“Hier ist Endstation“, sagt Gerda Emmerich (83) und meint damit ihr Einzelzimmer im Pflegezentrum Wandsbek/Mariental, das sie als Witwe bewohnt.

"Hier ist Endstation", sagt Gerda Emmerich (83) und meint damit ihr Einzelzimmer im Pflegezentrum Wandsbek/Mariental, das sie als Witwe bewohnt. Einzelne Möbelstücke erinnern an ihr früheres Leben, das glücklich und sorgenfrei gewesen sei. Jürgen Probst (59) kennt die Lebensgeschichte von Frau Emmerich wie auch die der meisten anderen Bewohner hier. Seit 1999 ist er Pastor für Altenheimseelsorge und zuständig für das Pflegezentrum Wandsbek/Mariental mit 320 Bewohnern sowie das Pflegezentrum Holstenhof mit 250 Bewohnern und dessen Außenstelle, das Pflegeheim Öjendorf mit 130 Bewohnern. Darüber hinaus konzipiert und leitet er Projekte im Rahmen der Heimseelsorge, Sterbebegleitung und der Trauerarbeit.

"Seit gut zehn Jahren hat sich die Pflegesituation in den Alten- und Pflegeheimen dramatisch verändert" sagt Jürgen Probst. "Es gibt immer mehr Bewohner, die aufgrund körperlicher und geistiger Erkrankungen schwerstpflegebedürftig sind; das Pflegepersonal ist durchweg in einer Überforderungssituation; die Zahl der besuchenden Angehörigen nimmt kontinuierlich ab. Und diese Situation wird sich künftig noch verschärfen. Die Pflegeversicherung deckt nur die körperliche Pflege ab. Die seelische Betreuung braucht Unterstützung von außen."

In den Gesprächen geht es um alltägliche Unzufriedenheiten genauso wie um seelsorgerische Probleme. Manchmal reicht auch nur ein Streicheln oder ein aufmunterndes Wort.

Ortswechsel: Stationsgottesdienst im Pflegeheim Holstenhof. Frau Sperling (72) freut sich auf den Pastor. Wie lange sie schon hier lebt? "Schon immer." Der Pastor begrüßt alle zehn Besucher, darunter Demenzkranke und zwei Bettlägerige, mit Handschlag. Obwohl er an diesem Tag schon zwei Beerdigungen, zwei Geburtstagsbesuche und ein Seelsorgegespräch hinter sich hat, ist von Müdigkeit keine Spur. Seine lockere Ansprache überträgt sich wohltuend auf die Besucher.

Was gefällt Jürgen Probst an seiner Arbeit? "Es ist hoch spannend, zu erfahren, wie Menschen, 1916, 1922 geboren, ihr Leben gemeistert haben", sagt er. "Zum anderen: Wenn Sie jemanden beim Sterben begleitet haben, und es hat ihm gut getan, bleibt ein gutes Gefühl. Das ist auch was Beglückendes." Und ein Schnack mit Frau Emmerich geht immer.