Duisburg. Welches Duisburger Restaurant feierte 2024 Erfolge, wer machte dicht? Aufsteiger und Überraschungen der Szene. Ein Kult-Café verspricht jetzt seine Rückkehr.
2024 war kein leichtes Jahr für die Gastronomie in Duisburg. Nach der Corona-Pandemie gilt für Restaurants wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Die Inflation treibt die Preise zusätzlich. In der Folge gehen die Leute weniger auswärts essen.
Fehlendes Personal führt dazu, dass die Lokale nur weniger Tagen pro Woche öffnen. Das eine oder andere Lokal ist ganz von der Bildfläche verschwunden, es gab Abschiede, aber auch Lichtblicke und Überraschungen. Ein Rück- und Ausblick.
2024 war ein gutes Jahr für Duisburger Fine-Dining-Szene
Seit 2022 gibt es in Duisburg mit dem Mod wieder ein Sterne-Restaurant. Spitzenkoch Sven Nöthel kocht seitdem auf hohem Niveau und begeistert damit seine Gäste, die auch von weiter her kommen und Duisburg so wieder auf der kulinarischen Landkarte entdeckt haben. Vor kurzem gab’s eine weitere Auszeichnung für das Restaurant. Der renommierte Gastro-Führer Gault & Millau verlieh dem Lokal die „Wine Awards 2025“. Die Weinkarte zählt zu den besten Deutschlands. „Das ist genauso toll wie der Michelin-Stern“, freut sich Sven Nöthel.
Das ehemalige „Don Camillo“ im Wasserviertel hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nun ist mit dem „Förster“ eine Brasserie dort eingezogen, die an frühere Zeiten anknüpfen möchte. Hinter dem neuen Konzept stecken die Köche Nils Förster und David Bald. Förster hat seine Ausbildung im Casino-Restaurant „Inside“ absolviert und zuletzt im Schlosshotel „Hugenpoet“ gearbeitet. Dort lernte er auch David Bald kennen, der im „Résidence“ seine Lehre zum Koch gemacht hat. Ende September haben die beiden eröffnet. Dabei hat auch die bekannte Studentenkneipe „Finkenkrug“ ihre Finger mit im Spiel. Der Finkenkrug ist offizieller Betreiber des Lokals. Nils Förster leiht dem Lokal seinen Namen.
„Am Anfang waren die Leute vielleicht noch etwas verhalten, weil sie dachten, es gibt nur kleinere Portionen, aber wir bekommen viel Lob und sind regelmäßig ausgebucht“, erklärt Nils Förster. Viele seien dankbar, dass es in dem Eck-Lokal nun wieder eine schöne Gastro gebe. Künftig wollen sie ihren Gästen häufiger mehrere kleine Teller servieren, damit die sich durchprobieren können.
Spitzenkoch hat die „Faktorei“ im Innenhafen übernommen
Auch in der „Faktorei“ im Innenhafen gibt es einen Neuen. Im August hat Spitzenkoch Christian Krüger das Restaurant von Stefan Cammann übernommen. Stand das Lokal bisher vor allem für Qualitätsburger und Steaks, so will Krüger die Karte im kommenden Jahr Stück für Stück verfeinern. Er ist ein Verfechter von einer Küche ohne Abfälle. So verwendet er auch übrig gebliebene Schalen oder Gemüseabschnitte, um daraus Soßenansätze zu machen und um andere Zutaten zu aromatisieren. In seinem „Genusslabor“ arbeitet er viel mit Fermentation. Außerdem will er auch den „Regiotable“, einen kulinarischen Stammtisch für regionale Küche etablieren. Für 2025 hat er sich mit seinem Team viel vorgenommen.
