Düsseldorf. Für Anwohner und Geschäftsleute ist die Drogen-Situation am Worringer Platz unerträglich. Eine Bürgerinitiative fordert nun drastische Lösungen.
- Der Worringer Platz ist seit Jahren Düsseldorfs Drogen-Hotspot
- Eine Bürgerinitiative kämpft nun für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Düsseldorfer Innenstadt
- Auch eine Petition soll helfen an die Stadt Düsseldorf soll helfen
Christian Tilg gerät regelrecht in Rage, als er auf den Worringer Platz blickt. „Dort wird mal wieder gedealt und konsumiert und das am helllichten Tag. Es ist einfach unglaublich und schlimm“, schimpft der Anwohner. Denn auch bei einem Vor-Ort-Besuch am Donnerstagnachmittag (23. Mai) herrscht am Drogen-Hotspot in der Düsseldorfer wieder Hochkonjunktur.
Während sich an den Glascontainern wieder eine Vielzahl an Drogenabhängigen und Dealern versammeln, wartet nur wenige Meter weiter an der Haltestelle ein Familienvater mit seinen beiden kleinen Kindern auf den Bus. „Die beiden Kinder wissen vermutlich gar nicht, was nur wenige Meter weiter von ihnen passiert. Und keiner macht was“, ärgert sich Christian Tilg.
Drogen-Hotspot Worringer Platz: Viele Geschäfte haben bereits aufgegeben
Seit über zehn Jahren wohnt Tilg in der Nähe des Worringer Platzes. Die Situation vor seiner Haustür ist für ihn so unerträglich, dass er und weitere Mitstreiter eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen haben, um für mehr Sicherheit und Sauberkeit vor Ort zu sorgen. „Vor vier Jahren haben wir die Initiative ins Leben gerufen, damit sich hier endlich mal was bewegt. Die Stadt muss endlich was machen“, sagt er.
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Auch Roberto Tomasello engagiert sich in der Bürgerinitiative. Seit 1976 führt er das Eiscafé Stefan an der Worringer Straße. Mittlerweile sei er mit seiner Eisdiele am längsten von allen noch verbliebenen Gastronomen und Geschäften am Worringer Platz vertreten, berichtet der Italiener. In den vergangenen 50 Jahren habe er viele Geschäfte öffnen und dann wieder schließen sehen, schildert Tomasello: „Früher gab es hier zwei Bankfilialen, einen Drogerie- und einen Supermarkt. Doch die haben alle schon vor vielen Jahren aufgegeben.“
So auch Ralph Thomaßen. Wenige Meter weiter - ebenfalls an der Worringer Straße - leitet er eine Praxis für Zahntechnik. Früher besaß er dort auch eine Immobilie, hat sie aber bereits vor einigen Jahren verkauft, berichtet er. „Durch die Drogenszene ist der Wert natürlich ordentlich gesunken. Außerdem halte ich es hier nicht mehr aus. Wenn ich in meiner Praxis mal aus dem Fenster schaue, kommt es nicht selten vor, dass ich beobachte, wie Drogenabhängige ihr Geschäft vor meiner Praxistür verrichten.“
Bürgerinitiative „Worringer Platz“ gründete sich im Jahr 2020
Seit 2020 gibt es die Bürgerinitiative bereits. Mit der Bezirksvertretung 1 (unter anderem zuständig für die Stadtmitte und den Worringer Platz) sei man im regelmäßigen Austausch, sagt Christian Tilg. Sieben Sitzungen habe er bereits besucht und sei auch mit Oberbürgermeister Stephan Keller in Kontakt.
