Das Netz aus gesetzlichen Vorschriften und Haftungsrisiken wächst für Firmen. Zunehmend benötigen Unternehmen deshalb Compliance Officer als Regelwächter (compliance, engl., die Einhaltung von Regeln und Gesetzen). Sie sorgen für den Durchblick und achten darauf, dass die unternehmensinternen Richtlinien, freiwilligen Kodizes sowie Gesetze und Regularien konsequent befolgt werden.

Die Deutsche Bank begann als eines der ersten Geldinstitute in den Neunzigern mit dem Aufbau einer eigenen Compliance Abteilung - 1992 waren es 15 Mitarbeiter, heute sind es weltweit 600. Auch in der Pharmaindustrie spielt Compliance eine wichtige Rolle. In vielen Firmen erledigen bestimmte Bereiche diese Aufgaben mit - etwa die Rechtabteilung, die Revision, die PR- oder die Personalabteilung.

Früher häufig als "Geschäftsverhinderer" oder "Paragrafenreiter" bezeichnet verstehen sich Compliance Manager heute mehr als Berater und Begleiter in firmenrelevanten Fragen und weniger als "Polizisten". Zu ihrem Aufgabenbereich gehören vorbeugende Maßnahmen, Workshops und Seminare für Mitarbeiter.

In diesem komplexen und anspruchsvollen Job sind vor allem Juristen, Betriebswirte und Kandidaten mit einem personalrechtlichen Hintergrund gefragt. Es werden aber auch - wie in der Commerzbank - Psychologen eingesetzt. Analytisches Denken, ausgeprägte soziale Kompetenzen wie Kommunikations- und Verhandlungsstärke sind wichtige Voraussetzungen, denn der Compliance Officer ist sowohl Ansprechpartner für die Mitarbeiter als auch für Aktionäre, Kunden, Lieferanten und die Öffentlichkeit. Ein weltweit agierender Hersteller von Orthopädieprodukten sucht zurzeit einen Kandidaten "mit einem lösungsorientierten Arbeitsstil, der sich als Dienstleister versteht".

Wegen der starken Nachfrage vor allem aus dem Bankensektor startet am 30. Mai der bundesweit erste zwölfmonatige Studiengang "Compliance Officer" an der Frankfurt School of Finance & Management mit 20 Teilnehmern. Zu den Themen gehören Risikomanagement, IT und Compliance, Wirtschaftskriminalität, Korruption und Geldwäsche. "Ein Angebot für Industrieunternehmen ist in Vorbereitung", sagt Projektleiter Christian Scherf.


www.frankfurt-school.de