Düsseldorf. Die Stadt Düsseldorf will mit der Polizei für mehr Sicherheit im Bahnhofsviertel sorgen. Einem Anwohner reicht das nicht. Was er nun fordert.
Als der Bus der Düsseldorfer Drogenhilfe am Freitagmorgen (18. Oktober) am Worringer Platz ankam, herrschte vor Ort bereits reger Betrieb. Mitarbeitende des Vereins versorgten zahlreiche Menschen aus der Obdachlosen- und Drogenszene mit heißen Getränken und belegten Brötchen. Und wer wollte, konnte sich im Bus mobil von Sozialarbeitern beraten lassen. Das sorgte für Abwechslung an dem berüchtigten Platz, der auch über die Stadtgrenze hinaus als der Drogen-Hotspot in Düsseldorf bekannt ist.
Seit Jahrzehnten ist der Worringer Platz der wohl größte Drogenumschlagplatz in der Landeshauptstadt. In den vergangenen Monaten spitzte sich die Lage dort immer weiter zu, offener Crack-Konsum, Drogenhandel, regelmäßige Gewalttaten und Vermüllung sorgen bei der Anwohnerschaft und bei Geschäftstreibenden täglich für ein Unsicherheitsgefühl.
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Drogen- und Obdachlosenhilfen zeigen mehr Präsenz im Bahnhofsviertel
Ende September hat die Stadt gemeinsam mit der Polizei Düsseldorf und der Bundespolizei ein Projekt auf den Weg gebracht, das dieser Entwicklung sowohl am Worringer Platz als auch im gesamten Umfeld entgegenwirken soll. Mit dem Projekt „Sicherheit im Bahnhofsumfeld“ (SiBu) sollen die massiven Probleme rund um den Hauptbahnhof angegangen werden. Dazu wurden auch weitere Akteure ins Boot geholt. Neben der Rheinbahn und der Deutschen Bahn auch Wohlfahrtsverbände wie die Diakonie oder die Düsseldorfer Drogenhilfe.
So wie der Verein „Flingern mobil“ schaute daher auch die Drogenhilfe in den vergangenen Wochen immer wieder mit ihrem Bus an Plätzen vorbei, an denen sich viele Suchterkrankte aufhalten und an denen offen mit Drogen gehandelt wird. „Es ist auch Teil des Konzeptes von SiBu, dass die Vereine dort mit ihren Bussen vorbeischauen. Dafür haben sie ihre Kapazitäten erhöht“, erklärt Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke (Grüne) von der zuständigen Bezirksvertretung 1 (BV).
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Dabei stellt sie klar, dass sich das neu-initiierte Projekt nicht nur ausschließlich auf den Drogenkiez am Worringer Platz konzentriere. „Es geht um das gesamte Bahnhofsviertel. Also auch der Mintropplatz, der Konrad-Adenauer-Platz vor dem Hauptbahnhof und auch der Oberbilker Markt.“
Worringer Platz: Anwohner fordert „Entzerrung“ der Drogenszene
Christian Tilg sei „begeistert, dass die Stadt dieses Projekt an den Start gebracht“ hat. Der Anwohner und Mit-Initiator der Bürgerinitiative „Sicherheit und Sauberkeit am Worringer Platz“ habe schließlich „nicht umsonst drei Jahre dafür gekämpft, dass die Stadt nun endlich handelt“. Mit weiteren Anwohnern, Einzelhändlern, Sozialverbänden und Streetworkern habe es bereits ein „großes Treffen gegeben, bei dem besprochen wurde, was man nun machen kann, um die Lage zu verbessern“, berichtet Tilg.
Und wie er weiter erzählt, herrschte bei dem Treffen zwischen allen Beteiligten Einigkeit darüber, dass „ohne eine Entzerrung der Szene am Worringer Platz keine Besserung in Sicht“ sei. Als eine der ersten Maßnahmen im Rahmen des Projektes SiBu wurden die Reinigungsintervalle erhöht. Zudem wurden zumindest am Worringer Platz weitere Abfallbehälter sowie Spritzenabwurfbehälter installiert.
