Düsseldorf/Gelsenkirchen. Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 haben bis auf die Liga wenig gemeinsam - aber seit Sommer 2024 einen gemeinsamen Fanclub. Das steckt dahinter.

Dass Fußball Menschen miteinander verbindet, hat im Sommer 2024 die Fußball-Europameisterschaft eindrucksvoll bewiesen. In den zehn deutschen Austragungsstädten sorgten Fans aus ganz Europa für viele Fußball-Partys. Auch in Düsseldorf herrschte vier Wochen lang beste Stimmung. Vor allem in die Altstadt strömten während des Turniers zahlreiche internationale Fußballfans, die gemeinsam gefeiert haben.

Wie friedliches und gemeinsames Fußballschauen auch im Ligaalltag funktionieren kann, wollen nun einige Fans aus Düsseldorf und Gelsenkirchen zeigen. Denn, obwohl Fortuna Düsseldorf und der FC Schalke 04 in der 2. Fußball-Bundesliga als Konkurrenten aufeinander treffen, haben sich im Sommer vergangenen Jahres Anhänger beider Traditionsclubs zu einem Fanclub namens „Der Westen“ zusammengeschlossen. Doch was steckt hinter dieser kuriosen Idee? Und wie kam es zur Fanclubgründung? Wir haben am Donnerstag (9. Januar) bei einem Vor-Ort-Termin in der Fanclub-Stammkneipe „Em Zeppelin“ in Düsseldorf-Eller bei Gründungsmitgliedern nachgefragt.

Gründungsgeschichte nahm in der Düsseldorfer Kneipe „Em Zeppelin“ ihren Lauf

Wie Holger Loosberg, Gründungsmitglied und glühender Schalke-Anhänger, erklärt, ging der Gründung eine längere Entwicklung voraus. Vor einigen Jahren waren Loosberg und seine Frau auf eine Geburtstagsparty in Eller eingeladen. Nach einer anschließenden Übernachtung in einem Hotel, wollte der S04-Fan tags darauf - an einem Sonntag - mit seiner Frau ein Ligaspiel seines Clubs schauen. Doch so gut wie kein Lokal im Stadtteil zeigte die Partie. „Dann sind wir irgendwann am ‚Zeppelin‘ vorbeigelaufen und haben gefragt, ob das Spiel dort gezeigt wird. Nach dem der Wirt gesagt, dass sie Fußball zeigen, haben wir das Spiel dort geschaut“, erinnert sich Loosberg zurück.

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Und so nahm die Fanclubgründung seinen Lauf. Denn in der Kneipe in Eller lernte der 62-Jährige einige Fortuna-Fans kennen, mit denen er das Spiel seines Vereins schaute. Dort habe es ihm so gut gefallen, dass „wir dann immer wieder im Zeppelin gelandet sind, wenn wir in Düsseldorf waren“, so Loosberg weiter. Bei seinem ersten Besuch in dem Lokal traf der gebürtige Gelsenkirchener unter anderem auch auf den Fortuna-Fan Detlev Nürnberger.

Die Gaststätte „Em Zeppelin“ in Düsseldorf-Eller ist das Stammlokal des Fortuna- und Schalke Fanclubs „Der Westen“. 
Die Gaststätte „Em Zeppelin“ in Düsseldorf-Eller ist das Stammlokal des Fortuna- und Schalke Fanclubs „Der Westen“.  © NRZ Düsseldorf | Christopher Damm

Die beiden Fußball-Fans kamen ins Gespräch, freundeten sich über die Zeit an und brachten die Idee eines gemeinsamen Fanclubs auf den Weg. „Detlev hat mich irgendwann gefragt, warum Fortuna und Schalke-Fans keine Freunde sind. Und so entstand die Idee.“ Kurz darauf sei Nürnberger jedoch gestorben, die Idee lebte jedoch weiter. Auch, weil weitere Stammgäste der Kneipe ebenfalls offen für die Gründung eines gemeinsamen Fanclubs waren. So wie Gründungsmitglied Vanessa ‚Sunny‘ Kleber. Die 33-Jährige ist leidenschaftlicher Fortuna-Fan, ihr Mann jedoch Anhänger der Königsblauen. „Allein dadurch habe ich Grundsympathien für Schalke entwickelt. Und als Schalke zuletzt soweit unten stand, habe ich mir nur gedacht: Strengt euch mal an.“

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Fortuna- und Schalke Fanclub „Der Westen“ will auf 50 Mitglieder anwachsen

Im August 2024 kam es dann zur Geburtsstunde für den Fanclub „Der Westen“. Zunächst startete der Zusammenschluss mit acht Mitgliedern, mittlerweile sind 36 Fortuna- und Schalke-Anhänger Teil des Fanclubs. Das Ziel bis zum Ende des ersten Quartals 2025: „Wir wollen bis Ende März auf 50 Mitglieder anwachsen“, sagt Holger Loosberg. Die Mitglieder schauen die Spiele beider Clubs im Regelfall gemeinsam in der Kneipe „Em Zeppelin“. Auch vor Fortuna-Heimspielen ist das Lokal an der Zeppelinstraße Treffpunkt, bevor es in Richtung Arena geht - sofern das Spiel nicht in der Kneipe geschaut wird.

