Düsseldorf. In Spanien müssen Trainer und Spieler an einigen Baustellen arbeiten, um bestens vorbereitet und verbessert in die Rückrunde zu gehen

Von einem Stimmungs-Hoch war zwar nicht unbedingt etwas zu erkennen, als sich die Mannschaft und die Trainer von Fortuna Düsseldorf am zweiten Tag des Jahres zur ersten Übungseinheit 2025 im Schatten der Arena trafen. Doch zur Trauer gibt es auch keinen Anlass. Es sind nur fünf, beziehungsweise drei Punkte Abstand zu einem Aufstiegsplatz, so dass in dieser Hinsicht mit dem Ausblick auf 17 Rückrundenspiele noch nichts verloren ist. Die Zeit im Trainingslager in Marbella, wohin die Mannschaft am selben Nachmittag noch aufbrach, ist allerdings sehr wichtig, um an einigen Baustellen zu arbeiten. Es sollte einen klaren Plan geben, in welchen Bereichen sich die Mannschaft verbessern muss, um den Rückstand nicht größer werden zu lassen und schnell aufzuholen.

Psyche: Fortuna hat im letzten Heimspiel vor der Weihnachtspause einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Die Dinge, die in diesem Spiel schief gelaufen sind, müssen erst einmal aufgearbeitet werden. Die Erinnerung daran mussten die Spieler mit in die Pause nehmen, obwohl beim gemeinsamen Frühstück am letzten Trainingstag bereits Klaus Allofs deutliche Worte gefunden hatte, um deutlich zu machen, dass solche Enttäuschungen möglichst im weiteren Verlauf der Saison nicht mehr vorkommen dürfen. Es sei auch aus Trainersicht völlig unerklärlich, warum Spiele wie gegen Hamburg, Kaiserslautern oder besonders gegen Magdeburg nach zuvor guten Leistungen in der Endphase der Partien völlig aus der Hand gegeben wurden. Das bedeutet, dass diese Dinge unter anderem mit dem Mentaltrainer Axel Zehle auch psychologisch noch einmal aufgearbeitet werden müssen. Zudem kündigte Daniel Thioune viele Einzelgespräche an.

Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs, hier mit Trainer Daniel Thioune, muss den Kader optimieren.
Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs, hier mit Trainer Daniel Thioune, muss den Kader optimieren. © dpa | Hendrik Schmidt

Kader-Veränderung: Natürlich wird in einer Winterpause immer darüber diskutiert, ob es Sinn ergibt, den Kader zu verstärken. Dass damit nicht unbedingt eine Vergrößerung der Spielerzahl gemeint ist, machte der Trainer deutlich. Er wünscht sich eine Verkleinerung des Kaders, um gezielter arbeiten zu können und weniger unzufriedene Spieler vertrösten zu müssen. Der Ausleihe von Jordy de Wijs, der nach Heerenveen zu Trainer Robin van Persie geht, ist ein erstes Zeichen. Da können weitere Abgänge folgen, der ausgeliehene Noah Mbamba könnte zurück nach Leverkusen gehen und Dennis Jastrzembski endgültig von der Lohnliste gestrichen werden. Falls es einen Zugang geben sollte, muss dieser sofort helfen können, sonst würde eine Verpflichtung keine Hilfe sein. Es kann sich also nur um einen oder zwei gestandene Profis handeln, die woanders bereits Führungsrollen übernommen hatten. Vor allem im offensiven Bereich würde ein individuell starker Angreifer den Kader sinnvoll ergänzen. In der Abwehr darf Fortuna auf die Rückkehr eines völlig fitten, aber zuletzt immer wieder angeschlagenen Nicolas Gavory hoffen. Ansonsten sollte man auch auf dieser Position des Linksverteidigers nachlegen, da Emmanuel Iyoha unbedingt mal wieder offensiv tätig werden sollte.