Niemals geht man so ganz: Ein Jahr voller Comebacks
Im Casino Duisburg gibt es wieder ein Restaurant für Feinschmecker. Sieben Jahre dauerte die Pause des „Inside“, zuvor zählte es zehn Jahre zu den Top-Gastro-Adressen in der Stadt. Mit einer kleinen Karte und hochwertigen Drinks hat das Küchen-Team um Karsten Schöneich an alte Zeiten angeknüpft. „Gehobene gutbürgerliche Küche“ benennt Gökhan Küplü den Anspruch. Das Vier-Gänge-Menü kostet mit Entrecote im Hauptgang 65 Euro, die vegetarische Variante 52 Euro. „Wir sind zufrieden mit der Resonanz. Viele Stammgäste, die uns früher besucht haben, sind zurückgekehrt und haben sich gefreut“, erzählt Gökhan Küprü. Für das neue Jahr wünschen sie sich, dass noch mehr spontane Gäste den Weg ins Inside finden.
Im Duisburger Süden gab es zunächst eine Schließung und dann ein Comeback. Das „Schenkel’s“ am Sittardsberg machte im Frühjahr dicht und meldete sich in den Wintermonaten zurück. Allerdings erst einmal nur auf Zeit: Inhaber Thomas Schenkel tüftelt gerade, die Öffnung im November und Dezember war bewusst als Pop-Up geplant. „Wir mussten aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Die Leute gehen weniger aus“, erklärt er. Bei der Wiedereröffnung lief es hingegen richtig gut. „Wir klamüsern gerade ein neues Konzept aus. Für nächstes Jahr werden wir eine Lösung finden“, verspricht Schenkel.
Sehr gefreut haben sich die Nachbarn im Duisburger Süden auch über die Neuigkeiten zum Wambachgrill. Zwar steht mittlerweile „Bolders Brutzelei“ über dem Imbiss, denn so heißt der neue alte Besitzer. „Bolders war früher eine Metzgerei“, erklärt Tobias Bolder, nunmehr Gastronom in der fünften Generation. Die Metzgerei gibt es schon lange nicht mehr, die Bolders haben quasi umgesattelt. 14 Jahre führten Bolders Eltern die Süd-Institution Wambachgrill. Anderthalb Jahre war der Grill vermietet, als der Mieter aufhörte, übernahm Tobias Bolder ihn selbst. Stammgäste schwören übrigens auf den Schaschlik, aber Currywurst geht natürlich auch immer.
Große Ehre: Peter Pomms Pusztettenstube soll Denkmal werden
Apropos Currywurst: Große Ehre soll Peter Pomms Pusztettenstube zuteil werden. Nicht nur, dass nun endgültig erwiesen sein soll, dass die Currywurst aus Duisburg und nicht etwa aus Berlin kommt. Nun prüft die Stadtverwaltung sogar, ob der Kult-Imbiss aus Marxloh unter Denkmalschutz gestellt werden könnte. Dies hat die Hamborner Bezirksvertretung nämlich mehrheitlich beantragt. Willem Tauber würd’s freuen. Er hat den Imbiss mit seinem Schwiegervater vor mehr als 50 Jahren gegründet. Seitdem haben sich weder Rezepte noch Interieur großartig verändert. „Die Stube muss so bleiben“, stellt der Ur-Marxloher klar.
Döner bleibt Trend
Döner bleibt verlässlich angesagt in Duisburg. So hat die Kette „Haus des Döners“ in den vergangenen Monaten eine weitere Filiale in Buchholz eröffnet. Und auch die Neueröffnung „Mangal x LP10“ von Fußball-Weltmeister Lukas Podolski wurde von den Fans sehnsüchtig erwartet.
Der Ansturm war in beiden Fällen groß, dabei ließ sich „Poldi“ gar nicht blicken. Alteingesessene Drehspieß-Anbieter wird dennoch nicht angst und bange. Sie glauben, dass ihre Kunden nach einem Test der Neuen ohnehin wieder kommen. Wer den Klassiker unter den Döner probieren möchte, ist in Hochfeld richtig: In ihrem Restaurant Mevlana an der Gitschiner Straße schichtet die Familie Kuzuoglu ihren Döner-Spieß selbst – und das bereits seit den 1980er Jahren.
