Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf stand kurz vor dem Aufstieg – und musste am Ende eine niederschmetternde Niederlage gegen den VfL Bochum hinnehmen.
Jordy de Wijs hatte lange tapfer gekämpft. Aber als er die Treppenstufen vom Rasen in die Katakomben der Düsseldorfer Arena ging, konnte er nicht mehr an sich halten. Der Niederländer setzte sich hin und weinte bittere Tränen der Enttäuschung. Wie viele andere seiner Mitspieler musste er von Freunden und Partnerin getröstet werden, wenngleich es für die meisten Düsseldorfer an diesem Abend keinen Trost gab, sondern nur Leere. Fortuna Düsseldorf hatte gut eine halbe Stunde zuvor die große Chance auf den Aufstieg trotz eines 3:0-Sieges im Hinspiel der Relegation gegen den VfL Bochum noch verspielt. Die Bochumer agierten clever, nutzten die wenigen Chancen und setzten sich schlussendlich im Elfmeterschießen mit 6:5 durch. Ein traumatischer Abend in der NRW-Landeshauptstadt, in der längst die großen Feierlichkeiten geplant waren für die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Die Partynacht hätte im legendären Club Nachresidenz stattfinden sollen, die große Aufstiegsfeier am Dienstag mit den beiden Düsseldorfer Punk-Bands Toten Hosen und Broilers.
All die Planungen gingen am späten Montagabend aber genauso in Rauch auf wie die vielen bengalischen Fackeln der Fans in der Südkurve während des Spiels. Kaum jemand hatte für möglich gehalten, wovon die 51.500 Zuschauer in der ausverkauften Arena Zeugen wurden. Dass der längst totgesagte VfL Bochum mit einer wahrhaftigen Energieleistung den seit 14 Liga-Spielen ungeschlagenen Zweitligisten aus Düsseldorf tatsächlich noch die Butter vom Brot nehmen würde.
Fortuna Düsseldorf: Hoffmann fehlen die Worte
„Mir fehlen wirklich fast nie die Worte. Ich dachte, ich hätte in dem Geschäft schon viel erlebt, aber das ist gerade echt brutal“, sagte André Hoffmann nach dem Spiel. Der Fortuna-Profi, der im Elfmeterschießen vom Punkt an Bochums überragenden Schlussmann Andreas Luthe in dessen letzten Karrierespiel scheiterte, versuchte als erster in Wort zu fassen, was geschehen war. „Für uns als Mannschaft bricht gerade eine Welt zusammen. Ich bin schon ein paar Jahre hier und kenne wahrscheinlich jeden Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. Ich weiß deshalb, wie groß der Wunsch in unserem Umfeld, bei unseren Fans und auch bei uns als Team nach der Bundesliga war. Dass wir es nach diesem Hinspiel nicht geschafft haben, übertrifft meine Vorstellungskraft“, sagte er. Immer wieder kamen ihm dabei die Tränen.
Alles war bereitet an diesem Abend. Die Fans zogen schon am Nachmittag zu Tausenden trotz Regens in einem Marsch aus der Altstadt in Richtung Arena, sangen euphorisch vom Aufstieg. Im Stadion ging es weiter, eine große Choreografie sollte den Weg weisen. „Fortuna gewinnt“, stand auf einem großen Banner. Daraus wurde allerdings nichts. Weil Fortuna nicht wie Fortuna spielte. Die Mannschaft von Daniel Thioune igelte sich ein, nutzte die schnellen Spieler Christos Tzolis und Felix Klaus nicht so gnadenlos wie im Hinspiel. Am vergangenen Donnerstag dominierte Fortuna noch, konterte exzellent und hätte sogar noch höher gewinnen können. Stattdessen drehte Bochum auf und erwischte den „perfekten Spielverlauf“, wie VfL-Kapitän Anthony Losilla zugab. Philipp Hofmann mit einem Doppelpack (18./66.) und Kevin Stöger per Elfmeter (70.) glichen das Hinspielergebnis aus. Takuma Asano hätte die Partie sogar schon nach 90. Minuten entscheiden können.
Fortuna-Fans feiern ihre Mannschaft
Und so kam es zum Elfmeterschießen, weil Fortuna in der Nachspielzeit noch beste Chancen liegen ließ. Vom Punkt versagten dann dem noch jungen Japaner Takashi Ushino die Nerven, er jagte als letzter Schütze den Ball in den Düsseldorfer Nachthimmel. Die Bochumer Party-Nacht begann, während in Düsseldorf eine unerwartete Leere einsetzte. „Wir waren wirklich kurz davor, in die Bundesliga aufzusteigen. Aber da haben die Nerven nicht mitgespielt“, sagte Fortunas Vorstandsmitglied Klaus Allofs.
Die Fans aber waren nicht sauer auf ihr Team, sie feierte es für eine herausragende Saison, vor der niemand am Rhein ernsthaft den Aufstieg ins Visier nahm. Platz drei in der 2. Liga mit der besten Punkteausbeute der Vereinsgeschichte in der Liga waren viel wert. „Das macht mich sprachlos. Das bedeutet uns als Gruppe unheimlich viel, dass die Leute trotzdem anerkennen, was wir geleistet haben“, freute sich Hoffmann. Doch es minderte die Enttäuschung nicht. „Die Jungs haben mehr verdient, als nächstes Jahr weiter in der Zweiten Liga spielen zu müssen“, sagt Fortuna-Trainer Daniel Thioune konsterniert, blickte aber schon nach vorn: „Wer weiß, wofür es gut ist.“