Düsseldorf. André Scheidt ist Stadionsprecher bei Fortuna und der DEG. Wie er sich vorbereitet und warum er Respekt vor schwer auszusprechenden Spielernamen hat.
Als am Freitagabend (20. Dezember) um 18.30 Uhr zum letzten Fußball-Zweitligaspiel des Jahres zwischen der Fortuna und Magdeburg die Spielernamen durch die Düsseldorfer Arena schallten, hatte er wieder seinen großen Auftritt: André Scheidt. Der 46-Jährige war dann schon drei Stunden zuvor für die so genannte Ablaufbesprechung vor Ort, um sich unter anderem die richtige Aussprache - vor allem der Namen der gegnerischen Spieler - einzuprägen. Scheidt ist seit 2006 Stadionsprecher bei der Fortuna. Aufgeregt ist er vor den Partien nicht mehr so. „Aber je voller das Stadion und je geiler der Gegner, desto größer ist das Kribbeln im Bauch“, sagt er. So oder so. „Ich lebe meinen Traum“, sagt der 1,96 Meter große, sympathische Mann.
Der Sportliebhaber, der aktuell in Erkrath-Hochdahl lebt, ist aber nicht nur Stadionsprecher bei der launischen Diva Fortuna, sondern auch bei den Eishockey-Cracks der DEG. Und auch bei den Kufenflitzern, die früher an der Brehmstraße, heute im Rather Dome ihre Heimspiele austragen, hält Scheidt seit 2014 - gemeinsam mit Co-Sprecher Axel Pfannenmüller - das Mikro in der Hand. Die bekannteste Stadionstimme wird aber auch am Gesicht erkannt. Beim Termin mit der NRZ im KIT-Café am Rheinufer kommt er aus dem Grüßen gar nicht mehr heraus.
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Scheidt lebt also seinen Traum. Seit er vier ist, sagt er, sei er Fortuna-Fan. Und Eishockey hat er früher selbst gespielt, als Goalie beim Neusser HV. „Ich darf bei meinen Lieblingsvereinen ganz nah dabei sein, was will man da mehr?“ gesteht Scheidt. Dass das manchmal Stress bedeuten kann, zeigte sich zuletzt an einem „Doppelspieltag“ am Sonntag, 8. Dezember: Mittags (13.30 Uhr) kickten die Fortunen in der Arena gegen Braunschweig - André war am Mikro. Abends (19.15 Uhr) dann die DEG gegen die Adler aus Mannheim im Rather Dome - André war am Mikro. „Das ist dann schon eine Herausforderung“, sagt der Sprecher. Sollten sich Spiele der beiden Clubs komplett überschneiden, ist die Sache klar: „Es gibt eine vertragliche Vereinbarung, dass ich bei allen Fortuna-Spielen arbeite!“
Auch in der Fußball Champions-League unterwegs
Die Berufsbezeichnung des gebürtigen Neussers heißt: Sport-und Event-Moderator. Scheidt verdient sein Geld unter anderem auch am Mikro in den Uefa-VIP-Bereichen in Dortmund oder Leverkusen, wenn dort Champions-League-Partien stattfinden. Auf der Boot-Messe moderiert er im kommenden Januar wieder auf der eigenen Tourismus-Bühne. Bei der FIBO (weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit) in Köln war er auch schon unterwegs. Er moderiert bei Marathons und anderen sportlichen Veranstaltungen. Seine Stimme war zudem auf einem Podcast der Invictus Games in Düsseldorf zu hören. Und dann wurde er im Sommer 2024 als Stadionsprecher der Fußball-EM gleich für zehn Spiele engagiert. Fünf in Düsseldorf und fünf in, ja genau, in Köln. „Das hat mir von den Fortuna-Fans aber niemand übel genommen.“