Spielsystem: Für Daniel Thioune gibt es offensichtlich keine großen Unterschiede oder Probleme, wenn situationsbedingt von der Vierer-auf die Dreierkette oder umgekehrt selbst innerhalb der Spiele gewechselt wird. Fortunas Coach sagt zwar immer, dass sich die Mannschaft mit einer Viererkette sicherer fühlt, aber mit genügend Training (wie in der Sommer-Vorbereitung) ist auch die Dreierkette sinnvoll. Allerdings muss sie nicht nur installiert werden, um gleichzeitig die drei besten Innenverteidiger auf dem Platz zu wissen. Jamil Siebert ist zwar ein Motivations-Monster, aber ihm fehlte zuletzt noch deutlich Spielpraxis und Abstimmung zu seinen Teamkollegen. Das System in der Offensive mit einem überladenem Zentrum ist dann sinnvoll, wenn Shinta Appelkamp wieder zur Verfügung steht. Die „Tempo-Variante“ mit zwei schnellen Außenstürmern wurde zuletzt vom Trainer nicht mehr als optimale Variante für sein Team angesehen. Wichtig ist ist, dass alle Spieler künftig ihre Aufgaben offensiv und defensiv besser kennen sollten, um vor allem die vielen Kontersituationen der Gegner erfolgversprechender zu unterbinden.

Für Kapitän Andre Hoffmann und Keeper Florian Kastenmeier kann es im Vergleich zu den letzten Wochen des alten Jahres nun nur besser werden.
Für Kapitän Andre Hoffmann und Keeper Florian Kastenmeier kann es im Vergleich zu den letzten Wochen des alten Jahres nun nur besser werden. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Standardsituationen: Es ist auffällig, dass Fortuna kaum noch zu Toren nach Standardsituationen kommt. Ein Tor nach einer Ecke fiel zum Beispiel in mal Regensburg, als Tim Oberdorf per Kopf traf. Aber Kapitän Andre Hoffmann hat noch keinen einzigen Treffer erzielen können. Bei den Freistößen sieht es etwas besser aus, auch weil Appelkamp und Johannesson gefährliche Bälle in den Strafraum schlagen können. Aber auch da ist noch eine Steigerung möglich und nötig, weil Fortuna oft in den Spielen auf Geduld und Fehler des Gegners setzt.

Automatismen: Das Spiel gegen Braunschweig (5:0) hat gezeigt, dass das Team von Fortuna Düsseldorf auch spielerisch zu überzeugen weiß. Allerdings brauchen die Spieler dazu viel Raum, um glänzen zu können. Den bekamen sie in dieser Saison allerdings nur ganz selten einem anderen Spiel. Dennoch müssen die Spieler versuchen, mit Doppelpässen, trainierten Kombinationen und einstudierten Angriffen zu mehr Abschlüssen zu kommen. Allerdings hängt das auch davon ab, wie eingespielt eine erste Elf ist. Die ständigen Wechsel der Mannschaft in der Hinrunde haben nicht dazu beigetragen, Automatismen zu entwickeln.

Erfolgserlebnisse: Wie wichtig Siege und Erfolgserlebnisse für eine Mannschaft sind, haben auch die ersten fünf Auswärtsspiele gezeigt. In diesen Spielen war die Fortuna nicht unbedingt immer die bessere Mannschaft. Aber mit dem Bewusstsein, ein Spiel auch spät entscheiden und den Druck des Gegners aushalten zu können, hatte das Team in dieser Phase verinnerlicht. Das Selbstverständnis, mit jedem Gegner und in jeder Phase mithalten zu können, muss wieder in den Köpfen der Spieler verankert werden. Das funktioniert aber auch nur, wenn alle Spieler an einem Strang ziehen und auch diejenigen, die auf der Bank oder der Tribüne sitzen sich als vollwertige Mitglieder des Kader fühlen. Dieses Gefühl muss den Spielern gerade jetzt im Trainingslager vermittelt werden.

Tim Oberdorf, hier im Zweikampf mit Schalkes Christopher Antwi-Adjei, gehörte zu den Lichtblicken bei der Fortuna.
Tim Oberdorf, hier im Zweikampf mit Schalkes Christopher Antwi-Adjei, gehörte zu den Lichtblicken bei der Fortuna. © dpa | Marius Becker

Fazit: Fortuna hat in dieser Saison sicherlich keine aus der Liga herausragende Mannschaft, wie es vielleicht in Ansätzen in der Rückrunde der vergangenen Saison der Fall war. Es gibt in der 2. Bundesliga eine breite Spitze. Fortuna gehört dazu, auch weil die Qualität der Mannschaften insgesamt nicht so hoch zu sein scheint. Also sollte niemand in Düsseldorf die Flinte zu früh ins Korn werfen. Eine grandiose Rückrunde ist von der Fortuna zwar nicht zu erwarten, aber das traut man auch keinem Konkurrenz-Team zu. Die Chance zum Aufstieg ist da, sie muss allerdings im Trainingslager erarbeitet und dann beim Schopf gepackt werden.