Düsseldorf. Mit einem neuen Projekt soll im Umfeld des Düsseldorfer Hauptbahnhofs für mehr Sicherheit gesorgt werden. Was Stadt und Polizei geplant haben.
Offener Drogenhandel und Konsum, regelmäßige Gewalttaten, teils extreme Vermüllung – das Umfeld am Düsseldorfer Hauptbahnhof hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Problemviertel und einem Treffpunkt der Drogenszene entwickelt. Dass sich vor Ort endlich etwas ändern müsse, darüber herrschte am Dienstagmittag (24. September) im Rathaus große Einigkeit.
Mit dem Projekt „Sicherheit im Bahnhofsumfeld“ (SiBu) will die Stadt daher nun gemeinsam mit der Polizei Düsseldorf und der Bundespolizei der Entwicklung entgegenwirken. Deswegen unterschrieben Oberbürgermeister Stephan Keller, Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns sowie Helge Scharfscheer, Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, eine Kooperationsvereinbarung, vorerst gültig bis 2028, im Saal des Ältestenrats.
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OB Keller sieht eine „ganze Reihe an Problemen“
Durch das gemeinsame Projekt wollen die Kooperationspartner „gemeinsam neue Wege und neue Lösungen erarbeiten“, um die Probleme rund um den Hauptbahnhof in den Griff zu kriegen, wie Stephan Keller am Dienstag im Rathaus erklärte. Auf ähnliche erfolgreiche Ergebnisse, wie die Stadt durch das Projekt SiDI (Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt) erzielen konnte, hofft der OB auch bei der neuen Kooperation. Denn immerhin seien „der Bahnhof und das Bahnhofsumfeld für viele Menschen die Visitenkarte und das Eingangstor der Stadt Düsseldorf“, so Keller weiter. Dennoch gebe es dort „eine ganze Reihe an Problemen, vor allem am Worringer Platz“, räumt das Stadtoberhaupt ein.
Die Ziele, die durch das Projekt SiBu erreicht werden sollen, sind die Steigerung der öffentlichen Sicherheit, mehr Sauberkeit und auch eine Verbesserung der sozialen Hilfsangebote für Obdachlose und Drogenabhängige. Deswegen wollen die Kooperationspartner „einen Ansatz leisten, der nicht nur auf ordnungsbehördlichen Maßnahmen beruht“, wie Stephan Keller klarstellt. Weitere Akteure wie die Deutsche Bahn, die Rheinbahn sowie die Düsseldorfer Drogen- und Obdachlosenhilfe sollen daher im Rahmen des Projektes mit ins Boot geholt werden.
Die unterschriebene Vereinbarung sei „ein wichtiger Schritt, um sich untereinander noch weiter zuvernetzen und gemeinsam Lösungsansätze zu finden“. Fest steht aber auch, dass das Projekt SiBu „kein Sprint wird und viel Geduld erfordern wird“, was zudem „viele Ressourcen bindet“, so der CDU-Politiker weiter.
Ordnungsdezernent Zaum: „Es gibt nicht den einen Ansatz“
Konkrete Maßnahmen wurden am Dienstag aber nicht vorgestellt. Ordnungsdezernent Christian Zaum erklärt auch, warum: „Es gibt nicht den einen Ansatz, um die Probleme im Bahnhofsviertel in den Griff zu bekommen. Das Klientel am Hauptbahnhof und im Umfeld ist extrem heterogen. Deswegen müssen wir auf unterschiedliche Lösungen setzen. Es wird daher auch Situationen und Maßnahmen geben, die wir einfach mal ausprobieren müssen.“
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Zudem müsse erstmal festgestellt werden, ob die Straftaten, die im oder rund um den Hauptbahnhof verzeichnet werden, auch von Personen begangen werden, die sich dort regelmäßig aufhalten. „Ob die Taten mit den Menschen aus dem Bahnhofsumfeld zusammenhängen, muss erstmal geprüft werden. Deswegen müssen wir analysieren, was für Täter wir überhaupt haben. Das können Reisende sein, Ersttäter, Menschen mit festem Wohnsitz in Düsseldorf, Jugendliche, aber auch Drogenabhängige“, merkt Silke Büßkamp, Leiterin der Bundespolizeiinspektion am Hauptbahnhof an. Zuletzt sei dort die Gewaltkriminalität gestiegen, berichtet Büßkamp weiter. Eine genaue Zahl konnte die Bundespolizisten jedoch nicht nennen.