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Auf Drängen der Bürgerinitiative wurden am Worringer Platz mehr Abfallbehälter aufgestellt, damit die Vermüllung nicht weiter voranschreitet. Die Situation am Drogen-Kiez hat sich seitdem jedoch nicht verändert. „Es ist in den vergangenen Jahren sogar schlimmer geworden. Früher war der Worringer Platz ja schon bekannt für seine Drogenszene. Und um es vorwegzunehmen: Ich habe nichts gegen Suchterkrankte an sich. Es ist wichtig, dass die Menschen die notwendige Hilfe bekommen.“
Mittlerweile habe sich die Klientel am Worringer Platz aber massiv geändert, meint Christian Tilg. „Früher haben die Abhängigen ihr Ding gemacht, ihre Drogen irgendwo konsumiert, wo man sie nicht sofort sehen konnte. Und sie haben die Menschen in Ruhe gelassen.“ Genau dies sei seit einiger Zeit aber nur noch selten der Fall, sagt der Leiter der Bürgerinitiative: „Wenn man heute am Worringer Platz unterwegs ist, wird man von vielen Suchterkrankten bedrägt und bedroht. Das war früher nicht so.“
Anwohnerin Sophie Sczepanek, die seit 2018 in dem hochmodernen Wohnquartier „Klosterhöfe“ an der Klosterstraße/Ecke Karlstraße lebt, hat ebenfalls schon negative Erfahrungen gemacht. „Einmal ist ein Abhängiger über den Zaun geklettert und stand plötzlich auf meinen Balkon. Ich wusste gar nicht, was ich machen und wie ich ihm klarmachen soll, dass er verschwinden soll.“ Seitdem geht sie abends nicht mehr alleine mit ihrem Hund spazieren, schildert sie. „Entweder muss mein Freund dabei sein, oder er muss mit dem Hund Gassi gehen.“
Kriminalität ist auch innerhalb der Drogenszene hoch
Bei einem Rundgang über den Drogen-Hotspot kommt Christian Tilg mit drei Frauen ins Gespräch, die sich am Worringer Platz bereits seit vielen Jahren mit Stoff versorgen. Auch sie haben über die Zeit beobachtet, wie sich die Szene verändert hat. „Unsere Leute von früher sind gar nicht mehr da. Mittlerweile kommen viele Abhängige aus den anderen Städten nach Düsseldorf“, erläutert eine der Frauen. Eine Erklärung für diese Entwicklung hat sie auch: „Hier am Worringer gibt es eine Crackpfeife bereits für fünf, sechs Euro. Das ist viel günstiger als in anderen Städten.“
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Weil so viele Menschen von außerhalb kommen, komme es auch innerhalb der Drogenszene zu kriminellen Handlungen, berichtet eine andere Frau: „Man wird von den Leuten mittlerweile mit Messern bedroht. Außerdem beklauen sie uns.“ Der Polizei sei all dies bekannt, behauptet Eisdielen-Betreiber Roberto Tomasello. „Sie nehmen ja auch regelmäßig einen Dealer fest. Aber das bringt nichts, denn dann kommt schon der nächste und verkauft hier Drogen.“
Bürgerinitiative hat Petition gestartet
Christian Tilg fordert nun nachhaltige Lösungen von der Stadt Düsseldorf. Zwar wurde im März in der ehemaligen Geflüchtetenunterkunft an der Moskauer Straße eine Unterbringungsstelle für wohnungslose Drogenabhängige eingerichtet, auch unter Druck der Bürgerinitiative, doch es müsse mehr passieren. Beispielsweise, dass die Einsatzkräfte des Ordnungsamtes die Abhängigen darauf hinweisen, dass er rund um den Worringer Platz Einrichtungen für Suchterkrankte gibt. Dies passiere laut einer der Frauen nämlich nicht. „Das Ordnungsamt verscheucht uns von Ort und Ort und schickt uns einfach nur im Kreis. Wir können uns ja nicht in Luft auflösen. Und dass es so eine Einrichtung an der Moskauer Straße gibt, hat uns auch noch keiner gesagt.“
Die Bürgerinitiative „Worringer Platz“ hat nun eine Petition gestartet, die die Stadt Düsseldorf dazu auffordern soll, dauerhaft und konsequent gegen den offenen Drogenhandel vor Ort vorzugehen. Zudem sollen dort die Aufenthaltsflächen wie die Glasbaubänke zurückgebaut werden. Christian Tilg geht sogar noch einen Schritt weiter: „Der Worringer Platz muss abgerissen und komplett neu konzipiert werden. Anders kriegt man die Situation nicht in den Griff.“
Falls dies nicht passiert, sollte „der Platz dauerhaft viel heller beleuchtet und videoüberwacht werden“, so der Anwohner weiter. Und sollte die Petition keinen Erfolg bringen, „werden wir den Worringer Platz lahmlegen und hier mit allen Geschäfts- und Restaurantinhabern demonstrieren“, kündigt Christian Tilg an.