Duisburg. Das Duisburger Café Movies war insolvent. Die Nachfolger-Suche gestaltete sich kompliziert. Die Auswahl sorgt in Szene für Gesprächsstoff.

Das Café Movies ist gerettet. Barbara Beckmann führt künftig das beliebte Bistro am Duisburger Dellplatz weiter. Ihre Botschaft: Es soll sich möglichst wenig ändern.

Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich anfangs kompliziert – es galt, viele verschiedene Interessen zu berücksichtigen. Das Immobilienmanagement der Stadt und in der Nachfolge die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) suchten einen solventen Mieter.

Der Insolvenzverwalter Mark Steh war an einer schnellen Lösung interessiert, um für seine Gläubiger noch Geld zu erwirtschaften. Das Filmforum suchte eine neuen Nachbarn, bei dem sich die Besucher für den Kinobesuch mit Getränken und Snacks versorgen können. „Wir sind daran interessiert, eine gut laufende Gastronomie im Haus zu haben, die auch zum Filmforum passt“, betonte Dr. Michael Beckmann, Geschäftsführer des Filmforums seinerzeit. Der Aufsichtsrat des kommunalen Kinos gab deshalb eine Studie in Auftrag, um die Potenziale des Bistros abzuklopfen. Mögliche Kandidaten sollten sich anschließend mit einem Konzept und einem Businessplan bei einer Jury bewerben.

Während der Insolvenz lief der Betrieb des Duisburger Cafés weiter

Unterdessen führte zwischenzeitlich der Insolvenzverwalter den Betrieb weiter, damit sich die Türen am Dellplatz nicht schlossen. „Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Mitarbeitern, die haben wirklich einen tollen Job gemacht“, erklärt der Duisburger Fachanwalt für Insolvenzrecht. Er bestätigt aber auch, dass sich einige Aushilfen und Angestellte mittlerweile etwas Neues gesucht hätten. „Das liegt in der Natur der Sache.“

Welche Gastronomen Interesse am Movies bekundet haben, bleibt geheime Sache. „Das sind vertrauliche Daten, dazu kann ich keine Auskunft geben“, erklärt Dieter Lieske, Aufsichtsratsvorsitzender des Filmforum. In der Gastro-Szene erzählt man sich durchaus vom einen oder anderen, der sich vorstellen konnte, dass Bistro zu übernehmen.

Rund 15 Interessenten sollen es zwischenzeitlich gewesen sein. Einige reiben sich nun verwundert die Augen, dass die Wahl ausgerechnet auf die Gattin des Filmforum-Chefs gefallen ist. „Was qualifiziert sie denn? Wie viel Gastro-Erfahrung hat sie?“, fragt einer.

Dieter Lieske, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Filmforum.

„Ich bin sehr froh, dass wir nun endlich eine Lösung gefunden haben, die das Movies so weiterführt, dass es am Ende nicht wieder im Chaos versinkt.““

Dieter Lieske, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Filmforum.

Filmforum-Chef äußert sich zu Mauschelei-Gerüchten

„Das Verfahren ist ordnungsgemäß gelaufen“, betont Lieske gegenüber unserer Redaktion. „Wenn sich jemand beschweren will, kann er gerne kommen, soll aber direkt seinen Anwalt mitbringen“, sagt er weiter und bekräftigt: „Ich bin sehr froh, dass wir nun endlich eine Lösung gefunden haben, die das Movies so weiterführt, dass es am Ende nicht wieder im Chaos versinkt.“ Außerdem habe es früher schon einmal eine ähnliche Kombination gegeben. Jahrelang war die Frau des damaligen Filmforum-Chefs Kai Gottlob die Pächterin des „Movies“.

Michael Beckmann, Geschäftsführer des Filmforum.

„Die Attraktivität des Filmforums ist nicht unwesentlich von einer gut laufenden Gastronomie abhängig.““

Michael Beckmann, Geschäftsführer des Filmforum.

Angesprochen auf die Gerüchte um mögliche Mauscheleien, reagiert Filmforum-Chef Beckmann verschnupft. „Zu dem, was angeblich ,einige in der Gastro-Szene glauben‘, werde ich mich bestimmt nicht äußern. Äußern werde ich mich allenfalls an der Faktenlage orientiert.“

Sicherlich könne man aber davon ausgehen, „dass alle in diesem Prozess Beteiligten ihre jeweiligen Entscheidungen mit großer Sorgfalt, nach entsprechender Abwägung und nicht aufgrund kolportierter ,Mauscheleien‘ getroffen haben.“ Allein aus der Tatsache, dass sich der Prozess über so viele Monate hingezogen habe, könne man schon ableiten, „dass ein Ergebnis ja nicht von Anfang an festgestanden haben kann.“

Für den Kino-Chef steht außer Frage: „Die Attraktivität des Filmforums ist nicht unwesentlich von einer gut laufenden Gastronomie abhängig.“ Gerade die Kombination von Filmkunstfilmen und einem guten Gastroangebot unterscheide das Kino von anderen. „Kein Entscheidungsträger wird leichtfertig allein aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen diese Besonderheit riskieren.“


Mark Steh, Fachanwalt für Insolvenzrecht, führte das Movies zwischenzeitlich weiter.

„Diese Lösung stand mitnichten bereits zu Beginn fest.““

Insolvenzverwalter Mark Steh.

Auch Insolvenzverwalter Steh bestätigt: „Diese Lösung stand mitnichten bereits zu Beginn fest.“ Seine Arbeit laufe im Übrigen weiter. Insolvenzverfahren ziehen sich teils über Jahre hin. Aber ihm sei es gelungen, Erlöse zu erzielen. So habe Barbara Beckmann beispielsweise einen Teil der Lebensmittel, so genanntes Umlaufvermögen, übernommen. Auch für die Möbel gab es noch Geld, das nun unter den Gläubigern aufgeteilt wird.

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Drei Bewerber legten Businesspläne vor

Die Wirtschaftsbetriebe als Vermieter der Immobilie zeigen sich ebenfalls zufrieden. „Lediglich drei Bewerber legten überhaupt Businesspläne vor. Im Rahmen der Prüfung dieser Businesspläne war das Geschäftskonzept der jetzigen Mieterin das einzige in Gänze schlüssige Geschäftsmodell für die Fortführung des Café Movies, so dass sich Insolvenzverwalter, Aufsichtsrat des Filmforums und die Wirtschaftsbetriebe darauf verständigten, den Mietvertrag mit dieser Kandidatin zu verhandeln“, erläutert WBD-Sprecherin Kathrin Korn. Da auch die Bonitätsprüfung positiv verlaufen sei, wurde ein Betriebsübergang zum 1. Mai vereinbart.

Für die Zukunft hat Insolvenzverwalter Steh noch einen Wunsch: „Dass ich es beruflich nicht mehr wiedersehe.“ Denn das würde bedeuten, dass es am Dellplatz wieder gut läuft.