An Rhein und Ruhr. Die Teillegalisierung führte bisher nicht zu mehr Konsumenten, die sich an Beratungsstellen wenden. Dafür fragen deren Verwandte verstärkt nach.

Vor der Teillegalisierung von Cannabis zum 1. April hatten Kritiker der Neuregelung einen höheren Konsum befürchtet. Zumindest bei den Drogenberatungsstellen ist das bislang nicht bemerkbar, heißt es in Düsseldorf, Duisburg und Essen. Dafür stellen Angehörige und Einrichtungen vermehrt rechtliche Fragen.

Angehörige von Konsumenten melden sich bei der Drogenberatung

„Bisher nehmen wir keinen Anstieg der Nachfrage zur Suchtberatung wahr“, berichtet Kathleen Otterbach, Leiterin der Beratungsstelle „Perspektive“ der Düsseldorfer Drogenhilfe. Jedoch sei in den vergangenen Monaten die Nachfrage bereits sehr hoch gewesen. „Im Herbst mussten wir eine Warteliste einführen. Daher macht sich die Cannabis-Legalisierung nicht bemerkbar. Es kann aber sein, dass sich das in diese Richtung entwickeln wird.“

Wie zeigt sich eine Cannabis-Sucht?

„Die Abhängigkeit von Cannabis ist vorrangig psychisch“, erklärt Kathleen Otterbach, Leiterin der Beratungsstelle „Perspektive“ der Düsseldorfer Drogenhilfe. „Wenn regelmäßig und viel gekifft wird, beschreiben Konsumenten, die aufhören wollen, Entzugserscheinungen. Die zeigen sich in gesteigerter Unruhe, Nervosität, einer höheren Gereiztheit, starkem Schwitzen in der Nacht und vermehrtem Träumen“, sagt sie. In den ersten zwei Wochen komme es vor allem zu Schlafstörungen. „Cannabis wird aber häufig kombiniert mit Tabak. Und bei einem Nikotin-Entzug kommt es durchaus zu körperlichen Entzugserscheinungen.“

Auch bei der Elternberatung sei die Nachfrage länger hoch gewesen. „Die Angehörigenberatung ist ein Schwerpunkt bei uns. Da gab es nach der Teillegalisierung auch rechtliche Fragen. Angehörige melden sich aber vor allem, wenn es Auffälligkeiten gibt beim Konsum oder es überhaupt zum Thema wird“, sagt Otterbach weiter „Aus Erfahrungen aus anderen Ländern wissen wir, dass der Konsum nach einer Legalisierung nicht zwingend ansteigen muss. Ob nun aber die Hemmschwelle sinkt, sich Hilfe zu suchen, das muss sich erst zeigen.“

Duisburg: Viele Fragen zur rechtlichen Lage

Auch die Duisburger Fachstelle Suchtvorbeugung und Jugendsuchtberatung beim Suchthilfeverbund sieht noch keine verstärkte Nachfrage von Konsumenten. „Was wir aber schon massiv merken ist, dass Angehörige viele Frage zu dem Thema haben. Auch Schulen, Jugendzentren oder Jugendhilfeeinrichtungen fragen derzeit danach, wie sie in Zukunft mit Cannabis-Konsum umgehen sollen und was ratsam wäre und was im Zuge der Legalisierung noch auf sie zukommen könnte“, erklärt Einrichtungsleiter Timo Bartkowiak.

Für den Konsum und die Suchtberatung sei es allerdings auch nicht relevant gewesen, ob die Droge verboten war oder nicht, gibt er zu bedenken. „Wer konsumieren will, macht es so oder so. Die Zahlen gingen ja seit Jahren hoch“, sagt Bartkowiak. „Daher darf man von der Legalisierung nicht direkt eine Steigerung in der Beratung erwarten. Aber ich denke, dass bei Menschen mit Probierkonsum noch verstärkt Fragen kommen werden. Oder dass zumindest der Umgang offener wird.“

Künftig können Abhängige leichter den Weg zur Beratung finden

Auch Frank Langer von „Suchthilfe Direkt“ in Essen berichtet von einer ohnehin seit Jahren hoher Nachfrage nach einer Cannabis-Suchtberatung. „Es ist schon lange nicht mehr so, dass die meisten Personen wegen Heroin, Kokain oder Amphetamin kommen“, sagt er. Cannabis sei dominant bei der Beratung. Unmittelbare Auswirkungen der Legalisierung sehe er dabei jedoch nicht.

„Ein positiver Effekt des Gesetzes könnte es aber ein, dass Konsumenten, die selbst zu viel davon haben, viel leichter den Weg zu uns finden“, meint Langer. „Denn es geht nicht mehr um eine illegale Droge und man wird als Abhängiger weniger stigmatisiert.“

Kontakt zur Suchtberatung

Wer sich Beratung oder Hilfe wegen einer Abhängigkeit bei sich selbst oder eines Angehörigen suchen möchte, kann sich an die örtlichen Stellen wenden:

In Düsseldorf ist die Beratungsstelle „Perspektive“ unter 0211/301 446 501 oder info@perspektive-suchtfragen.de erreichbar. Die offene Sprechstunde ist dienstags von 14 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr. Die Telefonsprechstunde ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr.

Der Suchthilfeverbund in Duisburg ist per E-Mail unter info@suchthilfeverbund-duisburg.de erreichbar. Die Drogenberatung in Duisburg-Mitte ist zudem montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr unter 0203/71 8906-60 erreichbar, die Stelle in Duisburg-Hamborn täglich von 10 bis 13 Uhr unter 0203/98 4302-60.

Die Suchthilfe Direkt in Essen ist unter willkommen@suchthilfe-direkt.de zu erreichen. Oder unter 0201/860 30 an folgenden Tagen: montags und mittwochs von 8.30 bis 17 Uhr, dienstags von 8.30 bis 16 Uhr, donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 13 Uhr.