Neuanfang des Jahres: Beliebtes Bistro Movies gerettet
Es war die Gastro-Schreckensbotschaft des Jahres 2023: Vor Weihnachten war das Bistro „Movies“ in die Insolvenz gerutscht. Es folgte eine Hängepartie, wie es weiter gehen soll – mit der Gastro, aber auch mit den Mitarbeitern. In einem Jury-Verfahren wurde schließlich ein neuer Pächter gesucht und gefunden. Seit Mai führt nun Barbara Beckmann das Lokal am Dellplatz weiter. „Es hat sich gut entwickelt. Die Gäste kommen wieder“, erklärt die Chefin. Kaum noch jemand frage nach der Insolvenz. Die meisten freuen sich, dass es wieder die beliebte Wochenkarte gebe. „Sicherlich ist an der einen oder anderen Stelle noch Luft nach oben“, sagt Barbara Beckmann aber auch. So könnte künftig die eine oder andere Veranstaltung stattfinden. Erste Erfahrungen wurden schon gesammelt: Als im Filmforum der Streifen „Rioja“ lief, gab es im Bistro entsprechende Weine.
Abschiede von liebgewonnenen Lokalen
Das Ristorante „Da Gigi“ war ein beliebter Treffpunkt in Walsum. Seit Sommer ist es Geschichte. „Wir werden dich und deine Kochkünste sehr vermissen“, bedauern die Duisburger. Ein anderer verabschiedete sich: „Eure herzliche Art und das sehr aufmerksame Personal zeichnen euch aus. War ein schönes Lokal im sonst so tristen Walsum.“ Dem Duisburger Norden hat Gigi Riggio gastronomisch zwar den Rücken gekehrt, langfristig will er aber wieder ein Lokal eröffnen.
In Duisburg-Neudorf ging 204 ebenfalls eine Italo-Gastro-Ära zu Ende: Giovanni Lattarulo und seine Frau Ursula, Inhaber des Traditionslokals „Costa Azzurra“ verabschiedeten sich nach 46 Jahren in den Ruhestand. Ende Oktober. Viele Stammgäste kamen, um sich zu verabschieden. Voraussichtlich im Frühjahr, nach einer umfassenden Renovierung, soll ein neues Restaurant einziehen.
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Eine Lücke reißt auch die „Krümelküche“. Das vegane Café lockte Gäste auch von weiter her an. Kuchen und Torten warten legendär. Doch Martin Reekers, der die Gastro mit Wohnzimmer-Atmosphäre zuletzt führte, kann nicht mehr und muss sich um seine Gesundheit kümmern. „Seit Corona gehen die Leute leider 20 Prozent weniger aus.“ Das seien genau die 20 Prozent gewesen, die fehlen, um kostendeckend zu arbeiten oder gar davon leben zu können. Künftig soll man die veganen Kuchen allerdings bestellen können.
Traurigste Nachrichten 2024: Urgesteine der Gastro-Szene verstorben
Ganz plötzlich und unerwartet sind in den vergangenen Monaten drei Gastronomen im Duisburger Westen verstorben: Thomas Zilz wurde nur 57 Jahre alt. Viele Rheinhauser kannten ihn als „Zille“ – so hieß auch seine erste Kneipe in den 1990ern. Zuletzt stand er über 20 Jahre lang im „König am Park“ hinter dem Tresen.
Martina Kitschkat war 15 Jahre lang eines der Gesichter des Café „Rheinblick“ an den Rheinanlagen in Homberg. Im Alter von 58 Jahren ist sie verstorben. Die Trauer und Bestürzung bei den Gästen und im Stadtteil waren groß.
Das gilt ebenso für Detlef Pless. Die Seele des „Dexter Pub“ wurde nur 62 Jahre alt. Gemeinsam mit seiner Frau Ulrike verwandelte er die Kneipe an der Augustastraße in ein kleines Stück Irland.
