Die Multimegawatt-Windkraftanlage schafft 2500 Kilowatt pro Stunde und ist eine beeindruckende Konstruktion. Jeder der drei Flügel ist 45 Meter lang und zehn Tonnen schwer. Der Rotor hat also einen Durchmesser von 90 Metern. An den Flügelspitzen beträgt die Geschwindigkeit bis zu 300 Stundenkilometer. "Eine Windkraftanlage ist ein sehr dynamisches System, auf das viele Kräfte wirken", sagt Ralf Peters vom Hersteller Nordex. "Bereits kleine Fehler können über die 20 Jahre Betriebszeit erhebliche Folgen haben." An der Entwicklung neuer Anlagen arbeiten bei Nordex 150 Ingenieure, jeder ist Spezialist in einem Teilgebiet. Einige entwickeln Generatoren mit, andere arbeiten an Getrieben oder bei der Auslegung von Fundamenten.

"Wir bekommen so gut wie keinen fertigen Ingenieur vom Markt, der mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringt", sagt Peters, "Deshalb schulen wir Hochschulabgänger selber bis zu 18 Monate in Weiterbildungen oder Training on the Job." Nordex rekrutiert seine Ingenieure aus den klassischen Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Gesucht wird derzeit beispielsweise ein Entwicklungsingenieur Getriebe, der Serienprodukte weiterentwickelt und konzeptionell in der Antriebstechnik arbeitet. Auch Experten für Aerodynamik seien sehr gefragt, da die Nordex-Ingenieure auch selbst Flügel bauten. Das sei anspruchsvoller als Flugzeugbau, denn der Flügel einer Windkraftanlage habe an jeder Stelle eine andere Geschwindigkeit auszuhalten. Außerdem müssten sie leicht und wirtschaftlich sein. Peters: "Es gibt Umweltauflagen und genaue Vorgaben, was ein Produkt kosten darf."

Ein Jahr dauert die Entwicklung einer Anlage auf dem Papier und weitere zwei Jahre, bis ein Prototyp getestet ist. Vieles errechnen die Ingenieure am Computer. "Wichtig ist jedoch die Arbeit im Feld", sagt Peters. Deshalb sind Windkraft-Ingenieure auch vor Ort anzutreffen. Da die Branche noch jung und klein sei, bestehe viel Gestaltungsspielraum. Peters: "Die Ingenieure müssen offen für neue Lösungen sein, abstrahieren können und auch kreativ arbeiten." Außerdem seien Kommunikation und Teamarbeit gefragt.