Duisburg. Reihenhäuser, Loftwohnungen – und ein Infinitypool: Eine alte Zeche in Duisburg wird zu einer spektakulären Wohnsiedlung. Erste Mieter können im Mai einziehen.
Das Konzept für einen riesigen Umbau stand, die Baugenehmigung war erteilt – doch jetzt kommt am Schacht Gerdt im Duisburger Westen alles anders als geplant. Das ehemalige Zechengelände wird nun umgebaut, aber nicht für Gewerbe, sondern als exklusive Siedlung für Familien.
Die Arbeiten sind schon weit vorangeschritten. In wenigen Monaten sollen die ersten Mieter in moderne Reihenhäuser einziehen. Über die großen Pläne für den einstigen Schacht 8 der Zeche Rheinpreußen zwischen Homberg und Baerl spricht jetzt Architekt David Wodtke, dem ein Teil des Geländes gehört und der das Projekt mit seinem angestellten Architekten Marc Bückendorf geplant hat.
Schacht Gerdt in Duisburg sollte Gewerbepark werden – Umbau scheiterte
„Wir wollen eine Siedlung bauen, die den Idealvorstellungen für modernes Wohnen entspricht”, erklärt Wodtke. Mit „Wir” meint er eine Gruppe aus befreundeten Bauherren. Dazu gehört auch der Moerser Unternehmer Christian Breznikar, der den alten Wetterschacht vor rund 20 Jahren gekauft hat.
Breznikar wollte mit seinem Vater aus dem Areal mit denkmalgeschützten Gebäuden einen modernen Gewerbepark machen. Die Idee gibt es seit Anfang des Jahrtausends, die konkreten Pläne präsentierte er 2017. Demnach sollte der alte Förderturm und das Kauengebäude zu einem Bergbaumuseum und einem Veranstaltungszentrum umgebaut werden. Drei neue Gewerbehallen für mittelständische Unternehmen waren geplant.
Die Eigentümer arbeiteten die Auflagen des Denkmalschutzes ab, ließen ein Brandschutzkonzept und Lärmschutzgutachten erarbeiten. 2019 erteilte die Stadt die Baugenehmigung für das Projekt, das rund 15 Millionen Euro kosten sollte. Doch aus dem Umbau des Industriedenkmals wurde vorerst nichts.
Pläne für Schacht Gerdt: Projekt nimmt überraschende Wende
Jetzt nimmt die Sanierung von Schacht Gerdt eine überraschende Wende. Das Bergbaumuseum und die neuen Gewerbehallen sind vom Tisch. Dafür entsteht zwischen Rheindeichstraße und Kohlenstraße jetzt ein Top-Quartier – und zwar in zwei Bauabschnitten.
Der erste Abschnitt dreht sich um die alte Waschkaue in der Mitte des Areals. Das große Gebäude wird zu 25 einzelnen Reihenhäusern umgebaut, die schon jetzt vermietet werden. Sie besitzen hohe Räume auf zwei Etagen. Jede Einheit ist zwischen 100 und 120 Quadratmeter groß. Abstell- und Waschräume gibt es im Keller.
Die Fassade bleibt erhalten, auch das tragende Stahlfachwerk bleibt in den Decken erkennbar. „Wir sind mit dem Umbau schon ziemlich weit. Bald können die Maler und Parkettleger starten”, sagt Architekt David Wodtke. Die Hälfte der Reihenhäuser sei schon vergriffen. Am 1. Mai sollen die ersten Mieter einziehen.
Neues Ausflugscafé soll Mittelpunkt der Siedlung werden
Neben dem Kauengebäude soll ein Ausflugscafé entstehen, in der alten Ausbauhalle. Wodtke kann sich vorstellen, dass die Anwohner das Lokal als Non-Profit-Café betreiben. Es soll zum Mittelpunkt der Siedlung werden, auch für Feiern gemietet werden können und noch dieses Jahr fertig werden.
Das Innere des Quartiers wird eine verkehrsberuhigte Zone. Die Bewohner sollen auf insgesamt 128 Stellplätzen parken können. Einige davon sind Carports mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Kinder können sich speziell auf einen großen Wasserspielplatz freuen.
Zweiter Bauabschnitt: Weitere 34 Wohnungen entstehen am Förderturm
Im zweiten Bauabschnitt werden der alte Förderturm und seine Anbauten saniert. Insgesamt 34 Wohnungen sollen hier entstehen. Im Querbau des Schachts sind je zwei Wohnungen auf den ersten beiden Etagen geplant. Jede Einheit ist rund 80 Quadratmeter groß und verfügt über einen Balkon zum Innenhof.
Im Diffusorengebäude können Mieter ebenfalls einziehen. Auf zwei Etagen werden jeweils drei Wohnungen errichtet. Jede Einheit bietet zwischen circa 110 und 130 Quadratmetern Platz für die Bewohner. Auch eine Kreativwerkstatt wird es im Lüfterhaus geben. Die beiden markanten Betondiffusoren bleiben stehen.