Während das „Dexter“ wohl nicht mehr öffnen wird, geht es im alten „Rheinblick“ nun unter dem Namen „Stövis“ weiter.
Ein Jahr für (neue) Eiszeiten
Seit Frühjahr 2024 gibt es die Trendmarke „Yomaro“ in Duisburg am XXL-Sportcenter. Statt klassischem Eis gibt’s hier gefrorenen Joghurt mit verschiedenen Toppings. Jeder kann sich seine Lieblingszutaten aussuchen, dabei werde auf übermäßigen Zucker verzichtet. Das Angebot kommt gut an.
Die beliebte Eisdiele Rheineis gibt’s jetzt doppelt. Im April haben die Macher eine zweite Filiale in Neudorf eröffnet. Schleckermäuler waren begeistert. „Wir sind zufrieden mit der Saison und sin guter Dinge für das nächste Jahr“, erklärt Linda Karsten. Die meisten Kunden, die zur Lotharstraße kommen, sind aus den Nachbarstadtteilen Neudorf und Duissern. Ein schöner Nebeneffekt: „Die Gäste verteilen sich recht gut, es gab weniger Wartezeiten.“ Wer trotz kalter Temperaturen Lust auf Eis hat, kann sich in der Winterpause am Automaten am Innenhafen mit kleinen Bechern eindecken.
Und was tut sich in Sachen neuer Filiale bei Eis Behrens? Auf der Baustelle an der Musfeldstraße tat sich in den vergangenen Monaten nichts. So ganz hat Justin Sunginthan den Standort Duisburg aber noch nicht aufgegeben, erklärt er auf Nachfrage unserer Redaktion. Allerdings warte er immer noch auf Genehmigungen, aktuell auf einen Besichtigungstermin mit der Feuerwehr. Momentan hat sich Behrens deshalb aus Duisburg zurück gezogen und ein Café in Hilden eröffnet. „Das läuft dort gut, auch wenn wir noch ein bisschen bekannter werden müssen. Es ist aber auch der eine oder andere aus Duisburg nach Hilden gekommen.“ Dennoch gehöre für ihn Behrens nach Duisburg. „Ich arbeite mit einer Architektin zusammen, um alles zu klären.“ Mit Blick auf 2025 verspricht er: „Es wird wieder Behrens-Eis in Duisburg geben.“
Imbiss-Hoffnung des Jahres: Aus Lemon Tree wird Sái Gón
Gute Nachrichten für alle Asia-Fans: Fünf Monate, nachdem das beliebte Lokal „Lemon Tree“ in der Duisburger Innenstadt dicht machte, hat Familie Huynh ein neues vietnamesisches Restaurant namens „Sái Gón“ am Salvatorweg eröffnet. Die Räume wurden komplett renoviert. Weder das Interieur noch die Speisekarte erinnern an den Imbiss von früher. Das Lokal ist ein echter Familienbetrieb: Der Sohn hatte die Idee zur Eröffnung, der Vater leitet den Service und die Mutter kocht die schmackhaften Suppen.
Edle Ausblicke 2025
Im Frühjahr 2025 soll in Ruhrort ein neues Café eröffnen. Gaye Sevindim, Birte Almesberger und Alexander Hnatyk haben in den vergangenen Monaten daran gearbeitet, dass bald das „Immer & Edel“ in dem Hafenstadtteil seine Türen öffnen kann. Das Lokal, gegenüber der alten Schifferbörse gelegen, soll vor allem tagsüber ein Angebot für Drinks und Speisen bieten. „Es arbeiten viele Personen in dem Bereich. Außerdem kommt der eine oder andere Fahrradfahrer auch dort vorbei“, schaut Gaye Sevindim voraus. Beim Hafenfest hatten Ruhrorter und Auswärtige schon einmal die Gelegenheit, einen Blick auf die Baustelle zu erhaschen. Was sie dort gesehen haben, hat ihnen gefallen. Im Hof gab’s Drinks und gute Musik. Auch eine Kaffeerösterei ist geplant.