Düsseldorf. Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf wagt ein Großprojekt. Künftig soll es freien Eintritt zu Heimspielen geben. Dafür sorgen vier Sponsoren.

Für Fußballfreunde könnte in Düsseldorf der Besuch eines Spiels bei der TSV Eller 04, beim Lohausener SV oder auch beim VfL Benrath künftig teurer sein als ein Ticket bei den Fortuna-Profis. Hinter einer Revolution an der Kasse, die in die Aufgabe von Eintrittskarteneinnahmen münden soll, verbirgt sich ein Großprojekt, das über deutsche Fußballgrenzen hinaus zumindest mal für gehörige Aufmerksamkeit sorgen wird. Der Versuch startet mit der kommenden Saison und wird gestützt von vier Großsponsoren, die für fünf Jahre insgesamt 45 Millionen Euro bereitstellen. Hewlett Packard Enterprise, die Targobank, die Provinzial-Versicherung und die Fußball-Initiative Common Goal sorgen mit ihrem Engagement auch dafür, dass Fortuna die sonstigen Einnahmen intern anders verteilt. Rund 20 Prozent sollen etwa in den Nachwuchs- und Frauenbereich investiert werden, zehn Prozent in den Breitensport der Stadt.

Klaus Allofs: „Ein vielversprechender Weg“

Oberbürgermeister Stephan Keller, Fortunas Vorstandschef Alexander Jobst, Finanzvorstand Arnd Hovemann, Sportvorstand Klaus Allofs und der Aufsichtsratsvorsitzende Björn Borgerding stellten das Projekt unter dem Titel „Fortuna für alle“ am Mittwochnachmittag vor. „Das ist ein vielversprechender Weg, der bisherige ging so einfach nicht weiter“, erklärte etwa Ex-Europameister Klaus Allofs. Und verwies dabei neben anderen Einnahmebereichen auch auf sinkende Fernsehgelder. Aktuell steht Fortuna bei 13,565 Millionen Euro für die kommende Saison 2023/24, vor dieser Spielzeit hatte es noch knapp 15,9 Millionen aus der TV-Vermarktung gegeben.

In der neuen Saison ist es das Ziel der Fortuna in einer Art Pilotprojekt, bei zunächst drei Spielen den Fans freien Eintritt zu gewähren. Dauerkarteninhaber müssen sich um ihren Stammplatz dabei nicht sorgen. Der ist für alle 17 Partien garantiert. Für die Freispiele wird eine digitale Plattform geben, auf der sich potenzielle Besucher anmelden und bewerben können. Bei der Ticketverteilung haben hier Fortuna-Mitglieder zunächst Vorrang. Dazu gehen die liga-üblichen zehn Prozent der Arena-Tickets an Gäste-Fans, die im Übrigen auch freien Eintritt erhalten werden.

Fortuna Düsseldorf: Ziel sind 17 Spiele ohne Eintritt

„Unser finales Ziel wird es sein, alle 17 Spiele bei freiem Eintritt anzubieten. Wann das sein wird, weiß allerdings noch niemand“, versichert Vorstandschef Alexander Jobst. Durch das 45-Millionen-Paket der aktuell vier Sponsoren ist das Projekt für die kommenden fünf Jahre weitgehend abgedeckt. Dennoch betont Jobst, dass das Projekt „auf Wachstum“ ausgerichtet sei. Sponsoren und sonstige Hilfesteller sind also weiter willkommen.

Die Stadt Düsseldorf spielt dabei natürlich auch eine gewisse Rolle. Die Auftritte in der Mehrzweckarena kosten der Fortuna eine nicht unerhebliche Miete. Die könnte auf dem Prüfstand stehen. Dass sich die Politik an dieser Stelle durchaus großzügig zeigt, bewies einer der Vorgänger von OB Keller. Einst erließ Joachim Erwin, der als Stadtoberhaupt vor 14 Jahren auch Fortunas Aufsichtsratschef war, dem damals klammen Klub die drückenden Mietschulden in Höhe von 1,6 Millionen Euro.

Fortuna in der Arena: rote und weiße Schalensitze

Stephan Keller ließ sich natürlich am Mittwoch zu keinen konkreten Aussagen hinreißen: „Wir werden darüber noch diskutieren, was es bedeutet, wenn wir von einem rot-weißen Zuhause sprechen.“ Es wird ganz sicher nicht nur um rote und weiße Schalensitze gehen, die das olympische Sitzplatzbunt aus der Erwin-Ära ablösen sollen.

Einst hatte die farblich wahllos erscheinende Bestuhlung nur einen Grund: im TV leere Sitze zu kaschieren. Rund um den Bau und die Einweihung der Arena vor mehr als 18 Jahren spielte die Fortuna bekanntlich dritt- und viertklassig – und vor bedeutend weniger Zuschauern als heutzutage.