Duisburg. Hans-Gerd Bosch (SPD) ist neuer Bezirksbürgermeister. Bis zur Wahl war seine Partei allerdings uneins. CDU-Chef kritisiert „schlimmes Kino“.
Nach dem Rücktritt von Hans-Joachim Paschmann (SPD) hat der Duisburger Stadtbezirk Homberg/Ruhrort/Baerl einen neuen Bürgermeister. Der langjährige SPD-Fraktionschef Hans-Gerd Bosch ist jetzt neuer Chef der Bezirksvertretung. Dazu gewählt hat ihn die Mehrheit der Bezirksvertreterinnen und -vertreter – nach einem längeren Streit in einer denkwürdigen Sitzung.
Sein Vorgänger Paschmann hatte seinen Posten und sein Mandat zum 31. Oktober 2024 niedergelegt. Er war 15 Jahre lang im Amt, erkrankte jedoch ein zweites Mal an Krebs und zog sich voriges Jahr selbstbestimmt aus der Lokalpolitik zurück. Die Wahl des neuen Bezirksbürgermeisters stand also am Donnerstag, 23. Januar, im Homberger Rathaus auf der Tagesordnung.
Streit bei Wahl des Bürgermeisterwahl von Homberg/Ruhrort/Baerl: SPD-Vertreter uneins
Dass Paschmanns Nachfolger auch aus der SPD kommt, galt als wahrscheinlich. Die Partei hat die meisten Sitze in dem Parlament und mit den Grünen eine stabile Mehrheit. Doch bis tief in die Sitzung hinein war die Partei uneins, wer aus der Fraktion für das Amt kandidiert.
Zunächst wollte der gerade neu vereidigte SPD-Vertreter Pascal Ailbout den Antrag stellen, die Wahl des Bezirksbürgermeisters auf die nächste Sitzung zu verschieben. Doch sein Parteikollege Bosch intervenierte und stoppte den Antrag: „Das ist nur eine Einzelmeinung, die Meinung der Fraktion ist eine andere.“
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Beim dritten Tagesordnungspunkt fragte Sitzungsleiter Wolfgang Krüger (CDU), wer nun für die Wahl antritt. Hans-Gerd Bosch nennt sich als Kandidat für die SPD-Fraktion. Doch daraufhin meldet sich Pascal Ailbout – und schlägt überraschend SPD-Bezirksvertreterin Heike Gau vor. Gau gehört dem SPD-Ortsverein Homberg/Ruhrort an, Bosch dem Baerler SPD-Ortsverein.
Beide SPD-Politiker landen auf dem Wahlzettel. Doch bevor der erste abstimmt, zieht Gau zurück – „um die Einigkeit zu wahren“. Die Zettel werden wieder eingesammelt und neu ausgeteilt, jetzt mit Bosch als einzigem Kandidaten. In geheimer Abstimmung wird der Fraktionschef gewählt – mit elf Ja-Stimmen und drei Enthaltungen.
CDU-Chef spricht von „schlimmem Kino“ im Ratssaal
Die Fraktionen und der Bezirksmanager gratulieren dem neuen Bürgermeister mit Blumensträußen, Stellvertreter Wolfgang Krüger übergibt die Sitzungsleitung an Hans-Gerd Bosch. Der bedankt sich bei seinen Stellvertretern, bei seinem Vorgänger Paschmann und bei den Bezirksvertretern für das Votum: „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“
Die anderen Fraktionen zeigten sich durchaus irritiert vom Auftreten der SPD. CDU-Chef Michael Büttgenbach sprach von einem „schlimmen Kino“ und sagte: „Eine solche Uneinigkeit hat es in diesem Haus noch nicht gegeben. Das ist mehr als schlimm für das Ansehen der Bezirksvertretung.“ Er zollte Heike Gau aber auch Respekt dafür, dass sie auf eine Kandidatur verzichtete.
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Hans-Gerd Bosch ist im Stadtteil Baerl tief verwurzelt
Mit Hans-Gerd Bosch sitzt jetzt ein bekanntes Gesicht des Bezirks auf dem Chefsessel des Homberger Rathauses. Bosch wurde 2009 in die Bezirksvertretung gewählt. Schon kurze Zeit später, zum 1. Januar 2011, übernahm er den Vorsitz der SPD-Fraktion von Hermann Grindberg.
Der 73-Jährige kommt gebürtig aus Baerl und ist im Stadtteil tief verwurzelt. Er wuchs dort auf einem Bauernhof auf und absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung. Als sein jüngerer Bruder die Hofnachfolge übernahm, wechselte Bosch die Branche. Er machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann, studierte und wurde Finanzbeamter.
Sein politisches Engagement begann erst später. Vor rund 35 Jahren trat Bosch in die SPD ein. 2009 wurde er Bezirksvertreter, ein Jahr später Vorsitzender des Baerler Ortsvereins. In seinen Funktionen setzte er sich unter anderem dafür ein, dass der Baerler Busch und die dörfliche Struktur des Stadtteils erhalten bleiben.
Bezirksbürgermeister von Homberg/Ruhrort/Baerl ist er erst mal nur für ein gutes halbes Jahr. Nach der Kommunalwahl im kommenden September wird über den Posten neu abgestimmt.
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- Die Stadt Duisburg hat sieben Bezirke, in denen es jeweils Bezirksvertretungen und Verwaltungsstellen gibt.
- In den Verwaltungsstellen sind das Bezirksmanagement und die Bürgerservice-Station angesiedelt. Beim Bürgerservice können Einwohner zum Beispiel sich oder ein Gewerbe an- oder ummelden und den Führerschein abholen. Chef der Bezirksverwaltung ist der Bezirksmanager.
- Bezirksvertretungen hingegen sind die Volksvertretungen der Stadtteile. Sie werden vom Rat der Stadt über Entscheidungen informiert und können selber Anregungen einreichen und Anträge beschließen.
- Der Bezirksbürgermeister ist Vorsitzender der Bezirksvertretung. Er leitet die Sitzungen und ist Ansprechpartner für Bürger in lokalpolitischen Angelegenheiten.