Auf Einschüchterung und Verdrängung zu setzen, sei aus Sicht der Düsseldorfer Polizei dennoch nicht das oberste Gebot. „Bereichsbetretungsverbote lösen das Problem nur bedingt. Denn dann tauchen die Personen an anderen Plätzen im Bahnhofsviertel wieder auf“, glaubt Thorsten Fleiß, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Mitte. Außerdem stellt er sich die Frage, „was wir machen sollen, wenn wir ein Platzverweis gegen einen drogenabhängigen Tatverdächtigen aussprechen, er aber in der Nähe in seine Substitutionsklinik muss?“
Stattdessen müssen sich die Kooperationspartner nun die Frage stellen, „wie wir Aufenthaltsqualität im Umfeld schaffen wollen“. Zudem müssen die (polizeilichen) Maßnahmen auch immer praktikabel sein, betont der Polizeibeamte. Deswegen sei es gut, dass es diese Kooperation nun gibt. Und auch wenn es noch keine spruchreifen Maßnahmen gibt, „fangen wir mit unserer Arbeit nicht bei null an“, stellt Thorsten Fleiß klar.
Projektleiter von SiBu hat bereits mit Anliegern gesprochen
Am Worringer Platz, dem Drogen-Hotspot in Düsseldorf, hat sich die Lage in den vergangenen Monaten immer weiter zugespitzt. Zwar wurde im März eine niederschwellige Unterbringungs- und Beratungsstelle für wohnungslose Suchterkrankte eingerichtet, im Sommer das Glashaus abgerissen, das zuletzt als illegaler Konsumraum für die Cracksüchtigen herhalten musste und mittlerweile ein Quartiersmanager installiert, dennoch ist die Lage dort weiterhin problematisch.
„Dort gibt es leider weiterhin viele hilfsbedürftige Menschen, die nicht von ihren Straftaten ablassen können“, merkt Polizeipräsidentin Miriam Brauns an. Deswegen sei auch wichtig, gemeinsam mit den Trägern nachhaltige Lösungen zu finden, „um die Lage dort für alle Anwohner und Geschäftsbetreibern, aber auch für die Suchterkrankten zu verbessern.“ Laut Michael Hüttermann, Projektleiter von SiBu, will man daher alle Betroffenen und Streetworker mit ins Boot holen. „Wir haben schon mit den Geschäftsinhabern gesprochen und gefragt, wo sie den größten Bedarf in Sachen Sicherheit vor Ort sehen, aber auch mit den Suchterkrankten.“
Sicherheitsprojekt rückt viele Plätze in den Fokus
Und auch, wenn ein Hauptaugenmerk auf den berüchtigten Drogenkiez gerichtet wird, „ist es kein Projekt, bei dem es nur um den Worringer Platz gehen wird“, erklärt Oberbürgermeister Stephan Keller. Denn immerhin gebe es auch weitere Plätze im Bahnhofsumfeld, an denen es Probleme gibt. „Da sind auch der Mintropplatz, der Lessingplatz, der Oberbilker Markt, der Bahnhofsvorplatz und der Bertha-von-Suttner-Platz hinter dem Hauptbahnhof mit eingeschlossen.“
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Am Bertha-von-Suttner-Platz könnte zumindest eine weitere Einrichtung entstehen, in der sich Wohnungslose und Drogenabhängige tagsüber aufhalten können. „Wir lassen gerade prüfen, ob so etwas in der ehemaligen Stadtbibliothek möglich ist“, berichtet Kultur- und Integrationsdezernentin Miriam Koch. Ähnliches gilt auch für die Notschlafstelle an der Graf-Adolf-Straße. „Auch dort schauen wir, dass sich die Hilfsbedürftigen zumindest am Tag aufhalten können.“