Im Förderurm selbst sind fünf Apartments in den ersten beiden Etagen vorgesehen. Hier reicht die Wohnfläche von 22 bis 113 Quadratmetern. Darüber wird es im alten Turm richtig luxuriös. Fünf Geschosse verwandeln sich in exklusive Loftwohnungen mit jeweils 190 Quadratmetern – ebenfalls zur Miete.
Exklusive Therme: Dach des Förderturms verwandelt sich in einen „Infinitypool”
Die größte Überraschung wartet in den obersten fünf Stockwerken. Hier möchten die Bauherren eine pompöse Therme mit sieben Saunen einbauen. Auf dem Dach ist ein „Infinitypool” geplant, also ein Warmwasserbecken mit fast unsichtbaren Kanten und eigener Bar in der Mitte.
Zur Therme soll ein Restaurant gehören, in der es „eine hochwertige, aber bezahlbare Küche” gibt, wenn es nach David Wodtke geht. Neben Bewohnern sollen auch externe Gäste die Therme und das Lokal besuchen können. Die Anlage ist für 100 Besucher pro Tag ausgelegt.
Im Erdgeschoss des Förderturms befindet sich aktuell eine Hobbywerkstatt der befreundeten Unternehmer auf 350 Quadratmetern. „Wir überlegen, die Werkstatt zu erweitern, damit sie auch die künftigen Mieter nutzen können”, sagt Wodtke. Ein Bergbaumuseum, wie es ursprünglich geplant war, wird es dort aber nicht geben.
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Umbau des Förderturms wird erst 2026 oder 2027 fertig
Die Arbeiten am Turm sind noch komplexer als die an der Waschkaue. Einerseits müssen Wodtke und seine Kollegen auch hier einige Auflagen des Denkmalschutzes umsetzen. Andererseits: „Der aktuelle Stahlturm würde den Brandschutzauflagen nicht standhalten. Deswegen wird ein neues statisches Betonskelett in die vorhandene Struktur eingebaut.”
Für den zweiten Bauabschnitt warten Wodtke und seine Partner noch auf die Baugenehmigung. Sie sind optimistisch, weil sie das Konzept mit der Duisburger Stadtplanung, der Denkmalschutzbehörde und der Lokalpolitik erarbeitet hätten. Da der Umbau so aufwendig ist, werde der zweite Abschnitt aber wohl erst Ende 2026 oder 2027 fertig. „Die Wohnungen werden bestimmt erst in anderthalb Jahren vermietet.”
Auch Neubauten sind geplant, doch es gibt Hürden
Wenn es nach den Eigentümern geht, sollen nicht nur die Bestandsgebäude saniert, sondern auch neue Immobilien gebaut werden. Ihnen schweben weitere 24 Reihenhäuser und ein Wohnriegel mit 25 Wohnungen vor. Diese sollen unter anderem beheizte Gemeinschaftsgewächshäuser enthalten.
Doch bislang wehre sich der Regionalverband Ruhr (RVR) gegen die Neubauten, meint David Wodtke. Das Gelände liegt in einem regionalen Grünzug, mit dem der RVR Grün- und Freiflächen schützt. Es müsse erst ein neuer Bebauungsplan her, dann könne gebaut werden. „Wir gehen jetzt in die Verhandlungen, aber mit den Neubauten wird es frühestens in vier bis fünf Jahren klappen.”
Wohnungen am Schacht Gerdt: So hoch ist die Miete
Billig ist das Projekt Schacht Gerdt weder für die Bauherren noch die Mieter. Der ganze Umbau kostet die Projektgruppe nach eigenen Angaben rund 22 Millionen Euro. Finanziert werde das Projekt durch Eigenkapital, einen Kredit der GLS Bank und zu 40 Prozent aus vergünstigten KfW-Krediten.
Die Kaltmiete für die Wohnungen beträgt rund 13 Euro pro Quadratmeter im Monat. Für die Reihenhäuser zahlen Mieter inklusive Nebenkosten zwischen 1700 und 1850 Euro im Monat.
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>> Schacht Gerdt: Strom und Heizenergie werden komplett auf dem Gelände erzeugt
- Schacht Gerdt ist für die Bauherren auch deshalb ein besonderes Projekt, weil die Siedlung CO2-neutral sein und sich mit Energie komplett selbst versorgen soll.
- Auf dem Gelände gibt es ein Gaskraftwerk, das jede Menge Abwärme ungenutzt in die Umwelt entlässt. Die Projektgruppe will das Werk um eine ORC-Anlage erweitern und aus der Abwärme Strom- und Heizenergie erzeugen.
- Alleine aus der Abwärme sollen dauerhaft 70 Kilowatt Strom erzeugt werden. Hinzu kommen 1,2 Megawatt Wärmeenergie, um alle Wasserbecken, Wohnungen und Räume auf dem Gelände zu beheizen.
- Architekt David Wodtke sagt: „Dadurch garantieren wir einen konstanten Energiepreis für die nächsten 20 Jahre.”