Duisburg. Der alte Finkenkrug-Chef geht nach 41 Jahren in den Ruhestand. Drei Jüngere übernehmen. Das planen die Neuen mit der beliebten Duisburger Kneipe.

Generationenwechsel in Duisburgs beliebtester Studentenkneipe: Roland Jahn, viele Jahre Chef vom „Finkenkrug“, ist in den Ruhestand gegangen und hat die Verantwortung an drei junge Nachfolger übergeben. Annika und Julian Otter sowie Victor Hansmann haben nun die Leitung übernommen.

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Seit Gründung ist der Finkenkrug nicht nur Mensa-Ersatz oder Wohnzimmer für viele Nachwuchs-Akademiker, sondern ebenso Möglichkeit, sich etwas zum Studium hinzuzuverdienen. Auch Roland Jahn heuerte in den 1980er Jahren als angehender Gesellschaftswissenschaftler an. Dabei war ihm die Kneipe, die im Kollektiv geführt wurde und in der es eigentlich keinen Chef gab, ein wenig suspekt. „Alles war finster. Erst zum zehnten Geburtstag hielt mit dem ersten Umbau die Farbe Weiß Einzug.“ Bevor Jahn sich an der Uni einschrieb, hatte er eine handwerkliche Ausbildung absolviert. Ein Tutor sprach ihn an, ob er mithelfen könnte. Im Finkenkrug sollte er eine neue Musikanlage und Licht installieren. Der Job war für eine Woche angelegt. „Am Ende war ich 41 Jahre dabei“, erzählt er lächelnd.

Duisburger Studentenkneipe ist ein beliebter Arbeitsplatz

Wirt Roland Jahn geht nach 41 Jahren in den Ruhestand. Trotz großer Bierauswahl im Finkenkrug: Sein Lieblingsgetränk war immer Kaffee.
Wirt Roland Jahn geht nach 41 Jahren in den Ruhestand. Trotz großer Bierauswahl im Finkenkrug: Sein Lieblingsgetränk war immer Kaffee. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Damals gab es an der Hochschule noch keine Mensa. Die Studenten bekamen Essensmarken und konnte diese im Finkenkrug einlösen. „Wir haben sie nicht nur gegen Mahlzeiten getauscht, sondern auch gegen Bier“, berichtet Roland Jahn. Das hat die Beliebtheit enorm gesteigert. Anfangs gab es übrigens nur zwei Biersorten. Doch der langjährige Chef hatte da eine Idee... „Am Anfang bin ich selbst herumgefahren, habe Kontakte geknüpft und organisiert, dass immer mehr Biersorten angeboten wurden.“ Mittlerweile ist der Finkenkrug gut vernetzt, es gibt viele Lieferanten. Auch die räumliche Erweiterung der Studentenkneipe trieb Roland Jahn voran.

Die Mitarbeiter kamen und gingen, beendeten ihr Studium oder auch nicht. „Die ursprüngliche Idee war, dass alle das gleiche Geld verdienen und es keinen Chef oder Gesellschafter gibt, der mitverdient.“ Dass er irgendwann Geschäftsführer wurde, war der Zeit geschuldet, schließlich wollten Brauereien und Getränkehändler nicht immer mit einem Kollektiv verhandeln. Aber noch heute ist der Finkenkrug eine gute Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.

„Die meisten arbeiten gerne bei uns, auch am Wochenende. Nur die Sonntagsmorgensschicht, wenn man aufschließen muss, ist nicht so beliebt“, erklärt Annika Otter, die sich nun um die Personalplanung kümmert. Victor Hansmann ist für die Bierversorgung zuständig, Julian Otter leitet die Küche. Das Trio ist schon lange dabei und doch jung genug, „um die Studentenkneipe ins Heute zu überführen“, wie Victor Hansmann lächelnd beschreibt. Eine der erste Maßnahmen: Gäste können ihren Deckel inzwischen auch mit Karte zahlen. „Das war viele Jahre in der Diskussion, weil es Bedenken gab, dass die Kellner dann weniger Trinkgeld bekommen. Tatsächlich ist das auch eine leichte Tendenz, aber trotzdem sinnvoll“, erklärt Annika Otter.

Neuerdings kann man im „Finkenkrug“ seinen Deckel auch mit Karte bezahlen.
Neuerdings kann man im „Finkenkrug“ seinen Deckel auch mit Karte bezahlen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Julian Otter will künftig stärker wechselnde Angebote über die Wochenkarte anbieten. Burger bleiben aber nach wie vor ein beliebtes Gericht. Seit rund einem Jahr betreibt der Finkenkrug außerdem die Brauküche, bei dem Mittagessen aufgetischt wird. „Das Mittagsangebot haben wir hier gestrichen. Wir haben zwar schon geöffnet, aber die meisten haben sowieso von der normalen Karte bestellt“, beschreibt er.

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„Wir haben wohl die Zahl der Biere ein bisschen verringert“, erklärt Victor Hansmann. Das liege zum einen an Lieferschwierigkeiten seit Corona und zum anderen am Brexit. „Wir haben schon Gäste, die gezielt kommen, weil sie mal etwas Neues ausprobieren wollen.“ König Pilsener fließt hier aber dennoch auch ganz gut.

Die Zahl der Biere ist ein bisschen geschrumpft, dennoch gibt es immer noch rund 300 Sorten.
Die Zahl der Biere ist ein bisschen geschrumpft, dennoch gibt es immer noch rund 300 Sorten. © Fabian Strauch

Längst ist der Finkenkrug nicht nur bei aktuellen Studenten beliebt. Viele Nachbarn und andere ältere Semester treffen sich ebenfalls hier, zum Beispiel am Stammtisch „Rund drei“. „Der war damals schon Kult“, sagt Roland Jahn.

2025 feiert die Kneipe ihren 50. Geburtstag.