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Die EM im eigenen Land war auch für André Scheidt ein großes Ereignis, er war als Stadionsprecher bei den großen Mannschaften (Spanien, England) und Spielen mit großer Stimmung (Schottland) am Mikro. Aber auch dort gab es Herausforderungen. Wo wir wieder bei der Aussprache von Spielernamen wären. „Beim Spiel Spanien gegen Georgien habe ich vorher Audiofiles von den georgischen Spielern bekommen“, erzählt Scheidt. „Das war kaum zu verstehen, da habe ich lange gebraucht, bis ich die Namen drauf hatte. Aber irgendwie hat es geklappt.“ Sein größer Fauxpax erlebte er laut eigener Aussage aber bei einem Testspiel der Fortuna gegen Bayern. Damals war der Kolumbianer James (Aussprache: Chamess) bei Bayern neu. Scheidt wählte die englische Aussprache (Jaims). „Das war schon peinlich damals.“
Das schlimmste Erlebnis beim Fußball war für die Stadionstimme allerdings das verlorene Rückspiel in der Relegation gegen Bochum im vergangenen Mai. Wir erinnern uns ungern: Fortuna schied nach 3:0-Hinspielsieg zuhause noch nach Elfmeterschießen aus. Scheidt: „Ich bin damals extra mit Bus und Bahn ins Stadion gefahren, weil ich - wie alle - danach schön feiern wollte. Die Toten Hosen wollten ein spontanes Konzert spielen, am nächsten Tag war eine große Party im Rathaus geplant.“ Der Rest ist Geschichte. Alles fiel flach. „Das war schon furchtbar!“
An den Aufstieg der Fortuna im Jahr 2009 (im Spiel gegen die Amateure von Werder Bremen) erinnert sich Scheidt indes total gerne zurück. „Das war der Zeitpunkt damals, an dem Fortuna aus der Versenkung kam und wieder von Fußball-Deutschland wahrgenommen wurde.“ Ein anderes Top-Ereignis war natürlich das historische Relegationsspiel 2012 gegen Hertha BSC in Düsseldorf, als es einen Platzsturm gab - und als Stadionsprecher Scheidt dafür sorgte, dass die Fans - fürs erste - wieder den Rasen verließen. Ohne ihn wäre es vielleicht nichts geworden mit dem Aufstieg.
Betrübte Miene beim Business-Forum der Fortuna
Nicht so glücklich wirkte der 46-Jährige indes vor ein paar Wochen, als die Fortuna in den Katakomben der Arena ihr diesjähriges Business Forum abhielt. Bei der Veranstaltung war alles an Fußball-Freunden da, was Rang und Namen hatte. Alte Fortuna-Legenden, Düsseldorfs Politik- und Wirtschaftsgrößen. Auf dem Podium wurden unter anderem Trainer Daniel Thioune, Manager Klaus Allofs oder D.Live-Chef Michael Brill interviewt. Aber nicht von André Scheidt. Der Verein verzichtete auf Lokalkolorit und engagierte den bekannten Sky-Reporter Sebastian Hellmann. Scheidt saß neben der Bühne auf einem Barhocker und machte ein betrübtes Gesicht. „Ich würde mir wünschen, wieder ein bisschen mehr für die Fortuna zu machen“, sagt er ein paar Wochen später diplomatisch.
Scheidt ist aber nicht nur Fortuna- und DEG-Fan, sondern auch leidenschaftlicher Anhänger (ohne Mikro) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der Mann war mit der DFB-Elf schon überall. Allein im ablaufenden Jahr 2024 begleitete er das Team schon auf der USA-Reise, als Trainer Julian Nagelsmann sein Debüt gab. Beim Auswärtsspiel in Bosnien-Herzegowina später im Jahr stand er dann auch auf der Tribüne. Die WM in Katar Ende 2022 ließ er sich auch nicht nehmen. Ein Leben für den Sport. Oder wie er es sagt: „Ich lebe meinen Traum!“ Wer kann das schon von sich behaupten.