbarn.“

Örtliche Politiker in Duisburg sprechen von „reiner Profitgier“

Der Antrag des Bauträgers war im Januar eingereicht worden - Anlass für energischen Widerstand im Viertel. „Hier gilt es, die reine Profitgier einzelner Beteiligter in Grenzen zu weisen“, so die beiden SPD-Politiker Edeltraut Klabuhn und Hans Gerd Bosch.

Dabei gehe es nicht darum, eine Bebauung der Fläche zu verhindern, betont Dietmar Beckmann (Grüne). Das Ziel sei vielmehr „eine der dörflichen Struktur rund um die Wiesenstraße angepasste Planung“.

Und die wird jetzt vorgegeben. Die vorhandene Struktur soll gesichert, die „kleinteilige, lockere und offene“ Form der Bestandsbebauung erhalten bleiben. Heißt: Die Planung muss sich an den überwiegend vorhandenen Ein- bis Zweifamilienhäusern orientieren.

Die Baerler Bürger sollen an der Planung beteiligt werden

„Klarer kann ein Beschluss nicht formuliert werden“, freuen sich Bosch und Klabuhn. Ein Antrag auf Prüfung weiterer Bebauungspläne sei eingebracht. Bosch: „Wir müssen vorausschauend handeln, nicht nur reagieren.“ Dadurch würden keine neuen Bauflächen geschaffen, stellt Beckmann klar. Sondern das, was auf bereits vorhandenen Bauflächen entsteht, soll zum dörflichen Charakter Baerls passen.

Die Anwohner Thorsten Feldmann und Manuela Wenz mit Hans Gerd Bosch und Edeltraut Klabuhn (beide SPD) sowie Dietmar Beckmann (Grüne). Die Gruppe steht auf der Wiesenstraße vor der Stelle, an der das Großprojekt entstehen sollte.
Die Anwohner Thorsten Feldmann und Manuela Wenz mit Hans Gerd Bosch und Edeltraut Klabuhn (beide SPD) sowie Dietmar Beckmann (Grüne). Die Gruppe steht auf der Wiesenstraße vor der Stelle, an der das Großprojekt entstehen sollte. © Tost | tost

Das ist auch im Sinne der Baerler CDU. Das geplante Großprojekt sprenge jeden Rahmen, hatte sich Baerls CDU-Chef Gregor Weinand bereits im Vorfeld öffentlich geärgert. „Das gesamte Grundstück soll nahezu vollständig versiegelt werden.“ Das Verkehrsaufkommen auf dem ehemaligen Feldweg hätte sich durch das Großprojekt verfünffacht, befürchtete er. Dieser Entwicklung sei nun ein Riegel vorgeschoben. Schon jetzt würde es auf der Wiesenstraße an vielen Stellen eng, wenn sich zwei Autos entgegenkommen. Ein weiteres Problem sei der knappe Parkraum.

Rückenwind auch von der CDU-Ratsfraktion

Rückenwind kam auch von Thomas Susen, dem planungspolitischen Sprecher der CDU-Ratsfraktion. „SPD und Grüne haben ihre Ablehnung öffentlich gemacht und auch wir als CDU-Fraktion werden uns für die Aufstellung eines Bebauungsplans aussprechen, um derartigen Projekten in Baerl entgegenzuwirken“, hatte er bereits verkündet.

Daher begrüße die CDU-Fraktion die von der Verwaltung erarbeitete Beschlussvorlage. „Damit entsprechen wir den mehrheitlichen Forderungen der Baerler Bevölkerung, die im weiteren Verfahrensablauf selbstverständlich am Planungsprozess beteiligt wird.“