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Doch auch in Gelsenkirchen hat der Fanclub ein Stammlokal. Treffen sich die Mitglieder in der Ruhrpottstadt, geht es in die Gaststätte „Mythos“ an der Kurt-Schumacher-Straße. „Von dort aus geht es dann Richtung Schalke-Arena.“ Natürlich nur, wenn beide Clubs nicht zur gleichen Zeit spielen. Denn der eigene Verein ist dann doch noch ein Stück wichtiger, stellt Loosberg klar: „Bei zeitgleichen Spielen schauen wir natürlich die Spiele unserer Clubs. Spielen beide Mannschaften zeitversetzt, treffen wir uns und schauen die Spiele im Normalfall gemeinsam. Sofern unsere Mitglieder nicht im Stadion sind.“

Die Fanclubgründung hat in Düsseldorf und Gelsenkirchen jedenfalls für unterschiedliche Echo gesorgt: „In unserem Umfeld und beispielsweise in der Bar 95 am Flinger Broich kam die Idee gut an“, berichtet Gründungsmitglied Vanessa Kleber. Das liege daran, dass „Düsseldorfer im Normalfall aufgeschlossener sind. Der Ruhrpottler ist da ja eher ein Eigenbrödler“, meint Holger Loosberg. Daher sei es auch schwieriger, Leute aus Gelsenkirchen für den Fanclub zu begeistern. „In Düsseldorf wird das Ganze sehr entspannt gesehen. Auch wenn es natürlich auch Fortuna-Fans gibt, die das alles schon etwas merkwürdig finden“, merkt Kleber an.

Fortuna-Fan: „Sich necken gehört natürlich dazu“

Nun geht es für Mitglieder darum, sich als Fanclub zu etablieren. Anschließend soll es den ersten Fanartikel geben, kündigt Holger Loosberg an: „Wir arbeiten gerade an einem gemeinsam Fanschal.“ Auch gemeinsame Auswärtstouren sind geplant, doch auch hier gebe es einige Schwierigkeiten. „Beim FC Schalke gibt es ein Punktesystem für Auswärtsspiele. Fanclubs, die schon länger aktiv sind, haben größere Chancen an Karten zu kommen. Wir als junger Fanclub haben da keine Chance.“ Für Auswärtsspiele der Fortuna gebe es immerhin oftmals mehr verfügbare Tickets, so der Schalke-Fan weiter.

Vanessa Kleber (vorne) und Holger Loosberg (hinten) sind Gründungsmitglieder des F95- und S04-Fanclubs der Westen.
Vanessa Kleber (vorne) und Holger Loosberg (hinten) sind Gründungsmitglieder des F95- und S04-Fanclubs der Westen. © NRZ Düsseldorf | Christopher Damm

Spiele im Stadion haben die Mitglieder bereits auch schon zusammenerlebt. „Bei den bisherigen Freispielen der Fortuna waren wir immer mit ein paar Schalkern da. Das war auch für die Fortuna-Fans überhaupt kein Problem.“ Und auch an anderer Stelle hat Holger Loosberg mit der Fortuna bereits mitgelitten. „Die beiden Relegationsspiele gegen Bochum haben wir im Zeppelin geschaut. Der Ausgang war natürlich bitter“, blickt der 62-Jährige zurück.

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Doch wie ist die Stimmung im Fanclub, wenn Fortuna und Schalke aufeinandertreffen, so wie zuletzt am 14. Dezember vergangenen Jahres? Damals trennten sich beide Clubs in der Gelsenkirchener Veltins-Arena mit einem 1:1-Unentschieden, obwohl Schalke dem Sieg deutlich näher war. „Natürlich neckt man sich und erlaubt sich bei so einem Spiel auch den ein oder anderen Spaß. Das gehört natürlich dazu. Aber es muss alles im sportlichen Rahmen bleiben“, betont Vanessa Kleber.

Und während bei dem Vor-Ort-Termin darüber diskutiert wurde, ob die Fortuna nach den zuletzt oftmals dürftigen Darbietungen reif für den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga ist, herrschte zumindest in einer Sache bei allen Mitgliedern von „Der Westen“ Einigkeit: „Die Hauptsache ist, dass Schalke nicht absteigt.“