Dennoch fordert Tilg weitere und langfristige Maßnahmen: „Was nützt es, wenn die Kehrmaschine der Awista fünfmal täglich vorbeikommt, die Leute dort aber trotzdem weiter Crack rauchen und den Platz vermüllen?“ Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilte, wurden im Zuge des Projektes SiBu neben der Erhöhung der Entsorgungsintervalle sowie von Reinigungszyklen bereits weitere Maßnahmen umgesetzt. So wurden die Öffnungszeiten der Einrichtungen der Sozialen Träger für Wohnungslose und Drogenabhängige bereits erweitert. Die im März errichtete Wohnunterkunft für wohnungslose Drogenabhängige, die im September von der Moskauer Straße an die Markenstraße umgezogen ist, zeige laut Stadt zudem, dass solch „niedrigschwellige Angebote in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden“.
Bahnhofsumfeld: Stadt Düsseldorf prüft Ausweitung der Beleuchtung
Nun hofft Christian Tilg, dass weitere Unterkünfte für Drogenabhängige in Düsseldorf geplant sind. „Wir brauchen möglichst viele Einrichtungen, um die Menschen von der Straße zu holen und ihnen Hilfe anzubieten. Am besten mit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung.“ Aus Sicht des Düsseldorfers am besten noch, bevor die Wintermonate anbrechen. „Die Zeit rennt uns davon. Wenn nicht auch zeitnahe Maßnahmen getroffen werden, werden sich immer Drogenabhängige auf dem Worringer Platz ansammeln. Vor allem, wenn es dunkel wird. Dann wird die Lage noch schlimmer“, glaubt Tilg.
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Nach Angaben der Stadt erfolgt aktuell zudem „eine erweiterte Prüfung von Möglichkeiten der Verbesserung und Ausweitung der Beleuchtung“ im gesamten Bahnhofsviertel und vor allem am Worringer Platz. In den vergangenen Wochen haben Einsatzkräfte der Düsseldorfer Polizei und des Ordnungsamtes ihre Präsenz an den Hotspots erhöht. Welche weiteren Maßnahmen die Stadt nun mit der Landes- und der Bundespolizei ergreifen wird, wird derzeit ebenfalls geprüft. „Zurzeit erfolgt der Abgleich der Lagebilder zwischen allen Beteiligten“, teilt die Stadt Düsseldorf mit.
Dass sich Ordnungshüter vor Ort mehr zeigen, sei auch notwendig, findet Christian Tilg. Denn wie er und weitere Anwohner der NRZ berichteten, verlagert sich der Drogenhandel und Crackkonsum mittlerweile auch auf die Nebenstraßen im Bahnhofsviertel. „Da kam zuletzt eine neue Dynamik rein“, so Tilg weiter.
Uber zieht in leerstehenden Gebäude an der Karlstraße
Ein Ort, der von vielen suchterkrankten Menschen im Bahnhofsumfeld als Treffpunkt zum Dealen und Konsumieren genutzt wurde, dürfte nach NRZ-Informationen zumindest bald wegfallen. Denn das seit Jahren leerstehende Gelände an der Karlstraße/Klosterstraße, in der bis 2015 eine Filiale der Pizzakette „Domino‘s“ war, soll zu Beginn des Jahres von dem Mietwagen-Unternehmen „Uber“ bezogen werden. Die ersten Aufbauarbeiten laufen dort bereits.
Und wie Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke verrät, werde in der BV 1 derzeit geprüft, ob noch irgendwo „weitere Tagesaufenthalte für Drogenabhängige und Wohnungslose möglich sind. Wir hoffen aber auch, dass die Drogenhilfe ihre Kapazitäten aufstocken kann.“ Zudem ist geplant, dass im Bahnhofsviertel ein Quartiersmanagement installiert wird. „Dann haben Anwohner und Einzelhändler vor Ort einen direkten Ansprechpartner.“
Fest steht aber, dass das Glashaus am Worringer Platz, das für Kunstausstellungen und zuletzt von der Drogenszene auch als Mülltonne und WC genutzt wurde, nicht mehr aufgebaut wird, wie Klinke im Gespräch mit der NRZ erklärt. Im Sommer wurde das Häuschen abgerissen. Dennoch soll es künftig wieder vermehrt Kunst vor Ort geben, kündigt die Grünen-Politikerin an: „Mit dem House of Friends, dem jungen Schauspielhaus und dem Capitol sind am Worringer Platz Kunstaktionen geplant. Das wird dann für eine andere Belebung sorgen.“