Düsseldorf. Seit März gibt es in Düsseldorf-Oberbilk eine Wohnunterkunft für wohnungslose Drogenabhängige. Nun geht das Projekt an anderer Stelle weiter.

Am Montagvormittag (23. September) herrschte auf der Markenstraße 21 in Düsseldorf-Oberbilk reger Betrieb. Im Eingang des ehemaligen Bürogebäudes stappelten sich viele Matratzen, daneben lagen viele Tüten und Kartons gefüllt mit Kleidung und Bettwäsche. Auch ein Umzugswagen stand vor der Tür. Aus gutem Grund: Denn am Montag stand für knapp 40 Menschen, die drogenabhängig sind und jahrelang auf der Straße gelebt haben, ein Tapetenwechsel an.

Zuvor lebten die Suchterkrankten in der Niederschwelligen Unterbringungs- und Beratungsstelle (NUB) an der Moskauer Straße. Das Projekt, das in Kooperation der Landeshauptstadt Düsseldorf mit der Diakonie Düsseldorf, der Düsseldorfer Drogenhilfe, Fiftyfifty, Axept! und Care24 im März diesen Jahres an den Start gegangen war, wird nun an der Markenstraße fortgesetzt.

Die Unterkunft an der Moskauer Straße, die vor dem Projekt als Wohneinrichtung für Geflüchtete eingesetzt wurde, muss nun jedoch für das neue Technische Rathaus weichen. Die Arbeiten an gleicher Stelle beginnen im Herbst. Das die NUB ein Ablaufdatum an der Moskauer Straße hatte, war bereits im März klar.

Unterkunft an der Markenstraße hat Platz für 40 Bewohner

An der Markenstraße sollen die Suchterkrankten dann wieder durch Sozialarbeiter und Ehrenamtler der Wohlfahrtsverbände betreut werden. Am neuen Standort ist Platz für etwa 40 Menschen. Insgesamt gibt es 30 Einzelzimmer und acht Doppelzimmer. Dazu gibt es einen Raum mit zwei Pflegebetten und einen weiteren Raum für die medizinische Versorgung und Beratung der zumeist crackabhängigen Bewohnerinnen und Bewohner. Wie an der Moskauer Straße zuvor auch, wird das Gebäude an der Markenstraße ebenfalls von einem Sicherheitsdienst bewacht. Bereits zuvor wurde der Standort als Obdachlosenheim genutzt.

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Anwohner Björn Limbach* (39, *Name geändert) fürchtet dennoch, das es vor Ort zu Spannungen zwischen der Nachbarschaft und den Drogenabhängigen kommen könnte. Denn immerhin leben im direkten Umfeld der neuen Unterkunft an der Markenstraßen sowie an der Heerstraße und Mindener Straße viele Menschen im dichtbesiedelten Oberbilk. „Ob das so eine gute Idee ist, die Unterkunft hier mitten in einem Wohngebiet zu eröffnen, wird sich zeigen“, sagt der 39-Jährige, der mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern rund 80 Meter von dem neuen NUB-Standort entfernt lebt.

Als sich die Situation rund um das Bahnhofsviertel und am Grand Central im vergangenen Herbst immer weiter zuspitzte und entlang der Bahngleise an der Werdener Straße immer mehr Suchterkrankte in Zelten hausten, habe er sich bereits Sorgen gemacht, dass sich die Drogenszene auf die Spielplätze in den Oberbilk verlagert. „Man hat ja gesehen, was auf den Gleisen los war und man sieht ja auch, was am Worringer Platz los ist. Hoffentlich können meine Kinder weiterhin draußen spielen, ohne dass man sich Sorgen machen muss.“ Dennoch weiß Limbach, dass diese Menschen „natürlich Betreuungsplätze und auch Schlafplätze brauchen“.

Wohlfahrtsverbände stehen in Kontakt mit Polizei und Bezirksvertretung

Oliver Targas, Sozialarbeiter bei der Diakonie Düsseldorf, die das Unterbringungsprojekt federführend mit betreut, nimmt die Sorgen der Anwohnerschaft sehr ernst und räumt ein, dass die NUB durchaus Konfliktpotenzial mit sich bringt. „Es kam auch schon vor, dass es an der Moskauer Straße Spannungen zwischen den Bewohnern der Unterkunft und Nachbarn gab. Das waren zwar Einzelfälle, aber das kam vor. Wir werden das daher natürlich im Blick behalten.“ Deswegen stehen die Wohlfahrtsverbände auch im engen Kontakt mit der Bezirksvertretung 3 (zuständig für die Stadtteile Friedrichstadt, Unterbilk, Hafen, Hamm, Volmerswerth, Flehe, Bilk und Oberbilk) und der Düsseldorfer Polizei, berichtet Targas.

Aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Wohlfahrtsvereinen, der Drogenhilfe und der Verwaltung der Stadt Düsseldorf sei es jedoch lediglich bei einzelnen Spannungen geblieben, so der Sozialarbeiter weiter. Und anders als am bisherigen, teils unübersichtlichen Standort, gibt es an der Markenstraße direkt vor der Tür keinen Park.

Das macht die Arbeit für den Sicherheitsdienst leichter, merkt Targas an. „Anders als an der Moskauer Straße gibt es an der Markenstraße nicht so viel Platz vor dem Eingang. Deswegen dürfte vor der Tür auch nicht so viel los sein. Daher hoffen wir, dass Anwohner sich auch nicht belästigt fühlen.“ Zudem werden nicht alle 44 Bewohner von der Moskauer Straße mit an den neuen Standort gehen. „Nicht alle ziehen mit um. Aktuell sind es etwa 31 bis 35 Menschen, die in der Markenstraße unterkommen werden.“

Sozialarbeiter plädiert für weitere Unterkünfte für Drogenabhängige

Das Projekt der Stadt und den Wohlfahrtverbänden sei jedenfalls „sehr gut angelaufen“, wie Oliver Targas nach den ersten sechs Monaten resümiert. Auch nach Angaben der Stadt konnte in der NUB bei den „schwerstabhängigen Menschen, insbesondere Crack-Nutzenden, ein wesentlicher Beitrag zu Überlebenssicherung und Schadensminimierung“ geleistet werden, wie es in einer Mitteilung heißt. „Das liegt an der guten Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Trägern und der Verwaltung. Denn direkt vor Ort können wir die Betroffenen ganz anders betreuen, als auf der Straße, weil wir sie in der Unterkunft im Regelfall immer wieder antreffen konnten.“

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Laut Stadt wurden im vergangenen halben Jahr 1300 Einheiten von sogenanntem Safer-Use-Material, also sauberes Drogenbesteck, an die Crack-Konsumenten ausgegeben. Zudem wurden bei einigen Bewohnern lebensbedrohliche Erkrankungen diagnostiziert und behandelt sowie Krankheits- und Heilungsprozesse unterstützt.

„Man sieht, dass man solche Projekte gut gestalten kann und den Menschen direkt vor Ort helfen kann. Das ist auf jeden Fall eine Erkenntnis“, resümiert Oliver Targas. Aus Sicht des Sozialarbeiters braucht es in Düsseldorf aber weitere solcher Wohn- und Betreuungsprojekte für wohnungslose Suchterkrankte: „Es lebt immer noch eine große Zahl an Menschen auf der Straße. Viele haben eine Suchtproblematik. Deswegen ist es sinnvoll zu prüfen, was noch an Unterkünften und Betreuungsmaßnahmen möglich sind.“